Der Great Commission Report: Ein Blick in die Zukunft der Mission

Der Great Commission Report: Ein Blick in die Zukunft der Mission

Nick Parker aus Südafrika spricht im Interview über die Ergebnisse des State of the Great Commission Report (dt: Bericht zum Stand des Missionsbefehls), die Rolle neuer Technologien in der Mission und die Chancen sowie Herausforderungen der digitalen Evangelisation.

Du arbeitest als Manager für globale Partnerschaften bei Christian Vision. Was machst du dort?

Wir als Christian Vision möchten Menschen durch Technologie mit dem Evangelium erreichen. Früher waren das Kurzwellenradio und UKW, heute sind es vor allem soziale Medien. Ich bin verantwortlich für unsere Partnerschaften – besonders in Afrika südlich der Sahara, aber auch in Ortsgemeinden weltweit.

Du warst mit deinem Beitrag über Evangelisation im digitalen Zeitalter einer von 150 Autorinnen und Autoren des State of the Great Commission Report. Warum sollten Christen in Deutschland diesen Bericht lesen?

Der Bericht vermittelt ein Gefühl dafür, wo wir uns in Bezug auf Mission und Christentum befinden. Wenn wir in unseren lokalen Kirchen sitzen, haben wir oft eine eingeschränkte, teilweise sogar düstere Sicht auf das, was weltweit passiert. Diese Perspektive wird erweitert – durch überraschende und ermutigende Einblicke in globale Entwicklungen.

Welche Ergebnisse des Berichts sind für dich besonders bemerkenswert?

Der Bericht konzentriert sich auf zehn Lücken von Mission, die in einer Befragung von Missionsleitern weltweit herausgearbeitet wurden. Neben Fragen zur Digitalisierung und zum Dienst im digitalen Zeitalter ist eine wichtige Erkenntnis: Das mit Abstand größte Defizit liegt im Bereich der Jüngerschaft. Dort besteht ein Zusammenhang – besonders in Afrika und Asien sind die Menschen, die wir erreichen wollen, durchschnittlich jünger und Technologie sowie soziale Medien sind in ihrer Identität als Digital Natives verankert. Das bietet uns großartige Möglichkeiten für Mission.

Welche Möglichkeiten sind das? Was sind die Chancen für Jüngerschaft im digitalen Zeitalter?

Der digitale Raum birgt viele Vorteile: Menschen empfinden ihn als weniger bedrohlich und sind offener und ehrlicher. Außerdem geht er über geografische Grenzen hinaus. Ein gläubiger Gamer aus Afrika kann sich mit einem an Onlinespielen interessierten Christen aus Europa, Asien oder Amerika verbinden. Plötzlich entstehen Freundschaften zwischen Menschen, die sich sonst nie getroffen hätten.

Welche Rolle spielen neue Technologien wie Web 3 und das Metaverse in deiner Arbeit?

Neue Technologien bieten eine phänomenale Möglichkeit, Menschen und Zielgruppen auf eine nie da gewesene Weise zu erreichen. Sie ermöglichen echte Gemeinschaften in einem nicht-traditionellen Sinn und lassen Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen an der Gesellschaft teilhaben.

Dennoch warne ich ausdrücklich davor, überstürzt Technologien zu übernehmen, von denen vieles noch unbekannt ist. Unser Kerngeschäft als Kirche ist, Gott und die Menschen zu lieben. Dabei kann uns Technologie unterstützen, doch sie sollte nie selbst im Mittelpunkt stehen.

Welche Herausforderungen siehst du in der digitalen Evangelisation?

Es gibt nicht genug Christen, die sich aktiv im digitalen Raum engagieren. Viele denken, dass Fähigkeiten oder Fachwissen fehlen. Aber die Realität ist, dass in unseren Kirchen junge Menschen sind, die diese Plattformen und Technologien jeden Tag nutzen. Sie möchten dienen – und wir müssen ein ermutigendes Umfeld dafür schaffen.

Zum Abschluss, welcher Satz liegt dir besonders am Herzen?

Mark Sayers sagt über unsere säkulare, postchristliche Welt: „Wir wollen das Königreich ohne den König“. Was wir als Christen tun müssen, ist, den König zurück ins Reich zu holen. Ohne ihn hat nichts Gewicht.

Das ausführliche Interview im Podcast (englisch)
„State of the Great Comission Report“ lesen

Der Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2024) erschienen.