Jochen Schmidt ist als Geschäftsführer der Allianz-Mission (AM) bei vielen bekannt dafür, sehr wertschätzend und Menschen zugewandt zu sein. Eine Eigenschaft, die anders als seine Liebe für Zahlen, tiefgreifende Geschichte hat.
Getrennte Zimmer? Für den fünfjährigen Jochen bricht bei einer Kur hiermit die Welt zusammen. Seine Zwillingsschwester und er gehören doch zusammen! Niemand hat das Recht sie zu trennen! Er wird ausfällig, wehrt sich heftig und die Erzieher reagieren entsprechend. Tiefe Einsamkeit macht sich breit …
Jochens Umfeld zuhause bestand aus seinen gläubigen, liebevollen Eltern, seinen vier Geschwistern, darunter seine geliebte Zwillingsschwester, Mission und guten Freunden. Seine Tante war Missionarin der Neukirchener Mission (NM) und die AM hat ihren Sitz in seinem Wohnort. Doch in seinen Gedanken war Mission nie sein zukünftiges Berufsfeld. Für ihn waren die Bänker und Finanziers viel interessanter. Er wollte Bänker werden.
„Ich liebe Zahlen und ich liebe Menschen!“
„Ich liebe Zahlen und ich liebe Menschen! Ich liebe es, mich mal in der Excel-Tabelle1 zu versenken, aber genauso liebe ich es Leute aufrichtig zu fragen, wie es ihnen geht.“ Während seiner Ausbildung bei der Volksbank musste er die Grenzen seiner Liebe kennenlernen. In seinem nahen Umfeld erlebte er Magersucht bis ins lebensgefährliche Spektrum mit. Es war eine „krasse Erfahrung, dass meine Liebe nicht ausreichend war, um jemanden von der Magersucht wegzubringen.“ Doch seine Grenzen sind nicht Jesus Grenzen.
Die Entscheidung mit Jesus unterwegs zu sein, traf Jochen mit 15 Jahren bei einer Veranstaltung der Zeltmission mit Mario Junghans (langjähriger Pastor der FeG Blumenau in Brasilien). „Ich wusste genau, heute hat der Prediger mich gemeint.“ Dem Aufruf, nach vorne zum Kreuz zu kommen, folgte er trotzdem nicht. Er ging nach Hause, tief bewegt von dem Gehörten. Später lag er aufgewühlt im Bett. Seine Mutter ermutigte ihn an diesem Abend, wieder zurückzugehen und mit dem Prediger zu sprechen. Das tat Jochen. „Das Herz schlug mir bis zum Hals, das weiß ich noch genau.“ Aber er wagte es, sprach ein Gebet mit dem Prediger und übergab Jesus sein Leben.
„Ich liebe es, in meiner Jesus-Beziehung schonungslos ehrlich zu sein. Alle Dinge, wirklich alle Dinge meines Lebens mit ihm besprechen zu dürfen, ist ein unfassbares Vorrecht“, erzählt er mit seinem herzlichen Lachen.
Der Wechsel zur Allianz-Mission
Nach 22 Jahren bei der Volksbank in Dillenburg wurde Jochen Geschäftsführer der Allianz-Mission (AM) und verwaltet als solcher die Finanzen der AM. Diesen Schritt wagte er nur auf Nachfrage und nach intensiver Prüfung – er stelle Gott neun Bedingungen. „Ich habe mich da nicht mit großem Glaubenseifer herausgestellt.“ Doch Gott erfüllte die Bedingungen wie groß auch immer „binnen kürzester Zeit.“
Damals wie heute arbeitet Jochen viel und gerne und weiß, dass er das ohne seine Frau Yvonne nicht leisten könnte. Als besonders herausfordernd erlebt er den Jahresabschluss. Die Jahresfinanzen entscheiden sich bis zu 25 % noch im letzten Monat, etwa 90 % davon in den letzten zwei Wochen des Jahres. „Da kannst du nicht mehr gegensteuern, sondern du bist einfach nur völlig abhängig“ – von Jesus.
Wertschätzung
Yvonne beschreibt ihn als den wertschätzendsten Menschen, den sie kennt. Auch viele Mitarbeitenden freuen sich an diesem Wesenszug. Hintergrund ist das traumatische Ereignis aus seiner Kindheit. Er lernte damals, dass man mit Freundlichkeit leichter durchs Leben kommt und wurde immer menschenzugewandter. Was aus dieser schlimmen Erfahrung heraus entstand, kommt heute aus tiefstem Herzen. Sein Leitspruch lautet: „Kommt durch ein Menschenleben Licht in das Leben eines anderen, hat sein Leben Sinn.“ Unsere Bürogemeinschaft wird von vielen als herzlich empfunden und da zahlt auch Jochen mit seiner Art ein. Ihn begeistern die Mitarbeitenden mit ihren Begabungen, Kompetenzen und ihrer Liebe zu Jesus.
Sein Supervisor sagte ihm zu seinem Trauma: „Du hättest aus deiner Frustration heraus einer werden können, der Menschen manipuliert und missbraucht.“ Dass das nicht geschehen ist, schreibt Jochen Jesus zu. Er fasst es so zusammen: „Wer ich bin, bin ich aus Gnade.“
Jochen Schmidt
- So alt bin ich: 50
- Hobbys: Fahrrad fahren, Volleyball
- Lebenstraum: Mit meiner Frau und meinen Kindern an meiner Seite alt werden
- Das genieße ich: Ein gutes Essen mit Freunden
- Job bei der AM: Geschäftsführer (CFO)
- An meinem Job begeistert mich: Dass ich Dinge entwickeln, gestalten, verändern und nach vorne bringen kann.
- Bibelvers, der mir viel bedeutet: Johannes 19,30: Nachdem Jesus ein wenig davon probiert hatte, rief er: »Es ist vollbracht!« Dann ließ er den Kopf sinken und starb.
- Ein Leben mit Jesus …: ist so schön und abwechslungsreich, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kann!
- Ich liebe an Menschen, …: dass sie nach Gottes Bild geschaffen wurden, mit all den wunderbaren Dinge, die damit einhergehen.
- Glaube fordert mich heraus, wenn …: Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen müssen.
Evelyn Clement ist Redaktionsleiterin der move
Der Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2025) erschienen.