Auf nach Las Palmas

Auf nach Las Palmas

Raphael und Alexandra Stein stehen in den Startlöchern als Missionare für Gran Canaria. Ihr Weg dorthin führte sie in die USA, Australien, München und Stelle – und durch Höhen und Tiefen.

Raphael ruft an, weil er die Menschen nicht nur bei der Gemeindegründung auf Gran Canaria erreichen will, sondern auch auf dem digitalen Marktplatz der Sozialen Medien. Er fragt nach Tipps und auch wenn ich seine Augen nicht sehe, weiß ich: Der Mann hat Feuer gefangen für Mission!

Dieselbe Freude und Hingabe merkt man seiner Frau Alexandra an. Sie wuchsen beide in christlichen Familien auf und entschieden sich früh, mit neun Jahren, für ein Leben mit Jesus. Das erste Mal wirklich herausgefordert wurde ihr Glaube in Nordamerika. Raphael stieß bei einem Schüleraustausch in Kanada auf nordamerikanisch-konservative Ansichten. Ebenso erging es Alex nach ihrem Abitur bei einer Reise in die USA. Gleichzeitig waren sie beeindruckt von der treuen Hingabe zum Glauben der Christen. Da war Alex‘ Gastvater, der jeden Morgen im Sonnenaufgang seine Bibel las. Da waren tatkräftige Jugendliche, die mit Raphael zum Stau auf dem Highway fuhren, um die Menschen mit Kaffee zu versorgen.

Beim Zivildienst begann Raphael, das Konzept von Gemeinde zu hinterfragen. Warum diskutierte man über die Bestuhlung des Saales und andere Kleinigkeiten, anstatt die Zeit besser zu nutzen? War Gemeinde mehr als ein normaler, freizeitgestaltender Verein? Als er 2006 an der Technischen Universität München begann, Maschinenbau und Management zu studieren, entdeckte er im entstehenden ICF München den Glauben neu. „Wir waren, als ich kam, 40 Leute in einer Wohnung, drei Jahre später 400.“ Es war eine Atmosphäre in der Gruppe, die er so noch nicht kannte. „Das hat mir ein Stück weit auch meinen Glauben gerettet.“

Auch für Alex ging es 2006 mit einem Studium weiter: Humangeographie an der Universität Trier mit Schwerpunkt Tourismus. Menschen fand sie schon immer interessant, erzählt die 37-jährige. Außerdem liebt sie Pferde, draußen aktiv zu sein, Musik zu machen. Hobbys, die sie während ihres Studiums weiter verfolgte, bis 2009 dann psychosomatische Nervenschmerzen in ihrer Leiste auftauchten. „Das hat meine bisher unbeschwerte Welt auf den Kopf gestellt“, beschreibt sie. Mountainbiken, Beachvolleyball spielen, ihr Pflegepferd, Mitarbeit im Musikteam der Hochschulgruppe und in der Gemeinde – all das ging nicht mehr als Folge einer Erschöpfungsdepression. „Für den Herrn“ hatte sie vieles getan und nur selten nein gesagt. Nun musste sie, weil ihr Körper ihr keine andere Wahl mehr ließ. Mit Mitte zwanzig saß sie nun bei einem Therapeuten auf dem Sofa und fragte sich: Was passiert war?

Auch bei Raphael verlief das Studium nicht reibungslos. Im fünften Semester bekam er die hohen Anforderungen zu spüren, fiel durch einige Prüfungen und wurde letztlich exmatrikuliert. Sonst war ihm eigentlich immer alles gelungen, doch jetzt? War er bloß eine gescheiterte Existenz?

Raphael musste raus und ließ alles hinter sich. Er wollte das machen, was ihm Spaß macht, und erfüllte sich seinen langjährigen Traum vom Windsurfen in Australien: Zehn Monate lebte, arbeitete und surfte er dort. Obwohl er sich nichts Besseres vorstellen konnte, erfüllte es ihn letztlich nicht. Er brauchte mehr. Das „Mehr“ suchte er bei Jesus und nahm sich eine Auszeit in der Natur Südaustraliens. Die tiefen Begegnungen mit Gott lassen ihn heute mit Bestimmung sagen: „Jesus ist das Beste, was mir im Leben passiert ist.“ Hier bekam er den Eindruck, zum Pastor berufen zu sein. Doch ganz leicht fiel es ihm nicht, das für sich anzunehmen: „Ich realisierte, dass die Stimme Gottes zu hören immer eine Glaubensentscheidung nach sich zieht: nämlich zu glauben, die Stimme Gottes gehört zu haben.“

