Zwei Wochen im Herzen Manilas

Zwei Wochen im Herzen Manilas

Nach einer so intensiven Reise sitze ich nun in meiner Wohnung, starre ins nasskalte Grau und versuche, all die Eindrücke zu verarbeiten, die ich in Manila sammeln durfte. Keine leichte Aufgabe – selbst nach 19 Stunden Schlaf nicht. Wo soll ich nur anfangen?

Meine Gedanken sind voll von Eindrücken. Verrückter Verkehr, in dem nur die vordere Stoßstange siegt; halsbrecherische Verkehrsmittel, in die man sich mit 1,90 m nur gefaltet hineingequetscht bekommt; intensive Gerüche vom Streetfood, Menschen über Menschen, spielende Kinder am Straßenrand, wohin das Auge reicht… Der Kontrast von Arm und Reich nicht zu verkennen, der Zwiespalt aus hoffnungsvoll und hoffnungslos. Riesige, imposante Wolkenkratzer ragen hinter dem „Armenviertel am Floodway“ empor, davor der übel riechende Fluss, der nicht nur bei Überschwemmungen den Menschen hier schnell zum Alptraum werden kann, während sich die Reichen in den klimatisierten Malls die Zeit vertreiben.

Tief bewegt bin ich durch jede Begegnung mit Einheimischen. Im Nachhilfeprogramm und Mutter-Kind-Kreis werden wir genauso herzlich empfangen wie beim Pastorentreffen, im Straßenkinder-Auffang-Zentrum oder bei den Familien im Armenviertel „zu Hause“. Lachend spielen und singen wir mit Kindern, feiern unseren Gott im Lobpreis und schlucken immer wieder Tränen hinunter im Angesicht der unendlich großen Not. Ich nehme mir einen Liedtext aus dem Gottesdienst mit: „Thank you for all you´ve done in my life. You took my darkness and gave me your life. Thank you Lord.” Ich bin bewegt. Nie will ich müde werden, hinzuschauen in die Welt, über meinen Tellerrand, auch wenn mir so oft die Hände gebunden sind. Ich will mir ein Beispiel an meinen philippinischen Geschwistern nehmen, Gott zu loben und zu preisen in/trotz meiner Umstände, wie auch immer diese aussehen mögen!

Lorena Seipel ist Leiterin von GoGlobal Auslandsjahr

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2020) erschienen.