Ute Rüdiger arbeitete viele Jahre im Reha-Zentrum Namutamba. Dort erhalten Kinder und Jugendliche medizinische Hilfe, während ihre Familien sie vor Ort unterstützen oder Übugen für zuhause erlernen können.
Das Reha-Zentrum Namutamba für Kinder und Jugendliche mit Behinderung liegt in der Mitte Ugandas, etwa 90 km von der Hauptstadt Kampala entfernt. Ein deutscher Missionar hatte 1995 mit Hilfe eines Freundeskreises ein großes Gebäude erbaut und erste Kinder aufgenommen, die wegen ihrer Behinderung abgelehnt und sozial benachteiligt wurden. In Namutamba entstand so ein spezieller Ort, an dem die Familien Unterstützung erhielten und medizinischeVersorgung für die Kinder geplant wurde. Die Neukirchener Mission übernahm 1997 die Verantwortung für das Projekt und entwickelte daraus gemeinsam mit einem ugandischen Vorstand ein Zentrum mit ganzheitlichem Rehabilitationsangebot, das in vier Landkreisen arbeitet.
Das Reha-Zentrum bietet Beratung, Therapie und Hilfsmittelversorgung an. Für andere Kinder erfolgt die Nachbehandlung, nach einer in Kampala durchgeführten Operation, in Namutamba. Die Kinder verbringen dafür wenige Tage oder auch viele Monate im Zentrum. Diese Reha-Maßnahmen haben sehr oft eine starke Auswirkung auf das Leben einzelner Kinder und sind eine Ermutigung für deren Familien. Neben der medizinischen Hilfe ist es das Ziel der Mitarbeiter, Gottes Liebe ganz praktisch weiterzugeben. Neben ambulanten Behandlungen können 25–30 Kinder und die Angehörigen der jüngeren Kinder im Reha-Zentrum aufgenommen werden. 14 ugandische Mitarbeiter arbeiten momentan am Reha-Zentrum und werden von Familie Patzen (Volontäre) sowie Familie Höynck (ausgesandt durch Coworkers) unterstützt.
Seit 2016 hat der ugandische Vorstand die volle Verantwortung für das Reha-Zentrum, eine registrierte Nicht-Regierungs-Organisation, übernommen. Betty Nakafunvu, eine junge, begabte Frau, selbst Rollstuhlfahrerin, wurde zur gleichen Zeit Leiterin des Zentrums. Durch ihre eigenen Erfahrungen hatte sie eine große Leidenschaft, das Leben von Mitbetroffenen zu verändern. Es schien, dass sie bestens geeignet wäre, die Arbeit des Reha-Zentrums in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten. Gott hat Betty jedoch Ende 2019 zu sich geholt. Dadurch wurde die noch „zarte“ Selbständigkeit des Reha-Zentrums auf eine harte Probe gestellt. Bis jetzt ist es schwierig, eine geeignete Person zur Nachfolge zu finden.
Für mich selbst ist es ein Privileg, die Entwicklung des Reha-Zentrums bereits seit einer langen Zeit mitzuerleben. Es freut mich zu sehen, wie der ugandische Vorstand sich ehrenamtlich engagiert, die Arbeit „auf dem Herzen hat“ und Verantwortung für Entscheidungen übernimmt. Eine besondere Freude ist es, ehemalige Patienten, wie zum Beispiel Loy Kaluganda, zu treffen. Vor 25 Jahren wurde sie am Reha-Zentrum behandelt und konnte daraufhin wieder viel besser laufen, zur Schule gehen und eine Ausbildung abschließen. Inzwischen hat sie eine attraktive Arbeitsstelle am Flughafen und eine eigene Familie mit zwei kleinen Kindern. Sie setzt sich auf politischer Ebene für die Rechte und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen mit Behinderung im Mityana-Distrikt ein. Zudem ist sie Teil des Vorstandes des Reha-Zentrums.
„Jeder ist ein ganz besonderer Mensch, von Gott begabt und befähigt, anderen zu helfen und dadurch Gott großzumachen“ (nach 1. Petrus 4, 10–11). Dieses Motto des Reha-Zentrums zieht sich durch die ganze Geschichte, die Gott bisher in Namutamba geschrieben hat. Durch den Einsatz und die Gaben vieler verschiedener Menschen, durch ganz unterschiedliche Organisationen, durch Höhen und Tiefen hindurch hat Gott seine Liebe zu den Kids in dieser Ecke der Welt sichtbar gemacht. Was für ein wunderbarer Gott!
Ute Rüdiger ist Missionarin in Tansania und Uganda
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2021 – Januar 2022) erschienen.