Das blaue Buch aus dem Paradies

Das blaue Buch aus dem Paradies

Unsere Mitarbeitenden berichten, wie die Liebe, die Kinder auf den Sommerfreizeiten in Zentralasien erleben, ihr Leben verändert und der Glaube an Jesus so seinen Weg bis in entlegene Bergdörfer findet.

„Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber mit Menschen kann man nicht ohne Liebe umgehen.“ (Leo Tolstoi)

Nach dem Bürgerkrieg in Tadschikistan in den Jahren von 1992 bis 1997 hat die Mission „Hoffnung“ mit Kinderfreizeiten in Tadschikistan angefangen. Seit dieser Zeit hat sich die Situation im Land nicht viel verändert: Kinder wachsen auf der Straße auf, da oftmals der Vater oder auch beide Elternteile in Russland als Gastarbeiter unterwegs sind. Die Großeltern oder die Mutter, bei denen sie dann aufwachsen, haben keine Zeit für sie, da sie entweder in Kolhosen (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) oder anderweitig mit Geld verdienen beschäftigt sind.

Selbst in der Schule lernen die Kinder nicht, wie sie sich selbst und anderen mit Wertschätzung begegnen können. Die Klassen sind überfüllt mit oftmals 50 Kindern auf einen Lehrer, so dass die Lehrer sich nur mit Schreien und Schlagen durchzusetzen wissen. Nach der Schule sind die Kinder sich selbst überlassen. Sie sind den ganzen Tag unterwegs und suchen, was sie klauen können, um es dann zu verkaufen: Gemüse, Obst, Aluminium und Eisen. Aus Langeweile und weil keiner sie aufklärt, kommen sie auch im sexuellen Bereich auf schlimme Gedanken, denen Taten folgen.

Das Gelände, auf dem die Kinderfreizeiten stattfinden, heißt zu Recht „Paradies“. Heute kann es viele Geschichten der Kinder erzählen. Dort begegnet den Kindern eine ganz andere Atmosphäre, als sie es von zu Hause, der Schule oder Straße kennen. Hier können sie Gottes Liebe live erleben: eine ausgewogene Ernährung, viel Zuneigung und Zeit von unseren Mitarbeitern. Von elementaren Verhaltensweisen, wie die Hände nach dem Toilettengang zu waschen, über freundlichen Umgang miteinander bis zum Entdecken, wer sie sind und was sie können, wird ihnen vieles im Freizeitprogramm vermittelt. An die klaren Regeln müssen sich die Kinder hier oftmals erst gewöhnen.

Aber mit der Zeit finden sie so Sicherheit und Geborgenheit. Die Mitarbeiter sind um eine friedliche Atmosphäre bemüht. Das ist immer wieder eine Herausforderung, aber da die Konsequenzen bekannt sind, können Konflikte meistens gelöst werden. Die Kinder, die zu uns kommen, sind meistens entmutigt und versuchen entweder mit Macht, Gewalt oder Minderwert ihre Ziele zu erreichen. Hier haben sie die Chance, als ermutigte Kinder das Freizeitgelände zu verlassen. Hier dürfen sie ihre Gaben und Talente beim Theaterspielen, Sport, Basteln, Kochen und so vielem mehr ausprobieren.

Das Herzstück jeder Freizeit ist die Begegnung mit Jesus. Obwohl es in ihrem muslimischen Umfeld von staatlicher Seite verboten ist, die Kinder religiös zu erziehen, erfahren die Kinder, wer Jesus ist und wie sehr sie von ihm geliebt sind. Am Ende jeder Freizeit bekommen die Kinder eine Kinderbibel geschenkt. Diese blauen Kinderbibeln, mit denen wir durch Unterstützung der Deutschen Bibelgesellschaft arbeiten, können auch viele Geschichten erzählen.

Wie diese: Unser Team besucht regelmäßig abgelegene Bergdörfer, wo Kinder leben, die an einer der Freizeiten teilgenommen haben. Während so eines Besuches kam eine junge Mutter auf eine unserer Mitarbeiterinnen zu und bat sie, mit zu dem Haus zu kommen, wo sie bei ihren Schwiegereltern wohnt. Sie ging in ein abgelegenes Zimmer, wo eine Sunduk (Truhe) stand. Von ganz unten holte sie die blaue Bibel hervor und berichtete: „Ich war auf eurer Freizeit, von wo ich diese Bibel auch habe. Diese Freizeit hat mein Leben verändert. Weder vorher noch nachher ist mir je so eine Liebe begegnet, wie ich sie bei euch erlebt habe. Durch euch habe ich Jesus kennen gelernt. Er gibt mir Kraft, weiterzuleben. Ich wurde zwangsverheiratet und meine Schwiegermutter macht mir das Leben schwer. Aber die Liebe und Hoffnung, die Jesus mir gibt, die lassen mich fröhlich an meine Arbeit gehen. Abends, wenn ich mich mit meinen Kindern zurückziehen darf, lese ich ihnen aus der Bibel vor. Ich möchte, dass sie auch wissen, dass es einen Gott gibt, der sie liebt und ihnen Kraft schenken möchte, um den Herausforderungen des Alltags zu begegnen.“

Unsere Mitarbeitenden sind Missionare in Zentralasien

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar-April 2020) erschienen.