Mit Fragen glauben

Mit Fragen glauben

Lena Claus war im GoGlobal Auslandsjahr 2021/22 auf Europatour. Auf dieser Reise durchlebte sie eine tiefe Glaubenskrise, in der sie neu die Entscheidung traf, Gott Glauben zu schenken.

Vor meinem Auslandsjahr mit der Allianz-Mission hat mir jemand gesagt: „Dort, wo viel Mission stattfindet und wo man Gottes Reich bauen will, ist die Anfechtung am größten.“ Dem gegenüber war ich sehr skeptisch. Doch dann bin ich mit fünf anderen Shortys für ein Jahr durch Europa gefahren, um Missionare und Gemeinden zu unterstützen – ein Jahr, in dem sich die Aussage bestätigte. Ich stand kurz davor, mich von Gott abzuwenden und meinen Glauben aufzugeben.

Alles begann damit, dass wir als Team eine Predigt über den Heiligen Geist hörten. Darin wurde dazu aufgerufen, den Heiligen Geist einzuladen und wirken zu lassen. Gespürt habe ich gar nichts. Aber warum?

In der Zeit danach wurde ich immer wieder mit Gottes Wirken im Leben anderer konfrontiert, während ich selbst das Gefühl hatte, mit einer Wand zu reden. Sehnsucht nach einer Berührung, einem heiligen Moment und einer Antwort auf meine Fragen breitete sich in mir aus. Wochenlang streckte ich mich nach Gott aus, drei Tage lang fastete ich – doch geändert hat sich nicht viel. „Wieso ignoriert Gott mich?“

Enttäuschung und Zweifel

Meine Erwartungen wurden immer wieder enttäuscht und das tat weh. Meine Kraft für ein ständiges Hoffen war irgendwann am Ende. Ich war verletzt von Gott und mein Vertrauen zu ihm begann zu bröckeln. Zweifel und Fragen wurden immer präsenter, bis ich mich wortwörtlich in einem „Teufelskreis“ befand. „Lebt der Heilige Geist überhaupt in mir? Bin ich auserwählt? Bin ich so ein schlechter Mensch? Liebt mich Gott überhaupt? Kann der Gott des Alten Testaments denn ein liebender Gott sein? Und wenn Gott, der Inbegriff der Liebe, mich nicht liebt, was bin ich dann überhaupt noch wert? Wo liegt dann der Sinn in meinem Leben?“

Gott war für mich nicht mehr der gute, liebende Vater, sondern der urteilende, desinteressierte Richter, der seine Lieblingsmenschen hat. Der Druck in mir wurde so groß, dass ich kurz davor stand, mich von Gott abzuwenden.

An diesem Tiefpunkt sprach Gott zu mir. Drei Mal hintereinander wurde ich völlig unabhängig voneinander auf Esther hingewiesen. Ihr Vertrauen auf Gott war riesig, obwohl Gott im Buch Esther nie aktiv spricht. Als dann auch noch sonntags das Predigtthema „Esther – Wenn Gott schweigt“ gewählt wurde und mir von zwei unterschiedlichen Leuten gesagt wurde: „Bleib nicht stehen. Erst wenn du fährst, lenkt Gott“, habe ich verstanden: Ich muss eine Entscheidung treffen. Entweder ich schmeiße den Glauben hin oder ich entscheide mich, mit all meinen Fragen und Zweifeln zu glauben, dass Gott gut ist und mich als seine Tochter liebt. Ich brachte den Mut auf, mich zaghaft für Gott und seine Wahrheit zu entscheiden und gegen die Lügen des Teufels. An diesem Tag wurde mein innerer Sturm gestillt. Friede und Freude breiteten sich in mir aus und der Druck auf meiner Brust nahm ab. Mein Herz konnte aufatmen und mit der Zeit konnte ich Gottes Liebe wieder annehmen.

Ja zu Gott

Das war der erste Schritt. Mit meinem Ja zu Gott wurde mir schnell klar, dass er schon längst ein Ja für mich bereitgehalten hatte. Natürlich sind meine Fragen nicht alle beantwortet, aber der Glaube ist mein Schild, wie es in Epheser 6,16 steht: „Verteidigt euch mit dem Schild des Glaubens, an dem die Brandpfeile des Teufels wirkungslos abprallen.“ Ich kann Fragen an Gott haben und trotzdem an einen guten Gott glauben, der mich liebt und der für mich am Kreuz gestorben ist.

Lena Claus war im GoGlobal Auslandsjahr auf Europatour

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2022 – Januar 2023) erschienen.