Digitale Bildung in Afrika

Digitale Bildung in Afrika

Simone und Arnd Weil gründeten 2016 die Stiftung Perspektive Hoffnungsbrücke. Seitdem investieren sie sich in Schulen in Tansania, um dort den Bildungssektor zu unterstützen. Im Frühjahr begannen wir eine Partnerschaft.

Simone und Arnd Weil, was macht ihr derzeit, wenn ihr euch nicht gerade in eurer Stiftung investiert?

Simone: Mein Mann Arnd ist Elektrotechnik-Ingenieur und studiert seit 2019 Entwicklungszusammenarbeit an der Akademie für christliche Führungskr.fte (ACF). Ich bin Erzieherin in einer Krabbelgruppe.

Wie kam es, dass ihr die Stiftung gegründet habt, und warum in Tansania?

Arnd: Ende 2018 bin ich aus meinem Beruf ausgestiegen und wir wollten langfristig Bildungsprojekte in Tansania unterstützen. Für das Kapital, das wir hatten, war eine Verbrauchsstiftung das Sinnvollste. Warum Tansania? Das hat mit Simones Historie zu tun.

Simone: Mein Traum war es schon als Kind, nach Afrika zu reisen. Dort hat mir das Leben sehr gut gefallen und dass man es dort immer warm hat. Auch die Menschen haben mich fasziniert und waren etwas besonderes für mich.

Wie geht es den Menschen in Tansania?

Arnd: Über 50 Prozent der Bevölkerung sind unter 17,5 Jahre alt. Das Monatseinkommen vieler Menschen liegt bei ca. 30 Dollar oder noch niedriger. Die UNO bezeichnet das als extreme Armut. Dennoch haben wir sehr viel ehrliche Freude erlebt.

Auch gibt es in Tansania zu wenige Lehrer. Wie erlebt ihr das und wie begegnet ihr dem Problem?

Arnd: Wenn man denkt, in Deutschland hat man ein Problem mit Lehrermangel: in Tansania ist es noch viel krasser. Ich war mal in einer Schule mit über tausend Schülern und zehn Lehrern. Wir fanden heraus, dass es sehr gute digitale Lernsysteme gibt – auch in Englisch und Kisuaheli. Die Kinder haben Zugang zu Informationen und Lern-Apps sowie die Möglichkeit, das nachzuarbeiten, was sie im Klassenraum nicht verstanden haben.

Wie genau funktioniert das?

Arnd: Das System ist ein kleiner Server, den man als Lehrer in den Klassenraum mitnehmen kann. Er hat eine Batterie, läuft acht Stunden und hat ein eigenes, lokales WiFi-Netz, auf das man dann mit Tablets, dem Smartphone oder einem Laptop zugreifen kann. Internet brauche ich nur, wenn ich zusätzliche Lerninhalte nachladen will.

In der einen Schule, die wir dieses Jahr angehen, gibt es in der ganzen Region noch keinen Strom. Hier werden wir die Tablets zusammen mit einem Lade-Koffer bereitstellen. Diese kann man dann über Solarenergie am Nachmittag wieder aufladen.

Wir haben Anfang des Jahres mit euch eine Partnerschaft gestartet. Wo können wir euch unterstützen?

Arnd: Wir sehen, wie die Netzwerke sich etwas überlagern. Also, unsere Netzwerke hier vor Ort und Tansania, sowie das sehr weite Allianz-Missions-Netzwerk.

Simone: Außerdem ergibt sich vielleicht auch eine Möglichkeit, für Kurzeinsätze Freiwillige zu finden.

Was sind eure Visionen für die Zukunft der Stiftung?

Arnd: Einiges durften wir in diesen drei Jahren, seit wir die Projektarbeit angefangen haben, schon realisieren. Wenn man jetzt längerfristig guckt, ist es die Umsetzung von dem, was wir da begonnen haben, und dessen Fortführung. Unser Schwerpunkt sollen Bildung und interkultureller Austausch bleiben, mit der Besonderheit, auch digitale und innovative Technologien einzusetzen. Das wollen wir ausbauen und möglichst vielen Schulen und damit möglichst vielen Kindern in Tansania, vielleicht sogar über Tansania hinaus, zur Verfügung stellen.

Simone: Ein Fernziel ist außerdem, dass die Schulabsolventen auch eine Berufsausbildung machen können. Das wäre schön, wenn wir da mithelfen könnten.

Gibt es einen bestimmten Gedanken, den ihr gerne der Welt mitgeben möchtet, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?

Simone: Wir haben auf jeden Fall gemerkt, dass Gott unheimlich groß ist und dass er uns führt und leitet und segnet. Die Tansanier haben wir immer wieder sagen hören: „Gott ist gut.“ Wir haben oft gestaunt, wenn sich immer wieder neu die Türen geöffnet haben, und das meistens ohne unser Zutun.

Arnd: Im Rückblick ist es faszinierend zu sehen, was Gott tut, wenn wir das, was wir haben, egal wie viel oder wenig das ist, ihm zur Verfügung stellen.

Das Interview führte Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2021) erschienen.

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