Claudia
„Ich lernte, meiner Tochter gute Dinge zu bieten, sie bei mir zu behalten, was immer das Leben noch bringt. Eine andere Sache, die ich gelernt habe, ist anderen Gutes zu tun, wie es die Mitarbeiterinnen im Mutter-Kind-Zentrum für uns tun“.
Im Jahr 2002 konnten einige Christinnen in Bukarest, Rumänien, darunter Emanuela Chiritescu, nicht mehr wegsehen. Tausendfach ließen Mütter ihre Babys nach der Geburt im Krankenhaus zurück. Sie fassten sich ein Herz und fragten in zwei Krankenhäusern Bukarests, ob sie die verlassenen Babys auf den Entbindungsstationen ehrenamtlich versorgen und betreuen könnten. Und man ließ es gerne zu. So fing alles an.
Anfang 2005 kam die Überlegung auf, die Situation der Mütter zu verbessern, damit sie ihr Baby behalten und nicht verlassen. Es gab eine EU-subventionierte Bewegung mit dem Slogan, der etwa hieß: “Verlasst den Weg des Kinder-Verlassens“. Das heißt: Für Mütter, die ihr Baby behalten wollen, aber nicht wissen wohin, braucht man Einrichtungen, die sie aufnehmen. Leider gab es in Bukarest allerdings nur eine Handvoll solcher Mutter-Kind-Zentren mit jeweils weniger als zehn Plätzen.
Im Herbst 2006 stand schließlich ein Haus zur Verfügung, wo acht Mütter mit ihren Babys einen Platz finden konnten. Und am 25. Sept. 2015 wurde schließlich den Anbau des Mutter-Kind-Zentrums “Lebenszeichen” eingeweiht. Nun können 12 Mütter mit 14-16 Kindern aufgenommen werden, doppelt so viele wie zuvor.
„Ich lernte, meiner Tochter gute Dinge zu bieten, sie bei mir zu behalten, was immer das Leben noch bringt. Eine andere Sache, die ich gelernt habe, ist anderen Gutes zu tun, wie es die Mitarbeiterinnen im Mutter-Kind-Zentrum für uns tun“.
„Ich habe kochen gelernt, und mich selbst zu disziplinieren. Ich verstand, was für mein Leben gut ist. Und ich habe gelernt, auf meinen eigenen Füßen zu stehen, mich um meine Tochter zu kümmern, und was es bedeutet, eine gute Mutter zu sein.“
In Rumänien werden immer noch tausendfach Neugeborene von ihren Müttern in den Kliniken zurückgelassen. In Einzelfällen werden sie sogar irgendwo ausgesetzt. Gründe dafür gibt es viele. Oft werden die Frauen von der Familie verstoßen, weil sie ohne legitimierte Beziehung ein Kind bekommen. Oder der Vater des Kindes trennt sich, weil das Baby ungelegen kam. Zudem ist das gesellschaftliche Ansehen dieser Frauen ohne (Ehe-)Mann geringer.
Auch in den Krankenhäusern wurden die Babys nicht versorgt, sondern nur am Leben gehalten. Inzwischen hat sich sozialpolitisch zwar einiges getan, beispielsweise durch neue soziale Normen infolge des EU-Beitritts – doch an vielen Stellen fehlen schlichtweg finanzielle Ressourcen, damit das Land diesen folgen kann.
Oberstes und grundlegendes Ziel soll es sein, die Trennung von Mutter und Kind zu vermeiden. Deshalb erhalten Mütter im Mutter-Kind-Zentrum eine Chance, mit ihrem Baby zusammen zu leben. Sie lernen die elementaren Tätigkeiten für den Haushalt, für die Pflege des Kindes und für ein familiäres Zusammenleben.
Mit Hilfe einer Sozialarbeiterin geht es an die Wohnungssuche und -einrichtung, an die Arbeitssuche und ggf. Babybetreuung in eine Kita. Häufig nehmen die Mütter gern ambulante Begleitung nach Verlassen des Zentrums an, manchmal sogar Paartherapie. Und sie nehmen auch nötige Hilfe an, wie „Pakete zum Leben“ oder Kinderkleidung.
„Wenn wir die Kinder retten wollen, müssen wir die Mütter erreichen“. Passend zu dieser Erkenntnis von Emilia Chiritescu bieten wir seit 2014 eine sogenannte Mütterschule an. Dabei handelt es sich um ein soziales Programm, in dem die Mütter nach der Entbindung mindestens ein Jahr ambulant betreut werden.
Es beinhaltet postnatale Beratung, fachliche Unterstützung bei der Kindererziehung, fachliche Vorträge, Schulungen, Erfahrungsaustausch, aber auch humanitäre Hilfe durch „Pakete zum Leben“, Babynahrung, Kleidung und Windeln. Bei den monatlichen Besprechungen als Gruppenangebot geht es um Kindergesundheit, Kinderernährung und spezifische Bedürfnisse der Säuglinge. Die Kurse beinhalten Themen wie: „Wie können wir gute Eltern sein“ oder „Die fünf Sprachen der Liebe für Erwachsene und Kinder“ und vieles mehr. Neben der Beratung und Schulung im MKZ wird jeweils zweimal monatlich eine Betreuung in der Wohnung der Mutter angeboten.
Vor allem gehört auch die Information dazu, warum „Lebenszeichen“ ihnen diese Unterstützung anbietet. Die Liebe Gottes wird in den Mittelpunkt gestellt und die Mitarbeiterinnen leben ihnen diese Liebe vor.
Auch nach der Zeit im MKZ und/oder nach der Entbindung im Krankenhaus sollen die Familien beraten und unterstützt werden. Die Betreuung zu Hause ist notwendig, um ein wirksames Mittel zur Intervention für Familien in Not zu haben, die man in der Wohnung am ehesten erkennen kann. Bei den Besuchen werden die zum Teil katastrophalen Lebensbedingungen deutlich und es können konkrete Möglichkeiten der Hilfe gefunden weden. Kleidung, Schuhe, Bettwäsche, Decken, Kissen, Gardinen, Teppiche, Kinderwagen und vieles mehr werden besorgt und weitergegeben. Andere Familien bitten „nur“ um Windeln und Babymilch.
Das neue Programm ersetzt das bisherige Programm der allgemeinen Armenpflege, weil hier gezielter geholfen werden kann. Inzwischen sind es mehr als 25 Familien, denen auf diese Weise geholfen werden kann.