HIV ist eine der Krankheiten, über die in Mali lange nicht gesprochen wurde. In Mali stehen Mitarbeitende unserer HIV-Krankenstation Betroffenen bei, um Hoffnung zu schenken.
Die Häufigkeit von HIV und der Folgekrankheit AIDS ist in Mali nicht so groß wie in vielen anderen afrikanischen Ländern. Doch gerade im islamischen Kontext ist sie als sexuell übertragbare Krankheit noch tabuisiert. Als wir in den 90er-Jahren damit anfingen, an AIDS erkrankte Menschen zu behandeln und offen mit ihnen über die Erkrankung zu sprechen, sagten viele, dass das in diesem Umfeld nicht ginge. Frauen, die ihre Infektion ihrem Ehemann mitteilen, sind oft mit der Scheidung konfrontiert. Männer finden keine Arbeit mehr, weil sie für zu schwach gehalten werden. Ausgrenzung, Stigmatisierung – Das Schweigen Betroffener ist verständlich.
„Ich habe meinen HIV-Status im Alter von 30 Jahren entdeckt“, erzählt die 49-jährige Ramata Dio aus Sévaré. Zuvor war der Test ihres Ehemannes positiv ausgefallen. „Danach hatte ich viele Herausforderungen zu bewältigen. Mein einziges Kind, das ebenfalls infiziert war, starb nur zwei Monate später. Ich verlor meinen Mann elf Monate danach. Es folgte eine schwere Depression.“ Ihre Verwandten hielten für den Auslöser ihrer Krankheit etwas Okkultes oder Mystisches. Daher brachten sie ihre Eltern zu einem traditionellen Heiler. Später musste sie zu einem entfernten Onkel in Sofara (70 km von Sévaré entfernt). „Meine HIV-Krankheit war ein Geheimnis zwischen mir und meinem Mann.“
Ramata Dio war eine unserer Patientinnen des 1997 in Sévaré gestarteten AIDS-Projektes. Die Patienten und ihre Familien waren froh, dass sich endlich jemand um sie kümmerte. Je besser die Medikamente wurden, desto mehr stiegen die Überlebenschancen und damit auch die Bereitschaft, die Krankheit zu akzeptieren. Im Laufe der Zeit entstand ein AIDS-Zentrum für Aufklärung, Testung und Behandlung. Mittlerweile werden dort jedes Jahr um die 250 Personen kontinuierlich betreut und behandelt, zudem viele auf HIV getestet. Die Medikamente gegen das Virus können unsere Mitarbeitenden kostenlos über den malischen Staat beziehen. Außerdem bilden Betroffene Selbsthilfegruppen.
Auch Ramata Dio blieb nicht alleine, obwohl sie vom AIDS-Zentrum weggezogen war: „Die Mitarbeitenden des AIDS-Projekts der Allianz-Mission haben mich in all diesen Phasen immer begleitet. Sie besuchten mich sogar in Sofara. Ihre Begleitung hat mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Heute geht es mir dank der Behandlung mit antiretroviralen1 Medikamenten und vor allem dank der regelmäßigen Betreuung durch die Mitarbeiter des AIDS-Projekts wirklich gut.“
In unserer Krankenstation möchten wir hoffnungslose Menschen kompetent behandeln, ihnen Mut machen und auf diesem Wege Jesu Liebe nahebringen. Außerdem hoffen wir die Verbreitung des AIDS-Virus eindämmen zu können. 1997 waren 1,7 % der zwischen 15- und 49-Jährigen in Mali mit dem HIV-Virus nachweislich infiziert. 2022 waren es nur noch 0,9 %.2 Es geht voran!
Gerlind und Dr. Karsten Pascher sind Missionare für Mali
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Der Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2025) erschienen.
- Antiretrovirale Medikamente dämmen das HIV-Virus ein
- UNAIDS in World Bank Group: Prevalence of HIV, total (% of population ages 15-49) – Mali | Data