Mehrdad war aufgrund seiner Konversion vom Islam zum Christentum im Gefängnis. Inmitten dieser Zeit erlebt er die Kraft des Gebets.
Gebet ist mehr als nur Worte; es ist eine Lebensader, die uns mit dem Göttlichen verbindet und unsere tiefsten Ängste, Sorgen und Hoffnungen in die Hände Gottes legt. Vor einigen Jahren war ich in einem der dunkelsten Kapitel meines Lebens: Wegen meines christlichen Glaubens war ich in einem Gefängnis in einem muslimischen Land inhaftiert. Die Bedingungen waren hart und die psychische Belastung, getrennt von meiner Familie und meiner Arbeit, war überwältigend. In der Einsamkeit der Zelle kämpfte ich nicht nur mit meiner physischen Freiheit, sondern auch mit meiner geistigen und emotionalen Gesundheit. Ich spürte, wie mein Glaube ins Wanken geriet und die Verzweiflung sich tief in meinem Inneren festsetzte.
Ich wusste zwar, dass Verfolgung und Leid möglicherweise ein Teil meines Glaubenswegs sein könnten. Dennoch fragte ich Gott ständig: „Warum?“ Etwa drei Monate lang habe ich mit dieser Frage gerungen: „Herr, ich habe mein Leben dem Dienst und dem Fortschritt Deines Königreichs in der Kirche und in unserem Land gewidmet. Warum ist mir das nun dennoch passiert?“ Diese Zeit war für mich eine Phase der großen Verwirrung und Ratlosigkeit.
Inmitten dieser Dunkelheit erlebte ich ein Wunder. Unerwartet, nach vier bis fünf Monaten, überkam mich plötzlich ein innerer Frieden, und mein Verlangen, zu dienen und Gottes Wort zu verkünden, wurde wieder lebendig. Der Grund für diese unerwartete Wandlung war das Gebet der Gläubigen, das aus der ganzen Welt für mich kam; besonders aus Südafrika. Ich wusste es damals nicht, aber Gott hatte eine Gruppe von fünf Christen aus Kapstadt berufen, in das Land zu kommen, um für mich zu beten. Diese mutigen Menschen reisten unter großer Gefahr, mit dem einzigen Ziel, vor den Toren des Gefängnisses für meine Freilassung und geistliche Stärke zu beten.
An dem Tag veränderte sich meine Situation zwar nicht, aber meine Perspektive tat es. Ich fühlte eine erneuerte Hoffnung, eine Gewissheit, dass Gott bei mir war, selbst in dieser tiefen Not.
Gebet ist eine transformative Kraft – es verändert nicht immer unsere Umstände, aber es verändert uns.
Einige Tage später erlebte ich ein weiteres Wunder. Ein anderer Gefangener, ein Serienmörder, der auf seine Hinrichtung wartete, bat mich, ihm von Jesus zu erzählen. Jeden Tag schrieb ich ihm einen Vers auf, und schließlich bat er mich, mit ihm zu beten und er nahm Jesus in sein Leben auf. Als ich das Gefängnis verlassen sollte, bat mich dieser Mann, seine Frau zu kontaktieren und sie in seinem Namen um Vergebung zu bitten.
Ohne Vorwarnung wurde ich danach zu den Gefängnisbehörden gerufen und es wurde mir mitgeteilt, dass ich bald freigelassen werden würde. Bis heute glaube ich fest daran, dass die Gebete dieser Gruppe aus Südafrika und so vieler anderer Gläubiger weltweit dieses Wunder ermöglicht haben. Gott hatte nicht nur meine körperliche Freiheit wiederhergestellt, sondern auch meinen Glauben gestärkt und mir gezeigt, dass ich niemals allein bin.
Gebet ist eine transformative Kraft – es verändert nicht immer unsere Umstände, aber es verändert uns. Es gibt uns die Stärke, Herausforderungen zu meistern, die Weisheit, richtige Entscheidungen zu treffen und den Mut weiterzumachen, selbst wenn wir an unsere Grenzen stoßen. In meiner eigenen Erfahrung habe ich gesehen, wie das Gebet nicht nur mein Leben gerettet, sondern auch meine Seele gestärkt hat. Mögen wir alle in Zeiten der Not und des Friedens weiterhin auf die Kraft des Gebets vertrauen.
Mehrdad ist Missionar unter Persischsprachigen in Deutschland. Seine Arbeit wird durch den Indschīl-Fonds ermöglicht.
Der Artikel ist in unserem Magazin move (November 2024 – Februar 2025) erschienen.