Mensch über Methode

Mensch über Methode

Wie können wir das Evangelium ansprechend und wirksam mit Menschen teilen? Rudi Schott fasst es in vier Punkten zusammen.

Umringt von fröhlichen Menschen inmitten einer Geburtstagsparty, habe ich die Neugier der anderen Gäste geweckt, als ich nach meinem Beruf gefragt wurde. So locker und fröhlich hätten sie noch nie einen Pastor erlebt. Das ermutigte sie, ihre kritischen Fragen über die Kirche zu stellen. Nach einigen Sätzen ist es gelungen den Fokus auf Jesus als Person zu richten und nicht den Glauben als Institution. Dann war sie da, diese Frage, die alle Türen öffnet, um das Evangelium zu erklären: Warum brauche ich Jesus?

Das war meine Chance, ich konnte all mein Wissen und die „4 geistlichen Gesetze“ präsentieren. Gespannt blickte ich nun in die Menge. Stille. Da sagte einer: „Mit Schuld habe ich kein Problem.“ – Stille. Die Diskussion brach ab, die Gäste gingen zurück zum Buffet.

Dieses Erlebnis ist Jahre her, hat mich aber tief geprägt und sensibler gemacht, das Evangelium situativer zu teilen. Deshalb hier vier einfache Worte, die uns helfen können, das Evangelium nachhaltig zu teilen: lieben – beten – teilen – Anteil nehmen (Love – Pray – Share – Care).

Die Schritte sind keine Methode, sondern Ausdruck eines Lebens mit Christus. Am Ende ist nicht entscheidend, ob du das Evangelium hast, sondern ob das Evangelium dich hat. Nicht, ob du es bewegst, sondern ob es dich bewegt.

Lieben (Love) – nah am Herzschlag Gottes

Liebe ist der Herzschlag Gottes. Darum gilt für uns als Allianz-Mission: „Nah am Herzschlag Gottes inspirieren, stärken, gestalten wir, damit weltweit Menschen Christus finden, …“.

Wir geben nicht eine Idee weiter, sondern eine Person: Jesus Christus. Seine Liebe zu uns ist die Quelle und der Maßstab. Wenn Menschen spüren, dass unsere Worte von echter Zuneigung getragen sind, öffnen sich Herzen. Liebe zeigt sich in kleinen Dingen: zuhören, ernst nehmen, da sein. Sie wird sichtbar, wenn wir Menschen mit echter Wertschätzung begegnen. Die Liebe Jesu ist die Grundlage – ohne sie bleibt Evangelisation leer. Sie ist keine Strategie, sondern eine Haltung: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

Beten (Pray) – verbindet Himmel und Erde

Evangelisation geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir können reden, planen, organisieren – aber ohne Gebet bleibt alles Stückwerk.

Betet vor allem, dass die Botschaft Gottes sich rasch ausbreitet und überall, wo sie hinkommt, gut aufgenommen wird …

2. Thessalonicher 3,1:

Wir beten für und mit Menschen, die wir treffen, und für offene Türen. Gebet hat die Kraft, Atmosphäre und Situationen zu verändern. Es offenbart unsichtbare Dinge, gibt Wegweisung und verändert Herzen. Oft setzt Gebet zuerst bei uns selbst an: Wir sehen mit Gottes Augen, hören feiner hin, werden mutiger. Beten heißt, mit Gott zusammenzuarbeiten – er ist der eigentliche Evangelist.

Teilen (Share) – was uns trägt

Irgendwann kommt der Moment, in dem wir von unserem Glauben erzählen dürfen. „Teilen“ heißt nicht, fertige Antworten vorzulegen, sondern authentisch zu berichten, was Jesus in unserem Leben getan hat. Eine persönliche Geschichte berührt oft stärker als eine theologische Abhandlung. Wir laden zu Jesus ein und nicht zu einer Organisation oder Institution.

Wir reden nicht „über“ Glauben, sondern „aus“ Glauben. Wir erheben unsere Stimme für die „Stummen“ in dieser Gesellschaft. Wir sprechen biblische Wahrheiten aus zu relevanten Fragen. Wir sprechen den Menschen Gottes Segen, prophetische Worte und Ermutigungen zu.

Teilen bedeutet auch, Fragen stehen zu lassen und Gott zuzutrauen, dass sein Wort selbst wirkt.

Anteil nehmen (Care) – gemeinsam unterwegs

Worte allein reichen nicht. Die gute Nachricht wird glaubwürdig, wenn sie sich im Handeln und in Beziehungen zeigt. Die Bedürfnisse anderer ernst nehmen: praktische Hilfe leisten, Zeit schenken, Gastfreundschaft leben, sich in lokalen Verein miteinbringen.

Evangelisation ist nicht nur das Weitergeben von Informationen, sondern das Teilen von Leben. Wir machen durch unser Leben Gott anderen als liebenden und fürsorglichen Vater erlebbar. Nur wenn wir selbst sichtbar und greifbar sind und uns nicht in unseren sicheren Kirchenhäusern aufhalten, wird das Evangelium in seiner Schönheit für die Gesellschaft greifbar.

Rudi Schott ist Missionar in Österreich

Der Artikel ist in unserem Magazin move (November 2025 – Januar 2026) erschienen.