In Vietnam hat das Projekt „Frauen stärken – Familien heilen“ das bewirkt, was sein Name aussagt. Wenn alles seine Bahnen so weiterläuft, könnte es verlängert werden um die positive Veränderung auszuweiten, berichtet Dr. Jochen Fiebrantz.
Als Erstes möchte ich Ihnen nochmal ein großes Dankeschön sagen, dass Sie sich in den vergangenen 3 ½ Jahren so treu hinter unser Frauen-Projekt im Norden Vietnams gestellt haben! Mit Ihrer Hilfe ist etwas möglich geworden, das noch vor wenigen Jahren eine ferne Utopie zu sein schien: In zwei Ortsgemeinden des Distrikts Chuong My hat sich die Lebenssituation von Mädchen und Frauen tatsächlich radikal verändert. Nach dem Abschluss der Projektaktivitäten im Herbst ’24 wollten wir es genauer wissen: Was hat sich wirklich verändert? Und wie bewerten die verschiedenen Beteiligten diese Entwicklungen? Zu genau diesen Fragen führten wir eine umfangreiche Projektauswertung durch, deren Ergebnisse wir Ihnen nun mit frohem Herzen weitergeben möchten.
Frauen waren massiv benachteiligt
Zunächst aber nochmal ein kurzer Blick auf die Situation vor dem Beginn unseres Projekts: Erst vor wenigen Jahren begann die autoritäre Regierung Vietnams offiziell anzuerkennen, dass Frauen in dieser sehr traditionellen Gesellschaft bisher massiv benachteiligt werden. Diese Ungleichbehandlung beginnt schon von klein auf: Mädchen erleben, dass ihre Eltern ihnen weniger Aufmerksamkeit und Förderung zukommen lassen als ihren Brüdern. Für persönliche Sorgen und für Herausforderungen in der Schule wie Mobbing finden sie in der Familie kein Ohr und kaum Unterstützung. Viele Mädchen erleiden zudem schon früh häusliche Gewalt und Missbrauch durch enge Familienangehörige. Familie ist für sie kein sicherer Ort. Im späteren Leben setzt sich dieses Muster der Benachteiligung fort: Ehemänner machen ihre Frauen zwar für die häusliche Arbeit und die Kinderbetreuung verantwortlich, gleichzeitig beziehen sie diese aber nicht bei wichtigen Familienentscheidungen ein. Über größere Ausgaben entscheidet der Mann allein. In den Grundstücksurkunden steht nur der Name des Mannes. Von häuslicher Gewalt wird erst gesprochen, wenn die Frau so schwer verletzt wird, dass sie im Krankenhaus behandelt werden muss. Da diese Themen gesellschaftlich bisher aber tabu waren, leiden die Betroffenen schweigend, denn es gibt für sie kein Ohr, kein Verständnis und keine Unterstützung.
Vom Durchbruch…
Genau dieser schwierigen Themen sollte sich nun unser Frauenprojekt annehmen. Von Anfang an war klar, dass das nur in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden gelingen konnte. Unsere Projektmitarbeiter mussten daher zunächst viel Zeit und Geduld in eine Bewusstseinsveränderung bei den Verantwortlichen vor Ort investieren. Unsere erfolgreiche Pilotphase (2018/19) brachte dann den Durchbruch. Die zunächst sehr skeptischen lokalen Leiter waren nun engagiert mit im Boot: Auf einmal bekamen wir nicht nur die Genehmigung für verschiedenste Events und die Gründung von dörflichen Frauen- und Männerclubs. Verantwortliche ließen uns als offen christliche Hilfsorganisation erstaunlicherweise sogar in die örtlichen Schulen!
