Vom Märtyrer getauft

Vom Märtyrer getauft

Ramin Changizi ist seit März 2021 Missionar der Allianz-Mission in Deutschland. Als ehemaliger Muslim erlebte er im Iran Verfolgung. Seine Erfahrungen helfen ihm nun bei der Unterstützung von Flüchtlingen und der Gründung von Farsi-sprachigen Gruppen und Gemeinden in Deutschland.

Als Jugendlicher im Iran kam es mir fragwürdig vor, dass wir als muslimische Perser nur in arabischer Sprache zu Allah beten sollten. Als ob der Allmächtige nicht alle Sprachen verstehen würde. Aber das iranisch-islamische Regime zwang uns, als Jugendliche die arabische Sprache und die Praktiken des Islam zu erlernen. Ich tat alles, um die islamischen Vorschriften zu erfüllen, aber ich war nicht glücklich. Ich merkte, dass der Islam nicht meinen geistlichen Hunger nach Gott stillen konnte. Da resignierte ich, rebellierte innerlich und suchte Spaß und mein Glück im Sport. Schließlich spielte ich in der Jugend-Volleyball-Nationalmannschaft des Iran. Materiell ging es mir gut.

1983 lud mich ein Freund zu einem heimlichen Gottesdienst mit Bischoff Haik Hovsepian Mehr ein. Dessen Worte und ein Lied sprachen mich besonders an. Mir wurde bewusst, dass ich ein Sünder bin, und gleichzeitig spürte ich, dass Jesus Christus mir seine Gnade und Liebe zusprach. Das machte mich sehr glücklich und ich schrieb nach meinem Taufunterricht einen Hingabe-Brief. Darin erklärte ich offen, dass mich niemand überredet hatte, Christ zu werden, und dass ich nun bereit sei, wenn es sein müsste, mein Leben um Christi willen zu geben. Dann ließ ich mich von Haik Hovsepian Mehr in einem Fluss mit anderen ehemaligen muslimischen Männern taufen. 1994 wurde er – nachdem er noch viele weitere zum Glauben geführt hatte – zum Märtyrer. Die Worte des Kirchenvaters Tertullian erfüllten sich im Iran: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche!“ Buchstäblich: Die Gemeinde Jesu im Iran fing an, ganz besonders schnell zu wachsen.

Nach meiner Taufe erlebte ich bald Grenzerfahrungen: Mein Vater – ein Boxer – wollte mich töten und jagte mich schließlich aus dem Haus, weil ich dem Islam untreu geworden war. Auch das islamische Regime machte mehr und mehr Druck auf die Christen. Manche Pastoren wurden verhaftet und ihre Kirchen geschlossen. Es wurde so schlimm, dass ich 1986 aus dem Iran fliehen musste. Ich ging nach Pakistan und Nepal, wo ich mit den Missionsorganisationen Open Doors und Operation Mobilisation Jesus bezeugte. 1988 konnte ich nach Deutschland kommen, bezeugte den Herrn auch hier und war Mitgründer mehrerer kleiner Gemeinden. Schließlich zog ich 1993 in die USA.

Dort promovierte ich in Theologie und lehrte eine Zeit lang an einer Universität. Als amerikanischer Staatsbürger habe ich in Kalifornien vier Farsi-sprachige Gemeinden gegründet. Nun bin ich mit meiner Frau Verzhik in Deutschland. Gemeinsam haben wir sechs erwachsene Kinder, die in den USA leben.

Nun bin ich hier und helfe zunächst bis Ende 2021 im Kairos-Projekt Haiger und Kairos-Home als geistlicher Vater und in der Jünger-Schulung aus. Danach geht es für uns nach Norddeutschland oder Berlin, wo wir in der Betreuung von Farsi-sprachigen Gruppen und Gemeinden tätig sein werden. Dafür wollen wir gerne Mitarbeiter schulen und Leiter heranbilden, nach dem Vorbild meines geistlichen Vaters Haik.

Wir danken Ihnen, wenn Sie uns durch Gebet und Spenden unterstützen. Derzeit bauen wir einen Unterstützerkreis auf, der unsere Arbeit erst ermöglicht. Herzlichen Dank!

Verzhik und Ramin Changizi sind Missionare in Deutschland

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2021) erschienen.