Missionare fliegen lassen

Missionare fliegen lassen

Volker Dickel begleitet unsere Missionarinnen und Missionare in der Seelsorge und im Bereich Member Care – ein Dienst, den er von Herzen gerne tut.

Missionare sind mit das Wertvollste, was die Allianz-Mission hat! Ohne Missionare gäbe es sie nicht. Daher bin ich dankbar, dass die AM die Fürsorge für ihre Mitarbeitenden verantwortlich wahrnimmt. Als Seelsorger und Ansprechpartner ist es mein Anliegen, mit dazu beizutragen, dass unsere Mitarbeitenden an Geist, Seele und Körper gesund bleiben und so ihren Dienst weltweit gerne tun können. In diesem Sinne trage ich nun schon seit 11 Jahren als Seelsorgebeauftragter Verantwortung.

Praktisch sieht dies so aus, dass Missionarinnen und Missionare sich direkt mit ihren Anliegen an mich wenden können. Das geschieht in einem Vertrauensverhältnis. In dieser Begegnung darf alles ungefiltert gesagt und gedacht werden. Dabei habe ich keine Rechenschaftspflicht, wirke nicht im aktuellen Tagesgeschäft der Mission mit und trage somit natürlich auch keine Verantwortung in Personalentscheidungen. Das setzt mich frei, unseren Mitarbeitenden im Vertrauen begegnen zu können. Ich bin dankbar, dass ich dafür das Vertrauen und die Rückendeckung durch den Vorstand habe.

Zunächst geht es ums Zuhören, und Verstehen. Was ist das Anliegen? Wie genau sieht die Situation des Einzelnen aus? Was sind die Rahmenbedingungen? Ist Schutz und Sicherheit gewährt? Ich versuche mit der jeweils um Rat suchenden Person einen gangbaren Weg der Hilfe und Begleitung einzuschlagen.

Bei allem Engagement steht für mich die umfassende Gesundheit des Missionars im Vordergrund.

Vertrauen wahren
Egal, wie die Situation sich gestaltet, bleibt das Vertrauen gewahrt. Ich würde nur mit Rücksprache des um Rat und Hilfe Suchenden Dritte miteinbeziehen. Das kann dann einen Arztbesuch beinhalten, um medizinische Aspekte abzuklären. Dankbar bin ich hier für gute Kontakte in die Klinik Hohe Mark. Ich mache je nach Situation Mut, mit dem jeweiligen Bereichsleiter der Mission ins Gespräch zu kommen, und biete Hilfe an, dies gegebenenfalls gemeinsam zu tun. Bei einem solchen Gespräch geht es zunächst um organisatorische und arbeitstechnische Fragen. Inhaltliches aus den Seelsorgegesprächen wird nicht thematisiert, es sei denn, dies wird von dem oder der Mitarbeitenden selbst gewünscht oder initiiert. Bei allem Engagement steht für mich die umfassende Gesundheit des Missionars im Vordergrund.

Vom Missionar zum Seelsorger
Oft begleite ich die Einzelnen selbst als Seelsorger. Vor vielen Jahren, als ich selbst Missionar auf den Philippinen war, kam nach einem Gottesdienst, den ich besucht habe, der Pastor der Gemeinde auf mich zu und sagte, dass er ein Bild bzw. eine Vision für mich hat. Ich bin solchen Dingen gegenüber eher skeptisch eingestellt. Er sagte zu mir:

„Ich sehe einen Vogelkäfig mit lauter wunderschönen Vögeln darin, die eingesperrt sind und nicht frei fliegen können. Du hast diesen Käfig geöffnet und sie freigelassen damit sie ihrer Bestimmung entsprechend fliegen können. Dies wird einmal dein Dienst sein!“

Wenn ich heute über diese Worte nachdenke, geht mir das Herz auf. Genau dies darf ich gerade in meiner Aufgabe als Seelsorger tun: mit dem was Gott mir geschenkt hat, Menschen dabei helfen, frei zu sein, leben zu können, sich entfalten zu können mit dem, was in ihnen steckt und Gott an Gabe und Begabung in sie hineingelegt hat. Ich freue mich sehr darüber – und ich glaube, Gott auch!

Eine große Hilfe in meiner Aufgabe ist es natürlich, selbst knapp 20 Jahre zusammen mit meiner Familie Missionare der Allianz-Mission gewesen zu sein und erfahren zu haben, mit welchen Herausforderungen sich das Leben und der Dienst als Missionar verbinden.

Zu Beginn meiner Tätigkeit im Bereich Seelsorge und Member Care lag der Fokus in der Begegnung mit den Missionaren auf den Heimataufenthalten. Nach wie vor sind Heimataufenthalte eine wichtige und gute Möglichkeit der seelsorgerlichen Begegnung und Begleitung. Dazu gehören Debriefinggespräche, also reflektierende Gespräche über den Einsatzterm. Hierbei geht es in erster Linie nicht um arbeitstechnische Dinge, sondern viel mehr um die Frage, wie es den Missionaren und ihren Familien persönlich ergangen ist.

Es besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Reflexionswoche mitzumachen, die entweder auf Familien oder auf einzelne Missionare und Missionarinnen zugeschnitten ist. Diese Reflexionswochen finden in der Regel bei Wycliff oder teilweise auch bei der DMG in Sinsheim statt und werden durchgeführt vom Arbeitskreis Membercare der AEM. Beate Reins und ich arbeiten hier mit.

Allerdings nehme ich wahr, dass sich Heimataufenthalte zunehmend flexibel gestalten, also oft aus guten Gründen keine Jahresaufenthalte mehr sind. Die digitalen Medien helfen, dennoch in guten Kontakten zu den Missionaren und Missionarinnen weltweit zu bleiben. Manchmal kann es sogar dran sein, in ein Land zu reisen, um Mitarbeitenden vor Ort zu begegnen und sie zu begleiten.

Ziel meiner Arbeit ist es, ihnen zur Seite zu stehen, damit sie ihren Dienst weiterhin gerne und gesund tun können. Nicht immer gelingt dies. Ich bin und bleibe selbst ein Lernender!

Ein Bibelvers, der mich in meiner Aufgabe als Seelsorger immer wieder begleitet, ist Johannes 10–10b:

„Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.“

Johannes 10–10b

Dies wünsche ich mir von Herzen: dass Missionare und Missionarinnen mit allem was in ihnen steckt, zur Entfaltung kommen, dass sie leben, gerne leben und gerne Missionare sind!

Volker Dickel, Seelsorge und Member Care

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2022) erschienen.