Tansanischen Kinderglauben ernst nehmen

Tansanischen Kinderglauben ernst nehmen

Kinderglauben ernst nehmen und fördern. Das ist Beate Reins Herzensanliegen. Mit vier Jahren entscheidet sie sich für die Freundschaft mit Jesus, Jahrzehnte später bestätigt gerade der Brief eines Kindes Gottes Berufung für sie, ihrem Herzensanliegen in Tansania zu folgen.

Beate beschreibt sich selbst als zielorientiert, kreativ und ungeduldig. Und ein strahlendes Lächeln gehört zu ihr ebenso wie die von ihren Jahrzehnten in Tansania ausgeprägte Mitteilungsbereitschaft und nicht zuletzt eine tiefe Leidenschaft, Kindern – egal ob in Europa oder Afrika – altersgemäß zu vermitteln, dass Gott sie liebt. Dafür hat sie sich über Jahrzehnte als Missionarin investiert und ihre Arbeit hat sichtbare Früchte in Tansania, Nigeria, Kongo, Kenia und Deutschland getragen. Doch der Reihe nach:

Vor mehr als fünf Jahrzehnten im schönen Wiesbaden und in ein christliches Elternhaus geboren, erlebte sie christliche Gemeinde von Kindesbeinen an als einen Ort, wo sie sich angenommen, wertgeschätzt und geliebt fühlte. Und wo sie selbst mitmachen konnte. So überrascht sie mit vier Jahren eines Abends ihre Mutter mit dem Satz: „Mama, ich will auch Freund von Jesus sein!“ Wie ihre Mutter damals ihren kindlichen Glauben ernst nahm und mit ihr betete, so hat sie es fortan ebenfalls getan.

Mit Mission kommt sie durch Missionsgottesdienste mit den Brasilienmissionaren Hottenbacher und Huppert in Kontakt. Später erlebt sie, wie Familie Klement – ihr bisher durch die Jugendarbeit im Rhein-Main-Gebiet bekannt – ebenfalls nach Brasilien in die Mission aufbricht. Beim Abschied fragt Johannes Klement sie: „Und Beate, was machst Du?“

Das weiß Beate zu diesem Zeitpunkt noch nicht so genau und da es als Lehrer kaum gute Berufsaussichten gibt, studiert sie in Mannheim und wird Diplom- Verwaltungswirtin und Beamtin. Verwaltungsaufgaben und Organisation liegen ihr. Auf einer Israelreise am Roten Meer lauscht sie fasziniert einem Diavortrag des Missionswerkes Diguna und entdeckt hinter Jesus` Missionsauftrag „Gehet hin in alle Welt!“ (Markus 16,15) die ganz persönliche Frage: „Und ich?“ Diese Frage lässt sie nicht mehr los. So nimmt sie 1987 zwei Jahre Sonderurlaub, den sie mit Diguna in Kenia und Zaire (heute Kongo) verbringt, wo sie sich mit Büroarbeiten und als Missionshelfer engagiert.

Zurück in Deutschland überlegt sie, wie es weitergehen soll und bewirbt sich bei der Allianz-Mission. Nach der Bibelschule wird klar: es geht nach Tansania, wo Menschen zwar schnell zum Glauben kommen, dann aber oftmals kaum darin wachsen. Beates Berufung bestätigt Gott ausgerechnet durch ein elfjähriges Kind – kurz zuvor bei einer Kinderwoche zum Glauben gekommen – das Beate die Worte schreibt: „Gott sendet Dich, Beate, wohin er will.“

Bevor es nach Afrika geht, investiert sie sich erst noch ein Jahr als Kindermissionarin im Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland. Im November 1993 ist es dann endlich soweit: im Alter von 31 Jahren reist Beate nach Tansania aus. Dort lernt sie Bischof Nyagwaswa von der Africa Inland Church kennen, der sie ermutigt: „Wenn du ein Herz für Kinder hast, dann mach hier etwas für Kinder!“ Und das macht Beate. Zunächst unterrichtet sie acht Jahre lang Entwicklungspsychologie und weitere Fächer an der Bibelschule von Katungulu. Für sie und die Bibelschüler gleichermaßen herausfordernd: für Beate, weil der Unterricht auf Suaheli stattfindet, und für die Bibelschüler, weil die Beschäftigung mit Kindern für sie Neuland ist. „Kinder verstehen doch nichts. Die haben doch noch keinen Verstand.“ Beates Arbeit bewirkt einen Denkwechsel bei den Bibelschülern. Es entstehen als Pilotprojekt erste Jungschargruppen und Beate beginnt, neben der Bibelschule Seminare in Dörfern zu geben und Mitarbeiter zu schulen.

