Immer mehr Flüchtlinge kommen über unsere Transportbrücke in Deutschland an, oft nach erschöpfend langen Touren. Missionar Herbert Hornecker berichtet von einer Fahrt an die rumänisch-moldawische Grenze und den segensreichen Begegnungen unterwegs.
Am Dienstag, dem 8. März, erreichte mich vormittags die Anfrage, ob ich eine Fahrt nach Rumänien übernehmen könne. Die Mission war, Kleidung und Decken nach Sendreni, einem kleinen Ort an der Grenze zu Moldawien, zu bringen. Auf dem Rückweg sollten ukrainische Flüchtlinge mit nach Deutschland genommen werden.
Nach kurzer Bedenkzeit, ob meine Kräfte als 63-Jähriger ausreichen, und der Übergabe meiner Aufgaben in der Allianz-Mission an andere Mitarbeitende, stimmte ich zu und traf mich nur wenige Stunden später mit dem ebenso spontanen zweiten Fahrer Ernst Müller. Noch am gleichen Tag starteten wir mit einem vollgepackten Minibus.
Die Anreise verlief reibungslos und wir trafen auf Letta Gafencu, eine rumänische Missionarin. Wir haben ihr warmherziges, kompetentes und missionarisches Herz, wie sie mit den dortigen Bewohnern, Migranten und Kindern umgeht, sehr geschätzt. Mit viel Freunde wurden wir von ehrenamtlich Mitarbeitenden empfangen.
So traten wir am Donnerstag die Rückreise mit vier ukrainischen Frauen an Bord an. Uns begleitete ein weiterer Minibus mit neun Personen. Sie kamen direkt aus der Ukraine und waren schon viele Stunden unterwegs. Alexander, der Fahrer dieses Fahrzeugs, war extrem übermüdet. Darum übernahm ich das Auto für einige Stunden, er ruhte sich aus.
Schnell habe ich gemerkt, dass die Menschen Nachfolger Jesu waren. Sie haben auf der langen Fahrt christliche Lieder gesungen, ich konnte etwas Ukrainisch lernen und sie können jetzt die Zahlen von 1 bis 10 auf Deutsch. Bei Sprachproblemen half uns der Kontakt via Mobiltelefon zu Olga Geiger, einer ukrainisch sprechenden Freundin in Deutschland.
Als wir die erste Tankstelle in Bayern ansteuerten, wurde ich überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen: Eine Person bezahlte spontan einen Teil der Tankrechnung, die Kinder durften sofort zu den Toiletten, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen. Eine Frau sprach mich an, ob ich eine Organisation kenne, die Flüchtlingen nach Deutschland verhilft und die Unterbringung koordiniert. Sie würde gerne Menschen aufnehmen. So konnte ich auf die Hilfsaktion der Allianz-Mission und ihrer Partner hinweisen. Andere spendierten Snacks und Süßigkeiten.
Wir haben Gottes Wirken gespürt. An der ungarischen Grenze mussten wir nur dreieinhalb Stunden warten. Die Gebirgsfahrt über viele enge Serpentinen bei -12° C in Rumänien war sehr anstrengend, aber auch sehenswert. So sind wir nach vier Tagen Fahrt und über 4000 km erschöpft, aber überglücklich zuhause angekommen.
Herbert Hornecker ist Missionar in der Internationalen Arbeit in Deutschland
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2022) erschienen.