Murat Yulafcis Herz brennt für den Kaukasus. Wo er sich für die Ausbreitung des Evangeliums starkmacht, ist Gott schon seit langem am Wirken.
95 Jahre alt und brennend für Jesus – Nikolai stammt aus dem Dorf Dzigutti in der nördlich von Georgien gelegenen autonomen Republik Karatschajewo-Tscherkessien. Er berichtet, wie er für Jesus unterwegs ist, indem er mit dem Fahrrad Bibeln an seine Nachbarn und in Moscheen verteilt. Sein Slogan, „Das ist unser Koran“ kommt gut an, und die Menschen nehmen die Bibeln gerne. Kürzlich war er sogar in einer Imam-Schule und berichtet: „Sie hörten sich mein Zeugnis an und füllten anschließend meine Tasche mit Obst und Bananen.“ Nikolai erzählt von seinem Glauben, zitiert Gedichte und singt geistliche Lieder.
Im großen Kaukasus leben über 100 Völker, die meisten von ihnen bekennen sich zu einer Form des Islam. Nur die Armenier, Georgier und ein Teil der Osseten halten sich traditionell zum Christentum. Seit einigen Jahren beobachten wir jedoch eine zunehmende Offenheit der islamischen Völker für das Evangelium. Tausende Menschen aus dieser Region suchen und finden Jesus. Diese Bekehrungen geschehen oft ohne das Zutun christlicher Missionare, was die geringe missionarische Präsenz in der Region widerspiegelt. Dies motiviert uns umso mehr, uns im Kaukasus zu engagieren.
Wer durch diese Gegend reist, bemerkt sofort die vielen imposanten Moscheen, die größtenteils neu gebaut wurden. Islamische Länder investieren stark in die Region und prägen das Stadtbild deutlich. Doch das Reich Gottes ist bekanntlich wie ein kleiner Same: Wenn er gesät wird, ist er unzerstörbar und wird aufgehen – das ist Gottes Verheißung. Genau das erleben wir hier immer wieder. Mitte Oktober waren Johannes Reimer und ich in der Region, und wir waren beeindruckt, was die Christinnen und Christen dort auf die Beine stellen.
Eine Gemeindebewegung namens Arche betreibt fünf Reha-Einrichtungen für Männer mit Suchtproblemen. Arsen, ein Ossete und Leiter einer Reha-Einrichtung, erzählte uns voller Freude, wie Jesus die Menschen hier befreit und wiederherstellt. Diese Männer arbeiten wieder, verlieben sich, gründen Familien und helfen in der Gemeinde mit. Arsen selbst war bereits mit zwölf Jahren drogenabhängig, doch Jesus setzte ihn frei. Heute leitet er diese Einrichtung und ist Pastor.
Das Rodnitzki-Zentrum kann in seinen wenigen Räumen nur 40 Personen aufnehmen. Arsen und sein Team beten daher um finanzielle Mittel, um ein leer stehendes Grundstück mit einem größeren Haus in der Nachbarschaft zu erwerben. Doch der Preis von10.000 Euro ist für sie unerschwinglich. „Da muss der Herr eingreifen“, sagt er, „denn wir haben nicht so viel Geld.“
Als Allianz-Mission wollen wir uns neu in dieser Region engagieren. Das Ermutigende ist, dass Gott bereits am Werk ist – auch durch die einheimischen Christen. Wir haben vier Ziele für unsere Arbeit formuliert:
1) Unterstützung und Ermutigung bestehender Gemeinden und Projekte
In dieser Region gibt es kleine, aber bedeutende Gemeinden, die oft auf sich allein gestellt sind. Wir wollen sie ermutigen und stärken. Sie freuen sich oft sehr über unseren Besuch, weil sie so ihre persönlichen und geistlichen Fragen besprechen können. Darüber hinaus organisieren wir Seminare, Konferenzen und sogar eine Bibelschule.
2) Gründung neuer Gemeinden und Projekte
Es gibt viele Gegenden, in denen es auf hunderte Kilometer keine Ortsgemeinde gibt. Gemeinsam mit einheimischen Christen wollen wir Verantwortung übernehmen und überlegen, wie wir dort neue Gemeinden gründen können. Zudem sehen wir Projekte, die ein Stück Himmel auf Erden vollbringen, indem sie beispielsweise sichere Zufluchtshäuser für Konvertitinnen gründen.
3) Eine Stimme für diese Region sein
Die Geschehnisse in dieser Region bleiben oft unbemerkt. Der Krieg in Bergkarabach im Jahr 2020, der erste Drohnenkrieg, fand kaum Beachtung. 2022 wurden Armenier, die in der Region seit dem vierten Jahrhundert Klöster hatten, vertrieben. Jetzt gehört das Gebiet zu Aserbaidschan. 120.000 Armenier mussten fliehen. Wir wollen diesen Menschen helfen und planen, vom 25.4. bis 10.5.2025 Tiny Houses für sie in Armenien zu bauen.
4) Begegnungen schaffen
Wir bieten die Möglichkeit, an unseren Reisen teilzunehmen – im Frühjahr nach Armenien; im Herbst in die Türkei. Wir Einheimische laden zudem Pastoren und Leiter ein, uns zu besuchen und uns berichten, was sie mit Gott erlebt haben. Solche Reisen sind inspirierend. Eine Mitarbeiterin, Lena, erzählte mir, wie stark dieser Einsatz sie geprägt hat und wie sie in dieser kurzen Zeit Gott erlebt hat: „Murat, das will ich jedes Jahr tun.“ Es entstehen Freundschaften und Beziehungen.
Murat Yulafci ist Bereichsleiter für die Region Kaukasus
Der Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2025) erschienen.