Wo Veränderung sichtbar wird
40 Monate später können wir nur staunen, welche Veränderungen Gott durch dieses Projekt in den beiden beteiligten Ortsgemeinden möglich gemacht hat. Hier ein paar Beispiele:
- Wir haben 15 Frauenclubs ins Leben gerufen, in denen Leid und Freude offen geteilt werden kann und Schulungen und Ermutigung stattfindet. Gleichzeitig entstanden 14 Männerclubs („Men Champions“). Dort werden in sicherer und wertschätzender Atmosphäre gute Ehe- und Familienwerte weitergegeben. Beide Clubs treffen sich weiter monatlich, unter Leitung von im Projekt geschulten einheimischen Frauen und Männern. Sie tragen auf diese Weise zu einer zunehmenden Kulturveränderung bei.
- Tausende Frauen sind ermutigt, aktiver für ihr persönliches Wohlergehen einzutreten. Seitdem nehmen viele zum ersten Mal an beispielsweise öffentlichen Sportangeboten teil. Die Anzahl der Frauen, die zu Vorsorgeuntersuchungen kommen, hat sich fast verdoppelt. Der Anteil der Frauen, die die Last der heimischen Arbeiten weitgehend allein stemmen müssen, sank von 85% auf 39% ab.
- In den beteiligten Schulen fanden vielerlei Workshops für Schüler und Lehrer statt zu Themen wie Selbstschutz, Beziehungswerten und Umgang mit häuslichen Spannungen. Seit Projektbeginn führten Mitarbeitende des Projektes über 800 persönliche Beratungsgespräche mit Schülern. Immer wieder ging es dabei um Mobbing, Missbrauch, Hilflosigkeit und Suizidgedanken. Es fanden immer wieder echte Durchbrüche zur Hoffnung statt. In der Abschlusserhebung berichteten etwa 75% der befragten Schülerinnen, dass ihre Eltern ihnen nun ebenso viel Zuwendung widmen wie ihren Brüdern, und echtes Interesse an ihrem Ergehen zeigen.
- Durch das Projekt sensibilisiert, begannen die örtlichen Behördenvertreter Frauen aktiv über ihre Rechte aufzuklären. Seitdem ist der Anteil der legal als Miteigentümerinnen ihres Grundbesitzes oder Hauses eingetragenen Frauen von 37% auf 83% angestiegen.
- Die örtliche Polizei bestätigt, dass die Fälle von häuslicher Gewalt seit Projektbeginn massiv zurückgegangen sind und ihnen zuletzt keine Fälle mehr vorlagen.
…in die Weite
Ein weiteres Ergebnis, das uns begeistert: Ermutigt durch diese und weitere klare Veränderungen in den beiden beteiligten Ortsgemeinden haben uns die zuständigen Behörden nun ausdrücklich gebeten, dieses Projekt noch auf weitere Dörfer dieses Distrikts auszuweiten. Hier ist also ein Modell der Hoffnung entstanden, mit Ihrer Hilfe! DANKE dafür!
Wir sagen aber auch ganz offen: Um wirklich mit einem solchen Folgeprojekt weitermachen zu können, bräuchten wir neben neuen staatlichen Fördermitteln auch weiter Spendengelder. Denkbar wäre es, auch mithilfe Ihrer fortlaufenden Gaben einen Grundstock aufzubauen, um den geplanten Projektstart (denkbar wäre ein Start gegen Jahreswechsel 25/26) auf gesunde Füße zu stellen. Aber wir verstehen selbstverständlich auch, wenn Sie Ihre Spenden angesichts des erreichten Projektendes jetzt beenden möchten, um sich eventuell auch anderen Projekten zuwenden zu können. Unser aufrichtiger Dank gilt Ihnen in beiden Fällen, verbunden mit der großen Freude über das Erreichte. Gott sei die Ehre! Matthäus 25 – Was wir einem der Geringsten getan haben, das haben wir dem Herrn Jesus getan.
Mit dankbaren Grüßen, in Christus verbunden,
Mehr Informationen zum Projekt „Frauen stärken – Familien heilen„
Jetzt Spenden
Bitte bei „Spendenzweck“ den Projektnamen eintragen.