Sie entwickelt neues Arbeitsmaterial für die Kinderfreizeiten, die seit vielen Jahren stattfinden, und schult über Jahre unermüdlich Mitarbeiter darin, es anzuwenden. Heute nehmen jedes Jahr 25.000 Kinder in Tansania an solchen Freizeiten teil und sollen, so Beates Herzenswunsch, erfahren: „Wir sind wichtig und nicht nur ein Anhängsel.“

2002 übernimmt sie die Leitung des „Christian Education Department“ (deutsch: Fachbereich christliche Ausbildung) in der Africa Inland Church. Hier ist sie landesweit für die Weiterentwicklung von Sonntagsschule, Religionsunterricht und Hauskreisen verantwortlich und kämpft für Wertschätzung von Kindern im Gemeindealltag und mit der Kommunikation in einem Land, in dem es damals noch kein flächendeckendes Telefonnetz gab.

Eine unerwartete Kooperation ergibt sich für Beate ab 2011 mit der „Brücke der Freundeschaft“ durch die Übersetzung der „Creative Bible Lessons“ (deutsch: kreativer Bibelunterricht). Das englische Kindergottesdienstmaterial, das in Indonesien enstanden ist, wird nun in Kisuaheli und die tansanische Bilderwelt übertragen. Mit einem Team einheimischer Übersetzer, Prüfer und Tester stürzt sich Beate in dieses Projekt. Es ergeben sich Kontakte mit diversen Denominationenund Beate reist nach Hong Kong, Nigeria, Kenia und bis nach Indien, um Mitarbeiter in der Anwendung zu schulen. Bald geht es um „Training of trainers“ (deutsch: Trainer trainieren), um die geschulte Mitarbeiterschaft landesweit und in Nigeria, Kongo und Kenia zu multiplizieren.

Nach einem Studienjahr in Deutschland startet sie noch einmal durch und initiiert ein Jüngerschaftsnetzwerk, das leitenden Kindermitarbeitern helfen soll, ihren Glauben zu vertiefen und sich trotz anders tickender Kultur engagiert und mutig für Kinder einzusetzen. Schließlich steht sie – nicht zum ersten Mal – vor der Frage: „Was jetzt, Gott?“

In Deutschland zu Besuch, geht es ihrer Mutter gesundheitlich schlechter, sie selbst ist an Dengue-Fieber erkrankt und es gibt Probleme mit dem Visum zur Wiederausreise. So schwer es ihr fällt, Tansania samt der gewachsenen Beziehungen und das beendete Projekt hinter sich zu lassen, entscheidet sie doch, ihre Missionsarbeit in Tansania zu beenden, um für ihre Mutter zu sorgen.

Heute hat sie inneren Frieden mit der Rückkehr gefunden und träumt davon, sich zukünftig auch in und von Deutschland aus dafür einzusetzen, dass Kinder mehr als Teil der Gemeinde gesehen und ernst genommen werden.

Hier wohne ich: 26 Jahre in Tansania, jetzt in Taunusstein-Orlen
So alt bin ich: 57
Meine liebste Freizeitbeschäftigung: Strand mit Schwimmen, Spazieren und Lesen
Mein letztes Buch: Die Kunst des reifen Handelns (Thomas Härry)
Mein Job bei der Allianz-Mission: noch Missionarin im Heimataufenthalt mit Reisedienst und Neu-Orientierung
Bei der Allianz-Mission seit: 1993
Ich liebe an der Allianz-Mission: Vertrauen in ihre Mitarbeiter
Ein Lebenstraum von mir: Mit Freunden und einem Wohnmobil durch Süd-Europa
Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn … mir Sorgen oder Konflikte durch den Kopf gehen
Jesus und ich: …IHM hinterher!

Beate Reins arbeitet im Bereich Kinder und Mission in Deutschland

Das Portrait schrieb Simon Diercks, Leiter Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar-April 2020) erschienen.