Kälte, Knast und neue Hoffnung

Kälte, Knast und neue Hoffnung

Dmitri hat mit 32 Jahren acht Jahre seines Lebens ans Gefängnis, alle Perspektive an den Alkohol und fünf Zehen an den russischen Winter verloren. In der Reha begegnet er Jesus und wird zum Hoffnungsschenker für andere. Pastor Andrej aus Saratow berichtet.

Einer der Schwerpunkte der Gemeinde „Haus der Hoffnung“ in Saratow ist die Sozialarbeit. In diesem Dienst leisten wir seit mehreren Jahren soziale und geistliche Hilfe für Menschen, die in schwierige Lebenssituationen geraten sind: die ihre Häuser, Arbeit, Familien und alles andere verloren haben. Eine Person landet auf der Straße und hat dort Schwierigkeiten, Nahrung, Kleidung und Unterkunft zu finden. Hier zu helfen ist vor allem im Winter notwendig, wenn viele Menschen draußen der Kälte ausgeliefert sind. Und Gott hat uns berufen solchen Menschen zu dienen.

In der Sozialarbeit helfen wir mit einer Suppenküche, bei der wir neben warmen Mahlzeiten auch das Evangelium der Erlösung predigen. Außerdem bieten wir den Bedürftigen eine kurzfristige Übernachtungsmöglichkeit und schicken sie auf Wunsch in Partner-Rehabilitationszentren, wo sie bei der Wiederherstellung ihres körperlichen und geistigen Zustands unterstützt werden. Wir helfen ihnen auch bei der Erledigung der notwendigen Formalitäten.

Wir stützen uns dabei auf die Bibelstelle: „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5,16). Die Menschen, denen wir helfen, sollen Gott nicht nur preisen, sondern ihr Leben soll sich verändern, indem sie ihm dienen. Wir sehen, dass oft ein kleiner Beitrag für einen Menschen dazu führt, dass er das Leben anderer beeinflusst, indem er ihnen dient, wie ihm geholfen wurde. So hat es Dmitri Timofeev erlebt. Seine bei seiner Geburt 1971 gerade einmal 16 und 18 Jahre alten Eltern waren alkoholanhängig und Dmitri landete wie sein Bruder ohne regelmäßigen Kontakt zur Familie im Internat. Nachdem sein Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, übernahm Kälte, Knast und neue Hoffnung seine Großmutter die Vormundschaft. Er begann eine Lehre in einem Restaurant in Saratow.

Er berichtet: „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits begonnen zu trinken und weiche Drogen zu rauchen. Ich habe nicht gearbeitet, aber ich hatte immer Geld, denn ich habe gestohlen, betrogen und Geld von anderen erpresst. 1996 musste ich so das erste Mal für vier Jahre in Gefängnis. Während ich einsaß, starb meine Großmutter. Als ich entlassen wurde, war ich verwirrt, begann wieder zu trinken und durch Bordelle zu ziehen. Ein Jahr später beging ich wieder eine Straftat und wurde zu vier Jahren Hochsicherheitsgefängnis verurteilt. Nach meiner Entlassung 2003 fing ich wieder an zu trinken und Drogen zu nehmen.

Das ging so weit, dass ich anderthalb Jahre lang vor einer orthodoxen Kirche bettelte. Ich wohnte mit einem anderen Alkoholiker in einem verlassenen Haus und sammelte Flaschen. Im November 2009 herrschte strenger Frost, mein Kamerad starb an Unterkühlung und nach Erfrierungen mussten mir alle Zehen am rechten Fuß amputiert werden.

Durch die Gnade Gottes wurde ich in das Rehabilitationszentrum für Obdachlose geschickt. In den zwei Jahren, die ich dort verbrachte, lernte ich zwei Missionare der christlichen Gemeinde kennen. Sie kamen, um über Gott zu sprechen. Nach mehreren Treffen und Gesprächen über Gott traf ich die Entscheidung, mein Leben Jesus anzuvertrauen. Danach änderte Gott mein Leben und ich wurde frei von allem, wovon ich abhängig war. Gott half mir, meine Dokumente wiederzuerlangen, und nachdem ich mich vollständig erholt hatte, begann ich, die Gemeinde zu besuchen.

Im Jahr 2012 heiratete ich und 2014 ließen wir uns als Ehepaar gemeinsam taufen. Zurzeit bin ich in der Sozialarbeit tätig und helfe Menschen, die in der gleichen Situation waren wie ich. Ich bin ein Beispiel dafür, wie Gott Menschen verändert und neues hoffnungsvolles Leben schenkt. Ich bin ein neues Geschöpf Gottes geworden.“

Andrej ist Pastor der Gemeinde in Saratow, Russland

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2023) erschienen.