Geständnisse eines Missionars

Geständnisse eines Missionars

Gebet liegt nicht jedem – auch nicht jedem Missionar. René Mühe erzählt von seinem Kampf mit dem Gespräch mit Gott.

Gebet ist nicht so mein Ding. Zumindest nicht so, wie es von einem Missionar an Gebetsabenden erwartet wird. Ich muss gestehen, dass ich schnell gelangweilt bin. Dauern die Gebete zu lange, kann ich mich nicht mehr konzentrieren und Gebetslisten mit Menschen und Anliegen, die nicht in meinem direkten Umfeld sind, habe ich schon lange aufgegeben. Irgendwie bin ich nicht stetig genug und brauche die Rückmeldung, ob das Gebet beantwortet wurde.

Das geschah kurz vor unserer ersten Ausreise nach Spanien. Wir saßen nach dem Gottesdienst in einer Unterstützergemeinde zusammen, aßen Pizza und ich teilte meine Sorgen, weil wir kein Haus fanden. Das Versprechen an die Kinder: „Alles, was euch gehört, nehmen wir mit“ half auch nicht wirklich bei der Suche, denn sie entschieden, ihre Hühner mitzunehmen. Das schränkte die Auswahl enorm ein. In dieser Runde unterbrach schließlich jemand mein Klagen: „René, du hast vorhin über Johannes 15,7 gepredigt und uns erinnert, wir sollen bitten, um was wir wollen, nicht nur was wir brauchen. Wir tragen jetzt zusammen, was euer Haus haben soll, egal ob es typisch für Südspanien ist oder nicht. Das ist für Gott kein Problem.“ Und so begannen wir mit einer Liste ein Haus zu beschreiben, das für spanische Verhältnisse ungewöhnlich und für unseren Geldbeutel unmöglich erschien. „Jedes Kind soll sein Zimmer haben, großes Wohnzimmer für Gemeindeveranstaltungen, Platz für die Hühner …“ Je länger die Unterhaltung ging, desto hemmungsloser wurden die Wünsche. Die Liste sah am Ende eher aus wie die Immobiliensuche eines Millionärs.

Unser Weg blieb spannend, aber nach knapp 1,5 Jahren und mehreren Übergangslösungen leben wir in genau dem Haus von der Gebetsliste und haben ständig Gäste aus dem Ort – die Menschen, die wir mit dem Evangelium erreichen wollen.

Ich habe auch viele konkrete Gebete, die nicht in Erfüllung gegangen sind. Irgendwie scheinen sie dazu zu gehören. Dennoch: Was für eine Ermutigung kann es sein, konkret zu beten! Denn wenn es eintrifft, können wir von einem großartigen Gott erzählen.

Melissa und René Mühe sind Missionare in Almería, Spanien

Der Artikel ist in unserem Magazin move (November 2024 – Februar 2025) erschienen.