Nichts Neues unter der Sonne?: Eine kritische Würdigung des „Mission Manifest“

Nichts Neues unter der Sonne?: Eine kritische Würdigung des „Mission Manifest“

Auf der diesjährigen MEHR-Konferenz stellten katholische Christen das „Mission Manifest“ vor. Thomas Schech nimmt zum kürzlich erschienenen Buch zum Manifest Stellung.

11.000 Menschen quer durch alle Konfessionen kamen Anfang des Jahres zusammen bei der MEHR-Konferenz. Initiiert vom Gebetshaus Augsburg, hat diese zurecht als Event gelobte und auch getadelte Veranstaltung ein Ziel: Menschen ins gemeinsame Gebet zu Jesus Christus zu führen. Das ist Lebensthema und Leidenschaft von Gebetshaus-Gründer Dr. Johannes Hartl. Dieses Jahr wählten katholische Christen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Konferenz als Plattform, um das „Mission Manifest“ vorzustellen: zehn Thesen zur Neuevangelisierung des deutschsprachigen Europas. Zentrale Forderung: Mission soll wieder Priorität Nummer eins werden in der katholischen Kirche.

Drei Dinge machen das Buch zum „Mission Manifest“ für mich außergewöhnlich: die Autoren, die Haltung und die Wertschätzung. Als freikirchlicher Pastor lese ich keine für mich grundlegend neuen Erkenntnisse, wenn jeweils ein Autor je eine der Thesen in einem Kapitel des Buches entfaltet. Es geht um die Lebenszuwendung des einzelnen Menschen zu Jesus Christus und Mission als Priorität Nummer eins in seiner Gemeinde. Das gilt es gemeinsam mit allen, die Jesus im Zentrum haben, anzugehen, immer neu zu verstehen und im Gebet als Priesterschaft aller Gläubigen umzusetzen. So weit, so bekannt.

Allerdings schreiben hier nicht evangelikale Pastoren US-amerikanischer Megachurches oder Hippsterbärte tragende Visionäre missionaler Gemeindegründungen in deutschen Großstädten. Sondern gewichtige katholische Stimmen von Männern und Frauen, die als Pater, Philosoph, Musiker, Beter, Journalist und Autor mitten in der katholischen Kirche für einen solchen Neuaufbruch werben und beten.

Und sie tun das in einer inspirierend hoffnungsvollen Haltung: indem sie sich der demographischen Entwicklung der Volkskirchen im deutschsprachigen Europa ebenso konsequent stellen, wie sie leidenschaftlich davon berichten, wo solcher Aufbruch schon geschieht.

Was mich beeindruckt und berührt, ist die tiefe Dankbarkeit, Wertschätzung und Offenheit, zu lernen in der Auseinandersetzung, besonders mit den Freikirchen. Für uns als freikirchliches Missionswerk ist der Höhepunkt der mutigen Thesen meines Erachtens die sechste:

„Wir danken allen Christen außerhalb der katholischen Kirche, die heute schon mit Hingabe missionieren, taufen und Menschen zu Jesus führen. […] Wir wollen demütig lernen – auch und gerade von den Freikirchen – und mit allen unseren Geschwistern in der Ökumene kooperieren, um selbst missionarischer zu werden.“

In diesem Sinne kann ich dem Wunsch nach einer „Ökumene der Herzen“, die nicht in allem übereinstimmen muss, um gemeinsam Gottes Mission zu leben, nur zustimmen.

Thomas Schech ist Missionsleiter

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2018) erschienen.