„Niemand braucht uns.“

„Niemand braucht uns.“

So viel Armut auf der Welt – was kann da helfen? Veränderung beginnt im Entdecken der eigenen Selbstwirksamkeit. Dr. Thomas Schmidt stellt „Business for Transformation“ als Ansatz ganzheitlicher Mission vor.

Seine Antrittsrede in Lukas 4,16 beginnt Jesus mit diesem Satz: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, … Er hat mich gesandt mit dem Auftrag, den Armen gute Botschaft zu bringen.“

Wenn wir Jesus folgen wollen, müssen wir uns fragen, was es heute im 21. Jahrhundert bedeutet, den Armen gute Botschaft zu bringen. Was die Armen darüber denken, ist existenziell. Wie empfinden sie Armut? Erst wenn wir ihnen zuhören, können wir verstehen, wie für sie eine gute Nachricht aussieht.

Die Weltbank hat dazu über 40.000 Arme in der ganzen Welt befragt. Hier eine Stimme:

„Für einen Armen ist alles furchtbar – Krankheit, Demütigungen, Scham. Wir haben vor allem Angst, wir sind abhängig von jedermann. Niemand braucht uns. Wir sind wie Müll und jeder will uns nur loswerden.“

Ich habe viele dieser Aussagen gelesen und es macht mich betroffen, dass viele Arme neben der materiellen Not vor allem an dem Gefühl leiden, nichts wert zu sein – sich wie Müll zu fühlen. Daher kann es in der Armutsbekämpfung auch nicht nur um die Bereitstellung von Dingen gehen. Wir müssen vielmehr Wege finden, die Armen an ihre von Gott gegebene Würde und ihren Selbstwert zu erinnern.

In Jesaja 65,17-24 zeigt Gott, wie er sich gelingendes Leben unter seiner Herrschaft vorstellt. In dem Text lesen wir, dass Menschen arbeiten und die Früchte ihrer Arbeit selbst genießen. Genau das verleiht Menschen das Gefühl von Würde und Selbstwert.

Arbeit schafft Würde und Selbstwert

Wenn wir also im Sinne Jesu den Armen helfen wollen, dann sollen wir nicht in erster Linie Almosen geben, sondern sie befähigen, mit ihrer eigenen Arbeitskraft aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen. Welche Menschen haben die meiste Erfahrung, Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen? Natürlich Unternehmerinnen und Unternehmer!

Aus diesen Überlegungen hat sich eine Bewegung entwickelt, die Unternehmer und Unternehmensgründer in Gottes Anliegen für seine Welt einbindet. Neben dem Schwerpunkt Armutsbekämpfung geht es auch darum, in der Businesswelt ein Licht für Jesus zu sein und Jesus‘ Werte vorzuleben.

Vor einem Einstieg in einen B4T Dienst sollte man klären, was das primäre Ziel ist. Ist es:

  • A. Armen würdevolle Arbeitsplätze zu verschaffen
  • B. Zeuge Jesu in der Businesswelt zu sein und dort christliche Werte vorzuleben
  • C. eine Visa-Plattform und eine legale Präsenz im Einsatzland zu gewähren (Zeltmacher)
  • D. Einnahmen für den eigenen Missionsdienst zu generieren (Zeltmacher)

Model A engagiert sich primär in der Mehrheitswelt (früher Entwicklungsländer genannt). Model C & D wird meistens als „Zeltmacher“ beschrieben. Häufig gibt es Mischformen, aber die Akteure sollten sich über ihr primäres Ziel im Klaren sein.

Business for Transformation

Mit Freunden der Allianz-Mission (AM) aus dem Businesskontext haben wir im Juli 2020 die „B4T Empowerment* GmbH“ gegründet. Diese For-Profit Organisation soll mithelfen, dass die Idee von Business for Transformation konkret in den Einsatzländern der AM und darüber hinaus Gestalt gewinnt.

In den ersten Jahren haben wir nun einige Erfahrungen gesammelt und gemerkt, dass es für B4T-Missionare ganz andere Persönlichkeiten und Gabenprofile braucht, als für „klassische“ Missionare. Ein profitables B4T-Unternehmen beispielsweise in Afrika zu gründen, ist sehr herausfordernd und verlangt vollen Einsatz und langen Atem. Daher muss die Berufung und Begabung der B4T-Missionare für diese Art von besonderem Missionsdienst klar sein. Zudem müssen wir als AM lernen, wie man diese Missionare und Unternehmen zielführend unterstützen und begleiten kann. Sehr dankbar sind wir für eine Reihe von gläubigen Businessleuten, die ihre Erfahrung und Kompetenz oft ehrenamtlich einbringen und uns in der Entwicklung einer B4T-Umsetzung unterstützen.

Weltweit entwickeln gerade viele Organisationen und Missionsgesellschaften Modelle für B4T oder BAM*. Das ist ein spannender Bereich in Gottes Mission und ich bin dankbar, dass wir als AM in Deutschland vorne mit dabei sind. Wir brauchen jedoch dringend Unterstützung durch Gebet, Expertise und Finanzen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Ist es das wert? Sind die Risiken nicht zu hoch? Wenn wir Jesus Anliegen ernst nehmen, dann sollten wir nicht nachlassen, uns um diese von Ihm geliebten Menschen zu kümmern und ihnen eine Chance bieten, durch ihre eigene Arbeit aus der Armut auszusteigen. Sind Sie mit dabei?

Dr. Thomas Schmidt ist Bereichsleiter

Business for Transformation (B4T)
Mehr zur B4T Empowerment GmbH

Der Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2025) erschienen.

  1. Business for Transformation (B4T): dt. Unternehmen für Veränderung
  2. Business as Mission (BAM): dt. Unternehmen als Mission Empowerment: dt. Befähigung