Wie herausfordernd es ist, albanische, Sinti- und Roma-Kultur in der Gemeindegründung zusammenzubringen, erlebt Leonard Berberi. Und lernt dabei, wie viel mehr mit guter Teamarbeit und Gottes Geist möglich ist.
Ich bin Leonard Berberi und lebe mit meiner Frau Ana und unseren drei Kindern in Albanien. Ursprünglich aus islamischem Hintergrund kommend, begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1991 eine Sinn- und Glaubenssuche für mich. Nach zwei Jahren auf der Suche nach dem lebendigen Gott hörte ich von Jesus, dem Kreuz, der Erlösung und der Gnade. 1993 nahm ich Jesus in mein Herz auf und wurde getauft.
Es folgten zwölf Monate intensive Bibelschule, wo wir Teamarbeit, Evangelisation und Gemeindegründung in der Theorie und auch in der Praxis in drei Dörfern im Umfeld von Pogradec lernten. In den folgenden Jahren habe ich für die Bibelschule und eine Gemeinde gearbeitet und erlebt, dass mit einem Team, das sich gegenseitig unterstützt und in Einheit arbeitet, Segen entsteht und die Gemeinde wächst. Und das ist wirklich geschehen: Am Anfang hatten wir fünf Jugendliche und erreichten nach einem Jahr etwa 25 Jugendliche. Und unter Erwachsenen wuchsen wir von 10 auf 20 Frauen und Männer.
Nun arbeite ich seit über 20 Jahren mit christlichen Organisationen wie Nehemiah Gateway Albanien, Agrinas Holland und Diakonia Albanien. Überall haben wir betont, dass Teamarbeit und Einigkeit der Schlüssel zum Erfolg sind.
Zusammen sind wir stärker
Es gibt mindestens 20 Verse in der Bibel, die betonen, dass wir gemeinsam stärker sind. Am deutlichsten wird es m. E. in Prediger 4,9: „Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen.“ Wenn Einzelne zusammenarbeiten, können sie ihre Kraft verdoppeln und als Team viel mehr erreichen. Sie ernten auch den Wert, gemeinsam gearbeitet zu haben, und schaffen so Harmonie statt Unordnung. Die Arbeit als ein Volk beginnt mit den Bemühungen eines jeden Einzelnen, wenn er mit einer anderen Person zusammenarbeitet.
Allianz-Mission kennenlernen
2017 lernte ich Albert Giesbrecht und Robert Rinke von der Allianz-Mission kennen und habe ihre Ehrlichkeit und Teamarbeit schätzen gelernt. Mir gefielen auch das offene Herz und der Wille, dem kleinen Team von drei Mitarbeitern hier in Pogradec zu helfen, Gottesdienste zu gestalten und eine Ortsgemeinde unter Sinti und Roma aufzubauen. Da wollte ich dabei sein und mithelfen.
Zunächst recherchierte ich online über die Allianz-Mission. Vision und die Mission gefielen mir von Herzen. So war ich etwas neidisch, dass nicht ich, sondern die drei, Shpetim, Lume und Ilir, die Chance hatten, mit der Allianz-Mission zusammenzuarbeiten. Trotzdem wollte ich dem Team während dieses Prozesses helfen. Es
war für mich herausfordernd, meine Arbeitszeit einzuteilen, aber gleichzeitig eine Freude, da wir in Synergie arbeiten konnten, um der entstehenden Gemeinde zu helfen, in Glauben und Größe zu wachsen.
Mit verschiedenen Kulturen arbeiten
Mit Roma und Sinti zu arbeiten, ist nicht einfach. Manchmal ist es schwierig zu verstehen, was sie wirklich meinen. Roma sind ausdrucksstark, emotional und sie bleiben nicht gerne an einem Ort. Das macht es schwierig, sie für eine lange Zeit an einem Ort zu halten. Oder zumindest war es das, was wir viele Jahre lang glaubten. Die Sinti wiederum glauben, dass sie klüger sind als die Roma. Auch einzelne Albaner kommen mittlerweile in die Gemeinde. So kommt es manchmal zu Auseinandersetzungen
und der Forderung, dass der andere gehen muss. Wir glauben aber, dass Gott uns gleichermaßen geschaffen hat und alle Menschen das Recht haben, in der Gemeinde ihren Glauben zu leben.
Teamarbeit mit Roma, Sinti und Albanern
Unser Team begann mit Albert und Robert als Teamleite, den Romas Ilir und Lume und Shpetim – einem Sinti- Mann, der erst zwei Jahre zuvor zum Glauben gekommen war. Unsere kulturellen und subkulturellen Unterschiede machten es zur Herausforderung, ein gutes Team zu bilden. Aus menschlicher Sicht hatten wir kaum Aussicht auf Erfolg, aber durch den Glauben und den Heiligen Geist waren wir in der Lage, zusammenzuarbeiten, unsere Unterschiede zu verstehen und zu akzeptieren, und alle zusammen haben wir es geschafft, gute Kommunikation aufzubauen.
Mittlerweile ist unser Team durch drei Bibelschüler auf zwölf Personen
angewachsen: Frauen und Männer, Roma, Sinti, Albaner und Deutsche. Gemeinsam können wir mittlerweile auch Kindergottesdienst, soziale Angebote und Arbeit unter Frauen möglich machen. Dabei betonen wir immer wieder, wie gut es ist, wenn Brüder und Schwestern in Harmonie zusammenarbeiten. Gott gibt seinen Segen seinem Volk, wenn er sieht, dass sie zusammenarbeiten. Wie auch Jesus sein Team von zwölf Aposteln und einigen Assistenten berief, bevor er in seinen dreijährigen Dienst ging.
Was daraus wurde
Die guten Beispiele für Teamarbeit in der Allianz-Mission in Deutschland zu sehen, hat ermutigt, Vorbild für das Team in Albanien zu werden. So entstand kürzlich sogar noch eine Hausgemeinde im Dorf Buçimas, die gar nicht geplant war. Aber das Team wollte die gute Nachricht mit immer mehr Menschen teilen. Mittlerweile besuchen 65–75 Erwachsene und 25–30 Kinder die Gemeinde, 10 Leute haben sich letzten Sommer taufen lassen. 10–15 Personen besuchen die Gottesdienste in Buçimas. All das war möglich durch Gottes Segen, viele Gebete, die finanzielle Unterstützung und den Teamgeist der Allianz-Mission aus Deutschland, Kosovo und Albanien.
Leonard Berberi ist einheimischer Gemeindegründer in Pogradec, Albanien
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2021) erschienen.