Lukas Knieß, Leiter des Haus des Gebets in St. Georgen, spricht über die untrennbare Verbindung von Gebet und Mission und darüber, wie jede Generation neu beten lernen muss.
Lukas, in deinem Leben ist Gebet nicht nur Glaubensdekoration, sondern echtes Lebensthema: Was ist Gebet für dich in drei Worten?
Freude am Beten. So haben wir auch meinen Podcast genannt.
Bei der Jahrestagung der AEM (Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen) warst Du zu Gast mit dem Statement: „Mission und Gebet gehören zusammen“. Was bedeutet das konkret?
Mission und Gebet sind untrennbar. Jede missionarische Aktivität sollte im Gebet verankert sein und aus ihm hervorgehen. Das sieht man schon in der Bibel. Jesus fordert uns auf, für Arbeiter im Erntefeld zu beten und sendet dann seine Jünger aus. Auch Paulus, das Urbild des Missionars, war ein Mann des Gebets. Gebet und Mission sind zwei Seiten derselben Medaille. Ich bin überzeugt, jedes Missionswerk sollte ein Teil der Gebetsbewegung sein und jedes Gebetshaus sollte Teil der Missionsbewegung sein.
Das klingt logisch, aber wie zeigt sich das praktisch?
Es beginnt im Leben des Einzelnen. Jeder, der betet, sollte auch in die Tat kommen, und umgekehrt. Auf organisatorischer Ebene geht es darum, dass Missionswerke und Gebetshäuser voneinander lernen und ihre Stärken einbringen. Gebet ist nicht nur der Ursprung, sondern auch der Motor und das Ziel der Mission. Letztlich geht es darum, dass Menschen in Beziehung mit Gott kommen.
Du leitest das Haus des Gebets in St. Georgen. Wie bist du dazu gekommen?
Das war nicht geplant. Nach dem Abitur haben Freunde und ich den Ruf gespürt, ein Haus des Gebets zu gründen. Wir hatten wenig Ahnung von der Gebetshausbewegung, folgten aber dem Ruf. Anfangs ging es vor allem darum, mehr Wirken Gottes zu sehen. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es nicht nur darum geht, Gott um etwas zu bitten, sondern verliebt zu sein in Gott. Daraus entsteht Frucht.
Ihr nennt manche eurer Mitarbeitenden „Berufsbeter“. Was bedeutet das?
Wir verwenden den Begriff „Berufsbeter“ für diejenigen, die hauptamtlich in unserem Gebetshaus arbeiten. Das können junge Leute sein, die nebenbei studieren, oder auch ein Ehepaar, das früher missionarisch tätig war. Sie sind keine klassischen Missionare, sondern bringen durch Gebet ihren Beitrag zur Mission. Die meisten arbeiten Teilzeit, wie auch ich, der noch als Teaching Pastor (deutsch: lehrender Pastor) beim ICF tätig ist.
Wie lehrt ihr das Gebet?
Gebet muss gelernt werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass jeder Christ automatisch weiß, wie man betet. Wir haben in unserem Gebetshaus verschiedene Räume, wie unseren „BoilerRaum“, wo wir in kleinen Gruppen rund um die Uhr beten wollen. Es ist wichtig, voneinander zu lernen, sowohl zwischen den Generationen als auch zwischen den verschiedenen Glaubenstraditionen. Die älteren Generationen können uns viel über Treue im Gebet lehren, während die jüngeren neue Ausdrucksformen entwickeln.
Wie begegnet ihr der Herausforderung, Gebet für die junge Generation relevant zu machen?
Jede Generation muss das Gebet neu lernen. Es gibt traditionelle Formen, wie die „Lectio Divina“, die schon seit Jahrhunderten praktiziert wird und heute genauso relevant ist. Gleichzeitig entwickeln junge Menschen ihre eigenen Formen. Musik spielt zum Beispiel eine große Rolle, auch wenn das nicht jedem gefällt. Wichtig ist, dass wir offenbleiben und voneinander lernen.
Was ist für dich das Wichtigste am Gebet?
Gebet ist nicht nur Bittgebet, sondern in erster Linie Gemeinschaft mit Gott. Das Tiefste und Schönste am Gebet ist, einfach in Gottes Gegenwart zu sein und das zu genießen. Das wünsche ich jedem, der sich auf den Weg des Gebets macht.
Welchen einen Satz gibst Du unseren Leserinnen und Lesern mit?
Das Schönste und das Nützlichste – und deswegen auch das Wichtigste – was du tun kannst, ist beten.
Das Interview führte Simon Diercks, Leiter Communication & Media
Das ausführliche Interview im Podcast
Mehr Infos zu Haus des Gebets
Das Interview ist in unserem Magazin move (November 2024 – Februar 2025) erschienen.