Befreit Gesicht zeigen

Befreit Gesicht zeigen

In Südostasien lassen sich Leitende aus unterschiedlichen Denominationen zu Seelsorgerinnen und Seelsorgern ausbilden und erleben dabei selbst den Wert der Seelsorge: Jemand hört zu, ohne zu verurteilen. Hier ist Raum, um frei zu werden.

Was macht für dich eine gute Beziehung aus? Was wünscht du dir, wenn du jemandem von einem Fehltritt erzählst? Schaut dich dein Freund anteilnehmend an, hört er dir zu, gibt hilfreiche Ratschläge, betet mit dir und klopft dir aufmunternd auf die Schulter?

Viele in Südostasien lernen von klein auf, dass es eine Schande ist, Fehler zuzugeben. Sie erleben, dass andere auf einen herabsehen und man seinen guten Ruf verliert. Dieser Angst vor Gesichtsverlust begegnen wir in Südostasien vorrangig bei der älteren Generation. Gleichzeitig spüren sie aber auch, dass mit dem Schein-wahren ihre Probleme in Ehe und Gemeinde nicht gelöst werden. Sie hoffen auf Hilfe, Befreiung von Altlasten, auf Versöhnung und innere Heilung. Die Menschen sind hin- und hergerissen zwischen dem Schein-wahren-müssen und der Hoffnung, endlich Lösungen für ihre Lebensprobleme zu finden. Einmal mehr geht es Pastoren so.

Hier wagten wir erste Schritte durch die Gründung der ersten christlichen Seelsorge-Ausbildung mit zertifizierter Anerkennung durch ein deutsches Institut in diesem Land Südostasiens! Jetzt haben die christlichen Leiterinnen und Leiter nicht nur einen plausiblen Grund zu kommen, um zu Seelsorgern ausgebildet zu werden. Sie dürfen in den dazugehörigen Seelsorge-Eigenreflexionen auch persönlich innerlich heil werden und lernen dadurch wiederum andere besser zu verstehen.

Am besten lassen wir einige Teilnehmer selbst zu Wort
kommen:

Teilnehmer Ng: „Uff, das Thema Seelsorge ist völlig neu in Südostasien. In den ersten zwei Gesprächen hatte ich große Angst, dass ich bloßgestellt werden würde. Ich habe immer gesagt, dass ich keine Probleme habe, aber jemanden kenne, der ein Problem habe. Mittlerweile weiß ich, dass ich nicht angeprangert oder getadelt werde, wenn ich ehrlich bin. Ich kann mich öffnen und all meine Lasten mitteilen. Ich rede über Dinge, die ich noch nie jemandem erzählt habe, aber hier ist ein sicherer Platz! Ich darf so viel von mir verstehen. Auch habe ich einen neuen Blick auf andere gewonnen und verurteile sie nicht mehr. Meine Beziehungen sind viel besser geworden.“

Teilnehmerin Anh: „Noch nie in meinem Leben habe ich solch einen Kurs erlebt, der mein Leben derart positiv umgekrempelt hat. Meine Gesinnung ist verändert worden und ich merke jetzt schon Veränderungen in meinem Leben. Ich bin dankbar, dass Gott diese Seelsorge-Ausbildung nach Südostasien gerufen hat. Unsere Gemeinde hat nun ein Seelsorge-Sprechzimmer eröffnet, damit alle, auch Kirchenfremde, kommen können.“

Teilnehmerin Mai: „In meiner Seelsorge-Schicht erzählte mir eine Ratsuchende, dass sie den Druck ihres Ehemannes nicht aushält und ihr Baby abtreiben lassen will. Ich bin an ihr drangeblieben und wir konnten einige Gespräche miteinander führen. Was war ich überglücklich, als sie entschloss, ihr Baby doch zu behalten!“

Teilnehmer N.: „Unsere Gemeinde hat sich im Streit geteilt und ich bin ausgetreten. Als ich hier in diesen Kurs kam, habe ich gemerkt, dass auch mein ehemaliger Pastor teilnimmt. Er hat mich in den Kursen keines Blickes gewürdigt. Nun, nach diesem fünften Kurs (von insgesamt neun), ging er auf mich zu und fing freundlich eine Konversation an. Das hat mich so berührt!“

Versöhnung beginnt! Wir freuen uns darauf, Heilung und positive Veränderungen im Leben der Menschen in Südostasien zu sehen!

Möchtest du unser Partner im Missionsdienst sein? Herzliche Einladung dazu! Nimm über Bereichsleiter Jochen Fiebrantz Kontakt mit uns auf: j.fiebrantz@allianzmission.de

T. und M. sind Missionare in Südostasien

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2022 – Januar 2023) erschienen.