Lefke Krüger begegnet bei ihrem zweimonatigen Volontariat auf Sizilien Flüchtlingen auf der Suche nach einer Zukunft. Und entdeckt, wie wichtig sie Gott sind.
Nachdem ich im letzten Sommer mein Abitur gemacht habe, wollte ich Missionspraktika in verschiedenen Ländern Europas machen, da ich nach meinem Studium bei einer Missionsorganisation arbeiten möchte. So brach ich mit der Allianz-Mission auf zu einem Flüchtlingsprojekt auf Sizilien.
Die Woche im „Open House“
Das „Open House“ hat einen festen Wochenplan mit verschiedenen Aktivitäten. So finden neben vielen anderen Aktivitäten „Al-Massira-Kurse“ statt: ein Glaubenskurs für Muslime, durch den schon viele Muslime auf der ganzen Welt zum Glauben an Jesus gefunden haben.
Mohammed* aus Marokko ist einer von ihnen, was ihm schon Todesdrohungen von seinen Landsleuten eingebracht hat. Er lebt bereits seit einigen Jahren in Italien mit seiner marokkanischen Frau, die er hier geheiratet hat. Er kommt regelmäßig ins Open House und ist ein Freund des Teams geworden. Momentan droht ihm die Abschiebung, was für ihn eine schreckliche Situation ist.
Beim wöchentlichen Bibelstudium, zu dem Christen, Muslime, Atheisten und alle Interessierten kommen können, lesen wir gemeinsam einen Bibeltext, hören ihn in den verschiedenen Muttersprachen und sprechen darüber. Letzte Woche sagte Iacub*, ein Moslem aus Niger, dass er mehr über „dieses Buch“ (die Bibel) erfahren möchte.
Die Situation
Vor kurzem landete hier auf Sizilien ein Schiff mit geretteten Eritreern, die völlig unterernährt und nur noch Haut und Knochen waren – nach 14 Monaten in libyschen Lagern. Einer von ihnen starb noch im italienischen Krankenhaus an den Folgen seiner Unterernährung. Der Bürgermeister von Pozzallo sagte, solche Bilder kenne man nur aus Konzentrationslagern.
Die Flüchtlinge, die es geschafft haben, nach Europa zu gelangen, haben hier kaum Zukunft, vor allem in Italien nicht. Bekommen sie nach Monaten in verschiedenen Lagern ihre Dokumente, sind sie völlig auf sich gestellt, finden keine Arbeit und so landen viele in illegaler Arbeit oder Prostitution. Solche Fälle begegnen uns ständig im „Open House“.
Faith* aus Nigeria wurde Opfer von Menschenhändlern, die sie aus ihrem Heimatland in die Schweiz brachten, wo sie zwangsprostituiert wurde. Ihre beiden Kinder – aus Vergewaltigung und Prostitution geboren – wurden als Pfand bei Menschenhändlern in Nigeria gelassen. Mutig lief sie aus der Schweiz davon und befreite ihre Kinder und sich damit aus dem Menschenhandel. Nun lebt sie mit ihnen hier auf Sizilien und macht im „Open House“ den Italienischkurs und das Bibelstudium. Sie möchte unbedingt arbeiten, was schwer zu realisieren ist.
Hoffnung
Ein Bibelvers begleitet mich besonders durch meine Arbeit hier und in meinem Alltag – Jeremia 29,11: „Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe“,spricht der HERR, „Gedanken des Friedens, und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ So viele auch leiden: auf der Flucht, in den libyschen Lagern, auf dem Mittelmeer oder in Europa, Gott hat für jede und jeden Einzelnen einen guten Plan, eine Zukunft und Hoffnung.
Lefke Krüger war als Volontärin in Ragusa, Italien
*Namen geändert
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2018) erschienen.