Mehr als schöne Fotos

Mehr als schöne Fotos

Magdalena Anton hat zwei Jahrgänge von GoGlobal Shortys quer durch Europa begleitet. Nach Beobachtungen der Generation Z und Gedanken zu Kurzzeitmission und Missionstourismus wirft sie einen Blick darauf, wie Gott auch morgen junge Menschen in der Weltmission gebrauchen wird.

„Magdalena, was machst du hier eigentlich?“ Es ist der zweite Tag unseres Besuchs in den Bergen Albaniens. Ich bin gleich mit einer Andacht dran. Die fünfte Andacht in zwei Tagen. Ich befinde mich mit dem GoGlobal Europatour-Team der Allianz-Mission und vielen Einheimischen im Hinterzimmer einer Kneipe. Wir begleiten einen albanischen Missionar, der in fünf Dörfern kleine Gottesdienste hält. Ein Jahr lang sind wir als Team unterwegs und unterstützen Gemeinden und Missionare in Europa. Man nennt das auch Kurzzeitmission.

Oftmals stehen Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede zwischen mir und den Einheimischen. So auch im Hinterzimmer der Kneipe. Drei ältere Männer hängen an meinen Lippen, als ich von Jesus Christus erzähle und mit einem Blatt Papier und einer Schere verbildliche, wie er Licht in unser Leben bringt. Was kann ich als junge Frau mit meinen Shortys denn schon tun? Was können wir weitergeben?

Antworten habe ich nicht immer bekommen. Aber oft kamen Einheimische und waren begeistert, junge und gläubige Menschen zu treffen. Wir hatten eine Außenwirkung, ob wir wollten oder nicht.

Ein Jahr für Gott investieren, helfen und wachsen. Das sind gute Intentionen, die manchmal auch gut gemeint, aber schlecht gemacht sind.

Ganze 20 Monate war ich mit zwei verschiedenen Europatour-Teams unterwegs und habe gemerkt: Die Generation Z tickt anders als ich. Es ist eine Generation, die sowohl online vernetzt ist als auch den Wunsch nach authentischen Begegnungen in sich trägt. Die viele Möglichkeiten für Leben und Beruf hat und dennoch Entscheidungen treffen muss, wer sie ist und wie sie lebt. Eine Generation, die erkannt hat, dass mentale Gesundheit für einen selbst wichtig ist und man eine soziale Verantwortung für andere hat.

Wie lebt diese Generation Mission und was motiviert sie dazu? Ein Jahr für Gott investieren, helfen und wachsen. Das sind gute Intentionen, die manchmal auch gut gemeint, aber schlecht gemacht sind: vor allem dann, wenn Kurzzeitmission eher einem Touristenprogramm im Namen der Mission gleicht.

Zwischen Missionstourismus und Lebensveränderung

Möchte ich schöne Fotos, bei denen ich Kleidung und Essen verteile, im Handgepäck mit mir tragen? Fotos, auf denen Land und Leute auf materielle Armut beschränkt werden und ich in meiner Heimatgemeinde Schulterklopfer für meinen mutigen Einsatz bekomme, weil ich Gott diene? Nehme ich den Maßstab meines Heimatlandes mit, bewerte alles danach und setze meinen eigenen Komfort an die erste Stelle? Da steht Selbstverwirklichung gegenüber dem Auftrag Gottes.

In meinen beiden Europatour-Teams kam oft die Frage auf: „Ist das sinnvoll, was wir machen? Ist es sinnvoll, den ganzen Tag die Fenster des Gemeindegebäudes zu putzen oder die Rumpelkammer aufzuräumen? Hat es einen Mehrwert, wenn wir in ein Waisenhaus fahren, Geschenke zu Weihnachten verteilen und dann nie wieder einen Fuß durch die Tür zu setzen?“

Oftmals komme ich zu der Antwort: „Ja, es ist sinnvoll.“ Denn es kommt zum einen auf die innere Einstellung und zum anderen auf die Weiterführung vor Ort an. Durch so manche eintönige Aufgabe hat Gott das Herz eines Shortys verändert, indem er verstanden hat, dass es nicht darum geht, sich selbst zu verwirklichen, sondern andere in ihrer Aufgabe zu unterstützen.

Als Europatour-Team haben wir oft erlebt, wie wichtig es ist, dass Kurzzeitmission in Langzeitmission eingebettet ist. Es ist wichtig, dass der Pastor in Bulgarien die Besuche im Waisenheim auch in der Woche nach unserer Abreise fortsetzt.

Denn letztlich geht es um die Begegnungen. Begegnungen können nicht durch Online-Vernetzung ersetzt werden. Jesus hat gezeigt, wie Begegnungen Menschen verändern. Sei es durch die Begegnung mit Gott oder die Begegnung der Menschen untereinander. Das habe ich auf der Europatour erlebt. Aus braven Sonntagschristen wurden mutige Shortys, die Jesus mit voller Leidenschaft nachfolgen.

Was bedeutet das für die Mission von morgen? Wir dürfen weiterhin für kurze und lange Zeiträume Orte der Begegnung schaffen. Orte, an denen junge Menschen mehr als den Stempel der Generation Z tragen, an denen sie sich und ihre Ideen ausprobieren, an denen sie kreieren, ihre Grenzen bewahren dürfen und als Nachfolger Jesu wachsen können.

Magdalena Anton war Leiterin der Europatour im GoGlobal Auslandsjahr und ist jetzt mit Missionarin in Brașov, Rumänien

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2024) erschienen.