Raphael begann an der Theologischen Hochschule Elstal zu studieren. Alexandra beendete 2012 ihr Studium als Diplom-Geographin. Außerdem traf sie jemanden aus ihrer Jugendzeit wieder: Raphael und sie hatten als Teenager dieselbe Jugendgruppe besucht. Aus der Begegnung wurden lange Telefonate und ein gemeinsamer Urlaub. Später als Paar brachten sich Raphael und Alexandra mit ihren Kapazitäten im Gemeindegründungsprojekt „Potsdam Mittendrin“ ein. 2014 heirateten die beiden. Von 2015 bis letzten September war Raphael Pastor in Stelle. Alexandra ist seitdem nicht mehr berufstätig, sondern Vollzeit-Mama. In der Gemeinde arbeitete sie im Bereich der Musik und in der Krabbelgruppe mit. Gemeindlich ging es also voran, alles hatte sich soweit eingespielt und sie suchten langfristig nach einem Haus – bis zu diesem einen Abend.

Raphael lag auf dem Sofa und recherchierte die Arbeit der Allianz-Mission auf Gran Canaria, von der ihm Jahre zuvor erzählt worden war. Dabei stieß er auf unserer Website auf eine Jobausschreibung – Gemeindegründung für junge Menschen in Las Palmas, Gran Canaria. Er witzelte mit Alexandra darüber, wie es wäre, dort zu leben … und irgendwie ließ es sie nicht los. Sie beteten, prüften und hatten viele gute Begegnungen. Die Bewerbung bei uns folgte. Auf ins Abenteuer!
Im August 2020 reisten sie gemeinsam für zwei Wochen nach Gran Canaria, um sich einen Eindruck zu machen von dem Potential und den Nöten vor Ort. Raphael sieht evangelistische Möglichkeiten im Bereich der Sportmission. In Australien war er Teil einer Gruppe, die morgens vor der Arbeit surfen ging und eine kurze Andachtszeit hatte. Vielleicht auch eine Idee für die Bewohner von Las Palmas!

Nun sind Raphael und Alexandra Missionare in Vorbereitung. Gemeinsam mit unserem Missionar Nathanael Barrios werden sie sich an die Aufgabe machen, die Menschen in Las Palmas für Jesus zu begeistern. Sie träumen von einer Gemeinde mitten in der Lebenswelt junger Menschen. Es soll eine Gemeinschaft der Hoffnung, Ermutigung und der lebensverändernden Kraft des Glaubens an Jesus Christus werden.

So alt sind wir: Raphael 36, Alex 37
Unsere letzten Bücher:
Alex: Erebus – Michael Palin
Raphael: Orthodoxy – G. K. Chesterton
Hobbys: aktuell Kinder bespaßen, draußen sein, lesen, unser Leben umziehen, Sport, wenn’s irgendwo reinpasst
Unser Lebenstraum: Jesus und den Glauben durch unser Leben anderen Menschen näherbringen … und dabei das eine oder andere Abenteuer erleben
Das genießen wir: Abende mit drei gut schlafenden Kindern / auf Bergen oder im Meer unterwegs sein
Unser Job bei der AM: Gemeindegründer (in Vorbereitung) in Las Palmas auf Gran Canaria
Wenn wir an unsere Grenzen kommen:
Alex sagt gar nichts mehr und schaltet innerlich in den Notmodus
Raphael kann sich aufregen, ist aber schnell wieder auf Normalnull
Dieser Bibelvers bedeutet uns viel: unser Trauvers, Psalm 37,5: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“
Manchmal können wir nicht schlafen wenn…: unser Jüngster uns x-mal weckt
Jesus für uns: Ihn zu kennen ist das Beste, das uns im Leben passiert ist

Raphael und Alexandra Stein mit Janne, Pepe und Matti sind Missionare in Vorbereitung für Gran Canaria

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2021 – Januar 2022) erschienen.

Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media

Ehepaar Stein findest du auch im Interview in unserem Podcast