Vom Jungbleiben und Großdenken

Vom Jungbleiben und Großdenken

Manuela Jung hat als Missionarin in Tschechien vielen Kindern Jesus nahegebracht – durch Kinderprogramme, Musik, Bücher und Schulungen für Mitarbeitenden. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem sie in Frauen investieren will – online, weltweit und in ihrer Muttersprache.

Manuela erzählt mit einem herzlichen Lachen: „Als Elfoder Zwölfjährige habe ich schon Kinderstunde gespielt. Ich habe die Nachbarskinder eingeladen und dann für sie Kinderstunde gemacht. Das hat Gott mir irgendwie in die Wiege gelegt, glaube ich.“ Es war ein Spiel, das Jahre später ihr Beruf werden sollte.

Manuela wuchs in einer christlichen Familie auf. Als Jugendliche und junge Erwachsene arbeitete sie bereits im Kinderprogramm der Gemeinde mit und leitete einen Missionsgebetskreis. „Mein Herz brannte für Mission“, erinnert sich Manuela. Sie fragte sich, welche Berufung Gott wohl für sie hat. „Ich habe oft gedacht, wenn ich mal den Vorhang zur Seite schieben und sehen könnte, wo Gott mich denn in Zukunft haben will …“

Er führte sie nach Wiedenest, wo sie eine theologische Ausbildung machte. Nach der Wende leitete sie bei einer Zeltevangelisation das Kinderprogramm. Hier blühte Manuela auf! Sie wusste Geschichten lebendig zu erzählen, Themen interessant zu gestalten und Spaß zu machen. Das gefiel nicht nur den Kindern, sondern auch einigen Christen aus Prag. So ein Programm wollten sie auch für ihre Kinder! Eine Einladung folgte.

Der Anfang in Prag

Im Sommer 1991 machte sich Manuela also auf den Weg nach Tschechien. „Ich konnte gar kein Tschechisch. Ich finde es so erstaunlich, dass Gott mich dennoch gebraucht hat. Es gab Menschen, die haben dort damals ihre Bekehrung erlebt. Für mich ein Wunder!“ Sie sieht es als Zeichen, wie Gott uns in unserer Unvollkommenheit gebraucht. 1993 reiste sie als Missionarin aus und lebte seitdem in Prag.

„Jedes Kind in Tschechien sollte die biblische Botschaft auf ansprechende Weise hören“ – das war ihre Vision. In den Gemeinden nahm sie eine Not wahr. Christsein war nicht lebendig, sondern langweilig. Wenn Gemeinde so aussieht, überlegte sie, wie würde sie in Zukunft aussehen?

Die junge Missionarin wollte Christsein zum Anfassen! Ihre Aufgabe bestand daher aus Multiplikation. Deshalb investierte sie in Mitarbeitende, die sich im Kindergottesdienst engagieren, und Eltern. Manuela erarbeitete Material für die Arbeit mit Kindern unterschiedlicher Altersstufen und deren Erziehung. Dieses Material, Literatur und Schulungen inspirierten seitdem Tausende.

Neues lernen

Zu Beginn ihrer Arbeit fragten immer wieder Teilnehmende ihrer Schulungen, ob man die gesungenen Lieder als Kassette bekommen könnte. Es entstand die Idee eines Kinderchors. Aber wie leitet man einen Kinderchor? Manuela besuchte ein Seminar dazu, lernte das Dirigieren und los ging’s! Sie ließ deutsche Lieder übersetzen, schrieb neue, ließ von Musikern Playbacks aufzeichnen und führte Freizeiten mit Kindern durch. Am Ende nahm sie mit dem entstandenen Kinderchor Klaunici immer wieder Lieder im Studio auf. Die Lieder zählen inzwischen zum Standard-Liedgut christlicher Gemeinden in Tschechien.

Manuela Jung ist jung geblieben. Technische Möglichkeiten nutzt sie gerne und eignet sich an, was sie noch nicht kann. Sie ist so lebendig, wie man sich wohl auch ihre Arbeit mit Kindern vorstellen muss. In ihrem Gesicht findet sich immer wieder dieses fröhliche Lachen. Sie hat eine aufgeweckte Art, von dem zu berichten, was sie begeistert.

Manuela tat, was sie liebte und was immer ihr Hobby gewesen war: die Arbeit mit Kindern. Das brachte jedoch auch eine Herausforderung mit sich. Wenn das Hobby der Beruf ist, wann beginnt eine Auszeit?

Sie lernte: „Nur wenn es uns gut geht, können wir in unserem Dienst effektiv sein. Nur wenn es mir gut geht, kann ich nach außen auch weiter strahlen. Und ich wünsche mir, dass ich nach außen noch ein paar Jahre strahlen darf“, erklärt sie nickend mit einem zufriedenen Lächeln. 2009 startete sie ein Hobby: die Hundezucht. Hier kam sie mal ganz raus aus dem Arbeitskontext. Zuhause genießt sie ihren Garten mit dem Flieder, Magnolien und Hortensien. Außerdem liebt sie Musicals.

Neue Berufung

Manuela schaut auf 30 Jahre zurück, in denen sie ihre Berufung und Vision für die Kinder und Gemeinden in Tschechien gelebt hat. Jetzt kam eine neue Berufung. „Ich spürte, ich brauche etwas Neues und würde gerne wieder in meiner Muttersprache arbeiten. Manchmal ist es wichtig, Altes hinter sich zu lassen um offen zu sein für Neues.“ Die Arbeit mit Kindern geht ohne sie weiter.

Stattdessen liegt ihr Fokus nun auf deutschsprachigen Frauen. „ThinkBig“ (deutsch: groß denken) heißt das neue weltweite Programm. Sie will online Frauen darin unterstützen, für sich und Gott groß zu denken, ihr Potential zu entdecken und zu entfalten. Sie bezeichnet sich als „Ermutigerin und Mentorin für christliche Frauen, die MEHR wollen“ – für „Powerladies mit Herz“.

Mit der neuen Lebensphase ist auch ihr Team von ihrer gegründeten gemeinnützigen Organisation TIM 2,2 e. V. kleiner geworden. Das Büro steht derzeit in Kisten verpackt. Es zeigt, die Arbeit hat sich verändert und ist im Aufbruch. Zeit für etwas Neues! Zeit für „ThinkBig“.

So alt bin ich: in der Lebensmitte – im besten Alter
Hier lebe ich: in Prag
Bücher, die mich inspirieren: Bücher, die Geschichten von Menschen erzählen
Hobbys: meine Hundefamilie – meine weißen Wuschels, Garten und Musicals. In Zukunt möchte ich gerne mehr von unserer wunderbaren Welt sehen.
Berge oder Meer: Meer
Dieser Bibelvers bedeutet mir viel: Johannes 15,16a: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr euch auf den Weg macht und Frucht bringt – Frucht, die bleibt.
Gott für mich: von Ihm Großes erwarten

Manuela Jung war Missionarin in Tschechien

Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2022) erschienen.

Alle Informationen zu Manuelas neuem Programm „ThinkBig” unter: manuelajung.eu