Armut, Lockdown und Gottes Versorgung

Armut, Lockdown und Gottes Versorgung

Missionarin Anke Bauer lebt in der philippinischen Metropole Manila zwischen den Welten: Die Ärmsten leben im Slum, wo vergeblich auf staatliche Hilfe gehofft wird. Und doch gibt Gott immer neu Hoffnung: auch durch die Hilfe, die sie mit dem Corona-Fonds der Allianz-Mission leisten kann.

„It’s more fun in the Philippines” (deutsch: Auf den Philippinen macht es mehr Spaß). Mit diesem Werbeslogan wirbt die philippinische Tourismusbranche. Von Wassersport bis zum Besteigen von aktiven Vulkanen ist für jeden etwas dabei. Die Philippinen liegen geografisch gesehen auf dem pazifischen Feuerring: aktive Vulkane, starke Erdbeben und auch die Taifunsaison mit heftigen Winden und Überflutungen suchen diese wundervollen Inseln jedes Jahr mit brachialer Gewalt heim. Tropische Krankheiten befallen Millionen Menschen. An Abenteuern und Herausforderungen mangelt es den Philippinen definitiv nicht.

Auch eine Großstadt wie Manila ist schon ein Abenteuer für sich. Die Stadt platzt förmlich aus allen Nähten – Armut und Reichtum, Moderne und Tradition, Aberglaube und christlicher Glaube, Schamanentum und moderne Medizin treffen hier aufeinander. Die Gegensätze könnten nicht spannungsgeladener und herausfordernder sein.

Dichtgedrängt stehen kleine Hütten aus Holz. Nicht isoliertes, oftmals schon löchriges Wellblech soll vor Regen schützen. Im Sommer steigen die Temperaturen im Inneren auf Sauna-Niveau. Dünne Matten dienen ihren Bewohnern als Sitzgelegenheit und Bett. Wenige können sich Betonwände leisten. Es gibt keine befestigten Fußwege, der Abwasserkanal läuft offen neben den Häusern her. Gestank und Ungeziefer machen sich breit.

Durch den langen coronabedingten Lockdown dürfen Kinder nicht einmal mit ihren Eltern ihr Zuhause verlassen. Alles spielt sich auf engsten Raum ab, wo Frust und Verzweiflung wachsen. Väter haben ihren Job durch den Lockdown verloren, auf staatliche Hilfe wartet man vergebens. Mütter kümmern sich um den Haushalt, waschen die Wäsche per Hand, unterrichten ihre Kinder und kochen auf offenem Holzfeuer. Doch was soll man kochen, wenn man kein Einkommen mehr hat und es keine Unterstützung gibt? Dies ist eine der Situationen, die mich und uns als Team immer wieder an unsere Grenzen bringt.

Aber in all diesem Elend dürfen wir auch erleben, dass Gott versorgt: Durch den Corona-Fonds der Allianz-Mission konnten wir viele Familien mit gekochtem Essen und Lebensmitteln unterstützen. Ermutigende Bibelverse und Kontakt zu den Mitarbeitenden helfen den Familien, wieder auf Gott zu schauen. Wir ermutigen sie, von dem, was sie an Unterstützung bekommen, in gelebter Nächstenliebe andere zu unterstützen. Sie erleben, dass Gott sie versorgt und nicht vergisst. Was für ein Zeugnis.

Manchmal können wir auch nur mitbeten und -empfinden, besonders jetzt, wo die Krankenhäuser überfüllt sind.

Manchmal können wir auch nur mitbeten und -empfinden, besonders jetzt, wo die Krankenhäuser überfüllt sind. Die Patienten warten in sengender Hitze in Zelten vor den Eingängen oft tagelang auf Behandlung. Hautnah erleben wir, wie Freunde und deren Familien medizinische Hilfe suchen und sie ihnen verweigert wird. Manche hat es das Leben gekostet.

Ist es ein Abenteuer, auf den Philippinen zu arbeiten und zu wohnen? Nein, für mich ist unsere Arbeit auf den Philippinen kein Abenteuer im klassischen Sinn. Gott hat die Filipinas und Filipinos auf die Inseln gestellt und diese ihnen anvertraut. Uns hat er dazu berufen, ihm nachzufolgen, ihnen sein Wort zu verkünden und zu dienen. Alle Erfahrungen, die mich beschäftigen, mich an meine persönlichen Grenzen gebracht haben und noch bringen werden, führen mich näher an Gottes Herz. Sie helfen mir zu wachsen, ihm zu vertrauen und seine Allmacht zu erleben. Denn Gott hat alles im Blick: Er versorgt und ich kann heute noch ganz praktisch Wunder erleben, die Gott in meinem und im Leben der Menschen in Manila sichtbar werden lässt.

Anke und Christian Bauer sind Missionare in Manila, Philippinen

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2021) erschienen.