KI und Mission

KI und Mission

Was verändert Künstliche Intelligenz für die Weltmission? Dieser Frage geht Steffen Ehl nach. Selbst viele Jahre für globale Unternehmen mit KI-Technologie unterwegs, gibt er Ein- und Ausblicke und fragt sich, was Luther wohl dazu gesagt hätte.

40 % der Weltbevölkerung kennen die Gute Nachricht nicht. So ist es im kürzlich vorgestellten Statusreport der Lausanner Bewegung zu lesen (Mehr dazu hier). Der Apostel Paulus hat sicher ein anderes Ergebnis erwartet von zweitausend Jahren Missionsarbeit. Uns müsste diese Zahl eigentlich den Schlaf rauben.

Es ist denkbar, dass die nächsten Jahrzehnte erfolgreicher werden, da wir Unterstützung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) erhalten. KI wird vieles ähnlich revolutionieren, wie es der Buchdruck zu Zeiten Martin Luthers tat. Der Buchdruck war ein Gamechanger (deutsch: Spielveränderer), eine völlig neue Möglichkeit, die Gute Nachricht viel schneller bekannt zu machen, als es Mundzu-Mund-Kommunikation oder Handschriften vermochten.

Wo genau kann KI helfen?

KI wird anders als unser heutiges Internet. Es wird intelligenter, geräteunabhängiger, proaktiver, persönlicher und dezentraler. Und KI bietet heute schon enorme Chancen:

Gute Nachricht in jeder Sprache durch LLM

Vollständige Bibelübersetzungen gibt es derzeit nur in 720 von insgesamt 7.400 Sprachen. Eine komplette Übersetzung in einer noch nicht verschriftlichten Sprachen benötigt 23 Jahre Vollzeitarbeit. Solch ein Prozess lässt sich mit heutiger KI bereits auf vier Jahre reduzieren und damit jeweils eine halbe Million Euro einsparen.

Es ist absehbar, dass neue Large Language Models (LLM, deutsch: große Sprachmodelle) diese Zeiten noch mal deutlich verkürzen werden. Das Ziel, dass jeder Mensch eine Bibel in seiner Muttersprache lesen kann, könnte damit von 2044 auf 2033 vorgezogen werden, was zugleich der zweitausendste Jahrestag von Jesus Auferstehung ist. Das wäre doch ein großartiges Datum!

Verfolgten Christen helfen mit Metaverse

200 Millionen Christen werden verfolgt, schätzt die Organisation Open Doors. Gemeinschaftliche Treffen stehen mancherorts unter Todesstrafe. Wie da geistlich wachsen? Das Metaverse bietet einen erlebbaren immersiven Raum in der virtuellen Welt. Mit VR-Brillen, die im Preis sinken werden und einer sicheren verschlüsselten Verbindung kann dies zu einer realitätsnahen Variante werden.

Dadurch könnte auch eine Brücke zwischen den verfolgten Christen und denen in demokratischen Ländern entstehen, zumal Sprachbarrieren entfallen. Wir könnten von den Christen im Iran lernen, mit Gegenwind umzugehen und andersrum könnten wir sie ermutigen, dass sie nicht allein sind.

Medizin für jeden Menschen dank Robotern

Auch diakonisch wird sich vieles verbessern. Wenn Jesus sagt, dass wir unseren Nächsten lieben sollen, so dachten wir bislang, der Nächste wäre der räumlich Nächstbeste. Das machte auch Sinn, denn Einfluss in der Nähe war höher und Kranke brauchten enge Krankenhaus-Anbindung.

Dank KI dürfen wir globaler denken und dürfen die meisten Erdeinwohner als „Nächsten“ sehen – selbst bei medizinischer Hilfe. Ein Augenarzt kann tagsüber in Bielefeld arbeiten und nach Feierabend Patienten per Ferndiagnostik und Telemedizin in Papua-Neuguinea behandeln. Und noch mehr ist in Planung: Eine Chirurgin kann von München aus per OP-Roboter einen Patienten in Kenia den Blinddarm entfernen. Gerade für Standard-OPs ist das eine großartige Möglichkeit.

Luther und KI

So kann KI in vielen Feldern Unterstützer von Mission werden. Ich wünsche mir, dass wir diese Chancen ergreifen, so wie Martin Luther die Chance des Buchdrucks ergriffen hat. Natürlich brachte auch der Buchdruck Probleme mit sich. Fake News (dt. Falschmeldungen) wurden gedruckt und eine ganze Branche an Schreibern verlor Ihre Jobs. Luther hat die technische Entwicklung genutzt, die ohnehin nicht vermeidbar war, und hat sie für Gutes verwendet. So sollten wir auch die Potenziale von Technologie nutzen, um den 3,5 Milliarden Unerreichten zu helfen.

Steffen Ehl leitet den Vertrieb eines internationalen Tech-Unternehmens

Der Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2024) erschienen.