In Hawaii und der Schweiz geboren, lernen sich unsere Mitarbeitenden kennen und lieben und spüren, dass Gott sie in die Mission ruft. Sie lassen die Schweizer Alm hinter sich und brechen auf in ein Land in Ostasien. Über ein Jahrzehnt später ist plötzlich Schluss.
In dem Land, in dem wir die letzten 25 Jahre gelebt haben, ist es eigentlich erwünscht und wird erwartet, dass wir unsere Religion als Christen leben. Bei uns zu Hause dürfen wir frei Hauskreis oder Gebetskreis, Arbeit mit Männern oder Frauen durchführen und auch sonntags die Kirche besuchen. Aber missionarische Tätigkeiten sind strikt verboten, bei denen wir selbst im Vordergrund stehen. So sind wir vor allem mit einheimischen Organisationen unterwegs. Die machen ihre Programme, wir ermöglichen ihnen die Reisen, damit sie auch ins Hinterland können. Oder wir unterstützen die Evangelisten oder Pastoren. Am meisten ermutigen wir aber einheimische Christen, die in einem animistischen Umfeld leben.
In Ostasien ist die unsichtbare Welt für jeden präsent. Als zum Beispiel jemand einen Zauber auf meine Frau anwandte und sie plötzlich aus dem Nichts nicht mehr gehen konnte und unwahrscheinlich starke Rückenschmerzen bekam, holten wir eine Dorfhebamme, die auch Massagen macht. Kaum begann sie zu massieren, da sagte sie: „Das ist ein Zauber. Wenn ihr wollt, kann ich sofort einen Gegenzauber starten.“ Wir sagten: „Stopp, du kannst nach Hause gehen. Das kriegt man nicht mit Massieren weg – da braucht es Gebet. Als die Frau aus dem Haus war, setzten wir uns zusammen und beteten: und der Schmerz war weg.
Wichtig ist auch Beziehungspflege. Wir haben mittlerweile ein großes Beziehungsnetz in der ganzen Provinz. Es gilt, einfach für andere Zeit zu haben, da zu sein. Sei es in der Stadt, mit Gästen, aber auch ein Schwatz mit den Nachbarn oder in der Firma präsent sein.
Von jetzt auf gleich war Schluss
Dann war von jetzt auf gleich Schluss. Was wir über knapp 25 Jahre aufgebaut hatten, stand auf null. Sowohl wir als auch die anderen Mitarbeitenden in unserem Einsatzland mussten ausreisen. Wir hatten noch einen Monat länger Zeit als unsere Kollegen, die innerhalb von 24 Stunden raus mussten. Hintergrund war, dass es Gruppen gab, denen etwas nicht gefallen hat: Politisch wurde etwas in Gang gesetzt und deshalb wurden uns sofort allen die Aufenthaltsvisa entzogen.
Zu Beginn war es einfach ein intuitives Reagieren. Wir haben versucht, alles zu regeln, was möglich ist. Da haben wir viel Eingreifen von Gott wahrgenommen: Sachen, die wir zum Teil jahrelang versucht hatten, die plötzlich über Nacht möglich waren. Wir haben uns immer sehr, sehr bewusst an die Regeln und Gesetze des Landes gehalten: kooperativ mit den Behörden zusammengearbeitet. Die wussten seit Jahren, was wir tun, und dann sollte das plötzlich ein Grund gewesen sein für eine Ausweisung. Zuerst sah es auch nur aus, als ob wir für sechs Monate ausgewiesen wären, aber als wir wieder in der Schweiz waren, wurde klar, dass jemand versucht, uns lebenslänglich rauszuhalten.
Dann wurde es richtig schwierig. Wir hatten uns ja entschieden, in die Mission zu gehen. Wir haben alles mitgenommen und alles investiert. Wir sagten: „Ein Ja ist ein Ja, und wir gehen diesen Weg mit Gott.“
So hatten wir viele Fragen an Gott. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich dachte: „Herr, ich verstehe das absolut nicht. Aber ich nehme jetzt Abschied von meinen Orchideen und Freunden.“ Und das war sehr gut. Wenn man nicht richtig Abschied nehmen kann, holt einen das immer wieder ein.
Was uns am meisten geholfen hat, waren alle unsere Beter und auch die Allianz-Mission und Partner. Wir haben uns durchgetragen gefühlt. Wir hätten das nicht überstanden, wenn nicht so viele Beter für uns eingestanden wären. Die Leute, die uns begleitet haben, sagten: „Ihr seid nicht so niedergeschlagen, wie ihr eigentlich sein solltet.“
Neue Perspektiven
Jesus war treu: Es haben sich neue Perspektiven eröffnet. Wider alle Erwartungen konnten wir nach über einem Jahr erneut ausreisen mit einem dauerhaften Aufenthaltsvisum. Das Wunder daran ist, dass wir heute unter deutlich besseren Umständen ausreisen als zuvor. Gott hat diese Ungerechtigkeit gewendet und uns den Weg wieder geöffnet.
Bitte betet für Einheit in unserer Kernfamilie, dass auch unsere Kinder sich versöhnen können mit der ganzen Situation. Betet um Schutz für Einheimische, die zum Glauben gekommen sind. Wenn sie zum christlichen Glauben konvertieren, kann es sein, dass sie ihre Familie verlieren, was nicht nur Einsamkeit, sondern auch Armut bedeutet. Und betet für alle Pastoren und Evangelisten hier in Ostasien, die sich einsetzen, um das Wort Gottes zu verbreiteten.
Unsere Mitarbeitenden sind Missionare in einem Land in Ostasien. Zu ihrem Schutz nennen wir weder das Land noch ihre Namen.
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2023) erschienen.