Hoffnung versetzt Wäscheberge

Hoffnung versetzt Wäscheberge

Von Kindesbeinen an steuert Anafi Sounon Mora darauf zu, Offizier bei der Armee zu werden. Doch Gott hatte mit dem jungen Muslim andere Pläne.

Anafi hielt den Koran in seinen Händen. Sein Vater hatte ihn ihm geschenkt – sicher, um im Glauben zu wachsen; ein besserer Muslim zu werden. Doch je mehr er las, desto mehr zweifelte er. Er fand Aussagen wie, dass es keinen Muslim gibt, der nicht durch die Hölle geht (Sure 19,71f). Selbst Mohammed konnte nicht sagen, was nach seinem Tod geschehen wird. Er sei nur ein Gesandter Gottes (Sure 46,9). Woher sollte Anafi dann seine Sicherheit nehmen? Seine Eltern hatten keine zufriedenstellenden Antworten. Als er im Juni 1996 sein Abitur machte, war Anafi kein Muslim mehr.

Anafi wurde im August 1976 in Nikki, Benin, geboren. Durch gute Noten wurde ihm vom Staat geförderte Bildung ermöglicht: Wer an dieser Kadettenschule ist, schlägt normalerweise eine Militärausbildung ein – so auch Anafi. Seine Familie und er waren sehr stolz darauf.

Mehr wuchs der Stolz, als er als Jugendlicher begann, den muslimischen Glauben seines Vaters immer ernster zu nehmen. Er betete die vorgeschriebenen Gebete und trug die traditionelle Kleidung mitsamt dem Takke, der Kappe der Muslime. Bis der Koran ihn zum Deisten* machte. „Ich wusste, es gibt Gott, den wollte ich finden, aber ich wusste, beim Islam finde ich keine Lösung.“

An der Uni erzählte ihm ein neuer Freund immer wieder von Jesus. Christen galten jedoch als „Heuchler“, denn die Fälle von Kindesmissbrauch waren damals schon in Benin bekannt. „Eines Tages lud er mich in seine Gemeinde ein.“ Trotz Widerwillen versprach Anafi nach ihren vielen Gesprächen, an diesem einen Sonntag mitzukommen. Die Ausrede ließ nicht lange auf sich warten. Er schmunzelt: „Ich hatte so einen Berg Wäsche vor mir liegen. Ich sagte: ‘Tut mir leid, ich muss meine Wäsche waschen.’“ Doch sein Freund zog zu seiner Überraschung kurzerhand die Sonntagskleidung aus und half ihm. Anafi konnte das nicht lange so stehen lassen. Also machten sie sich auf zur Gemeinde.

In dem Gottesdienst zitierte der Pastor Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“ (Johannes 11,25f). Das war die Antwort, nach der Anafi so sehr gesucht hatte. Am Ende des Gottesdienstes im Januar 1997 vertraute er Jesus sein Leben an.

Vier Monate später trat Anafi Benins Armee bei. Der Gemeindebesuch war während der Grundausbildung nicht möglich und so bot der vier Monate alte Christ Gottesdienste und einen Bibelstudienkreis für seine Kameraden an.

Die Ausbildung zum Marineoffizier führte Anafi 2001 nach Schleswig-Holstein. Ein Jahr später heiratete er seine Frau Roumana, die er seit seinen Kindheitstagen kennt und der er an der Uni wieder begegnet war. In Deutschland taufte er mit Pastor Werner Röhle Menschen in der Ostsee, erzählt Anafi freudestrahlend. Dieser sprach Anafi damals zu, dass er sicher ein guter Pastor wäre. „Wir haben eine Wette gemacht. Werner sagte mir: ‚Ich will für dich beten, dass Gott dir das klar macht.‘“ Anafi wollte jedoch aufgrund all der Vorteile lieber weiter Offizier werden. So entgegnete er: „Weißt du, die Afrikaner beten ja länger. Ich werde Gott mehr überzeugen als du!“ Gott stand wohl mehr auf Röhles Seite, denn am 10. August 2003, kurz vor Ende der Offiziersausbildung, erlebte Anafi während eines Gottesdienstes seine Berufung.

Das Theologiestudium an der FTH in Gießen folgte 2008 und forderte Anafis Fahnenflucht, da die Armee ihn nicht entlassen wollte. Nicht nur hier erlebten Roumana und er Gottes Versorgung: „Ich hatte keinen einzigen Job. Ich habe mich bei McDonald’s beworben, bei Büchereien, bei Verlagen – nichts hat geklappt. Ich habe mit Frau und Kindern fünf Jahre in Deutschland gelebt und Gott hat für uns gesorgt. Wenn Gott dich beruft, dann gibt er dir dafür die nötigen Fähigkeiten und stellt dir auch die nötige Versorgung.“

Heute bildet Anafi in Benin junge Pastoren aus. Roumana und er sind nun seit 2013 bei der Allianz-Mission angestellt und hoffen sehr, bald Mitstreiter für Benin zu finden. 2020 entstand zusätzlich zum Seminar eine Gemeindegründung. Die Belastung ist herausfordernd, doch Anafi bekennt: „Diese innerliche Freude, die durch den Herrn kommt, ist meine Stärke! Die trägt mich in all diesen Herausforderungen, in Müdigkeit und beim mühsamen Vorangehen – Ja, die Freude des Herrn ist wirklich meine Stärke!“

Anafi Sounon Mora

So alt bin ich: 48
Hobbys: mit meiner Frau gute Krimis schauen, Musik hören und singen
Das genieße ich: gründliche Bibelarbeit
Job bei der AM: Missionar (Theologe & Gemeindegründer)
Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn … ich nicht weiß, worüber ich predigen soll.
Zuhause ist für mich … da, wo ich Geborgenheit finde für mich und meine Familie.
Das Evangelium: beste Botschaft der Welt, die das Leben tiefgründlich verändert
Bibelvers, der mir viel bedeutet: 2. Timotheus 2,2
Jesus für mich: bester Freund und Vertrauter

*Deisten glauben an Gott als Schöpfer, der aber nicht mehr in die Naturgesetze eingreift.

Roumanatou und Anafi Sounon Mora sind Missionare in Benin

Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Redaktionsleiterin der move

Der Artikel ist in unserem Magazin move (November 2024 – Februar 2025) erschienen.