30 Jahre missionarische Zusammenarbeit

30 Jahre missionarische Zusammenarbeit

Für 30 Jahre nutzte die Allianz-Mission zusammen mit einheimischen Partnern die Chancen der neu gewonnenen Religionsfreiheit in Weißrussland. Und erlebte eine Erweckung. Drei Jahrzehnte später erlebt die christliche Gemeinde dort massive Unterdrückung, aber Gottes Reich wächst weiter.

1991 war der unabhängige Staat Weißrussland auf einmal geboren. Mit der Perestroika kam ein wirtschaftlicher Zusammenbruch, gleichzeitig aber auch die Religionsfreiheit. In einem Land, in dem Christen noch kurz zuvor verfolgt wurden. Damals wurden wir – von Deutschland aus – Zeitzeugen eines gewaltigen politischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Menschen suchten nach der Wahrheit und waren offen für das Evangelium von Jesus Christus.

„Kommt und helft uns!“ – der erste Hilferuf erreichte uns durch einen Arzt*, der den Verein „Rettung“ gründete, um suchtkranken Menschen zu helfen. Wir starteten erste Hilfstransporte mit Kleidern, Lebensmitteln, Medikamenten und Bibeln für Kinder und Erwachsene. Bei der Verteilung der Hilfsgüter erlebten wir in den sozialen Einrichtungen und Gefängnissen Dankbarkeit für unsere Hilfe, Herzlichkeit in der Gemeinschaft und Interesse am christlichen Glauben.

„Helft uns zu evangelisieren und Gemeinden zu bauen!“ – der zweite Hilferuf kam von der christlichen Gemeinde „G“ in Minsk, die die großen Chancen dieses besonderen Zeitpunktes entdeckte und nutzen wollte. Gemeinsam konnten wir unsere Stärken bündeln und unsere Schwächen ausgleichen. Wir unterstützen evangelistische missionarische Zusammenarbeit Einsätze in Städten und Dörfern. Alte kleine Gemeinden wurden dadurch ermutigt und in der Evangelisation gefördert. Menschen kamen zum lebendigen Glauben an Jesus und wurden für das ewige Leben gerettet. Viele alte Gemeinden wurden durch die frischen Christen erneuert. Wo es keine christlichen Gemeinden gab, wurden neue gegründet.

Wir halfen unserem Partner in Minsk, die Inlandmission „Stimme des Glaubens“ zu gründen, um die missionarische und sozial-diakonische Arbeit besser zu organisieren. Die ersten Kinder- und Jugendfreizeiten starteten mit unserer Hilfe. Bis heute kommen die meisten Jugendlichen in diesen evangelistischen Freizeiten zum Glauben. Der Jugendkreis unserer Partner-Gemeinde in Minsk begann aktiv, Kinderheime und andere soziale Einrichtungen zu besuchen, um die Liebe Jesu praktisch umzusetzen und die Botschaft der Hoffnung zu verbreiten. Vielen Kindern wurde der Alltag erleichtert, Glaube und Hoffnung geweckt. Tiefe Beziehungen sind zwischen den Kindern und den christlichen Jugendlichen entstanden. Die Jugendlichen wurden durch diese Arbeit positiv geprägt und verändert.

Die Gemeinde in Minsk wurde auf einmal von Kindern überlaufen. Die Sonntagsschule wuchs auf zwischenzeitlich 800 – überwiegend gemeindefremde – Kinder an. Zugleich förderten wir den Start einer landesweit einzigartigen „Kreativschule“, die durch Kurse von Sprachunterricht, Hauswirtschaft, Friseurfähigkeiten bis hin zum Kochen, Basteln und Werken in Kombination mit Bibelunterricht über 200 gemeindefremde Kinder und Jugendliche erreichte.

Die vielen Menschen, die Christen wurden, brachten ihre ganzen Altlasten mit sich in die Gemeinde. Es entstand ein enormer Schulungsbedarf, insbesondere in Fragen der Lebensführung: Ehe und Familie, okkulte Belastungen und Seelsorge. Gemeinsam hielten wir Seminare und involvierten Referenten aus Deutschland als Unterstützung.

Inzwischen sind die Gesetze zur Religionsfreiheit leider verschärft worden. Seit 2008 erleben unsere Partner in ihrer evangelistischen und Gemeindegründungsarbeit immer mehr Einschränkungen. Alle christlichen Tätigkeiten außerhalb der Gemeinde – wie Hauskreise, Verbreitung christlicher Literatur oder Verteilung von Einladungen – sind verboten. Aktionen wie Sommerfreizeiten können nur verborgen durchgeführt werden. Gerade in dieser Zeit sind wir im Westen gefragt, unsere Glaubensgeschwister in Weißrussland darin zu unterstützen, mutig kreative Wege zu suchen, um das Evangelium weiterzugeben. Dabei riskieren die Gemeinden Geldstrafen und staatlichen Druck bis hin zur Gemeindeschließung. Aktive Christen werden nicht selten durch die Arbeitgeber schikaniert oder entlassen.

Für die nächsten Jahre fokussieren wir unsere Zusammenarbeit auf vier wesentliche Bereiche:

· Kindermissionarische Arbeit in der Kreativschule

· Jugendmissionarische Arbeit durch Freizeiten, evangelistische Jugendeinsätze und Konferenzen

· Sozialdiakonische Arbeit mit Einsätzen in Kinderheimen und sozialen Einrichtungen

· evangelistische Einsätze und landesweite Veranstaltungen

Bitte beten Sie für die Menschen und Gemeinden in Weißrussland! Bitten Sie um Gottes Segen und Gelingen für unsere Zusammenarbeit mit den einheimischen Christen.

* Um die Arbeit nicht zu gefährden, werden keine Namen von Menschen, Orten und Gemeinden genannt.

Albert Giesbrecht ist Missionssekretär für Südosteuropa

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August-Oktober 2019) erschienen.