Kinder, deren Eltern verstorben sind oder nicht für sie sorgen können, finden im „Betheli Children‘s Home“ im tansanischen Matyazo einen Ort, an dem sie Liebe und Fürsorge erleben. Für die einheimische Kinderpflegerin Ziada ist das viel mehr als nur ein Job.
Ziada, Du arbeitest im „Betheli Children‘s Home“ und wurdest dort auch als Kinderpflegerin ausgebildet. Was macht Dir Freude an Deiner Arbeit?
Zu sehen, wie die Kinder in einer geschützten Umgebung aufwachsen, z. B. diejenigen, die aus einer für sie gefährlichen Situation herausgeholt worden sind. Ich habe Freude daran, die Kinder zu pflegen, mit ihnen zu spielen und zu sehen, wie auch sie fröhlich sind, mitmachen, keine Angst haben.
Wie kam es dazu, dass Du dort als Kinderpflegerin ausgebildet wurdest?
Ich habe die Realschule besucht, aber danach keine Chance gehabt, das Gymnasium zu besuchen oder eine Ausbildung zu machen. Dann habe ich von der Ausbildung zur Kinderpflegerin im Betheli Children’s Home gehört und konnte dort 2012 mit der Ausbildung anfangen. Während der zwei Jahre in Matyazo haben wir einiges gelernt: wie man Säuglinge pflegt, über ihre Entwicklung,die Ernährung, etwas Medikamentenlehre und vieles mehr. Ich habe einen guten Abschluss machen können und wurde so auch übernommen. Das Betheli Children’s Home ist eine Einrichtung der Anglikanischen Kirche und einer deutschen Mission.
Ich selbst bin aber in einem islamischen Elternhaus groß geworden. Während der Ausbildung habe ich den christlichen Glauben kennen gelernt, das hat mich sehr interessiert. Schließlich habe ich mich für Jesus als meinen Retter entschieden. Es war nicht einfach für mich. Ich musste lernen, was es heißt, als Christ zu leben. Ich bat Gott um Hilfe. Er sah meine Tränen und heilte mich. (Anmerkung: Ziada musste sich einer Operation unterziehen.) Ich danke auch der Leitung des Kinderheimes, die mich in diese Aufgabe gestellt hat. Schließlich ließ ich mich taufen auf den Namen Elfriede Yassin. Mein geistlicher Vater war der inzwischen verstorbene Canon Fred Kalibwami, der unser Personalleiter war. 2020 bat mich mein Arbeitgeber, die Leitung des Kinderheimes mitzuübernehmen. Ich bin so dankbar für diese Chance. Ich bitte Gott um Kraft für die Herausforderungen, die diese Aufgabe zusammen mit der Kinderpflege mit sich bringt.
Was fällt Dir schwer oder was macht Dich traurig bei Deiner Arbeit?
Ich mag es nicht, wenn Kinder scheinbar ohne Grund weinen oder traurig sind. Es macht mir zu schaffen, wenn ich nicht weiß, ob das Essen bzw. die Milch für die Kinder reicht. Die Anfangsmilch für unsere Neugeborenen ist sehr wichtig. Wenn da die Reserven zur Neige gehen und ich nicht weiß, ob das Geld rechtzeitig zusammenkommen wird, um wieder neues Milchpulver zu kaufen, das beschäftigt mich. Aber auch etwas anderes macht mich traurig: Die Neugeborenen, die von ihren Familien gebracht werden, werden von uns versorgt. Aber sie sollten regelmäßig besucht werden und auch anteilsmäßig für ihre Pflege finanziell aufgekommen werden. Über diesen geringen Anteil müssen wir oft mit den Familien diskutieren. Manche der Kinder werden nicht nach Hause geholt. Später müssen sie dann z. B. in andere Kinderheime verlegt werden, weil wir nicht auf ältere Kinder ausgerichtet sind.
Was ist Dir wichtig bei der Fürsorge für die Kinder?
Es ist mir wichtig, dass wir genug Platz haben, damit die Kinder sich wohl fühlen. Aber auch die Angestellten, die die Kinder betreuen, wohnen meistens hier auf dem Gelände. Nahrungsmittel sind wichtig, ebenso die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften.
Wie hilft Dir Gott in Deinem Leben und bei Deiner Arbeit?
Gott hilft mir, gesund zu bleiben, so dass ich ihm durch meine Arbeit dienen kann. Er gibt mir Kraft.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
In erster Linie möchte ich Gott zur Verfügung stehen, und zwar mit dem, was er mir gibt – im Betheli Children’s Home, aber auch in meiner Familie, indem ich meinen Angehörigen bei ihrem Lebensunterhalt helfen kann. Deshalb wünsche ich mir eine weitere Ausbildung. Aber auch, dass unser Arbeitgeber uns in den familiären finanziellen Herausforderungen unterstützen kann.
Was möchtest Du den Lesern in Deutschland sagen und was können sie von Dir lernen?
Ich hatte die Möglichkeit, den Kinderpflegekurs zu besuchen, habe so die Mitarbeitenden und Missionare in dieser Einrichtung kennengelernt, habe die Grundlagen der Kinderpflege, aber auch den Glauben der Menschen hier mitbekommen. Und auch wenn ich schon so manche Widrigkeiten erlebt habe als Leiterin, so glaube ich doch, dass Gott mir die Kraft schenkt, weiterzumachen. Deshalb möchte ich Euch sagen: In allem, was Ihr tut, lasst Gott vorangehen, und er wird Euch Frieden in Eurer Arbeit geben.
Das Interview führte Ute Trautwein, Missionarin in Matyazo, Tansania
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2021 – Januar 2022) erschienen.