Unsere Geschichte

Wir arbeiten als Allianz-Mission im Jahr 2024 in 30 Ländern. Wie kam es dazu?

Ein Überblick: Unsere Missionsländer und die Ausreise der ersten Missionare.

 

Allianz-Mission

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Beginn der Missionsaktivitäten durch Fredrik Franson und Carl Polnick
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Josef Bender, Elisabeth Bäumer und Auguste Schnütgen Rund 100 Missionare reisen mit der China-Allianz-Mission aus
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Rückkehr der letzten Missionare aus China
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Maria Hardenberg, Walter und Erna Werner
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Gisela und Kurt Möller
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Die Allianz-Mission wird die Auslandsmission des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
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Dora und Uwe Greggersen, Gisela und Manfred Schmidt, Emmi Huppert
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Sybille und Rolf Hilger, Renate und Friedhelm Krenz
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Peter Rücker, Anne und Richard Mang
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Hannelore und Gottfried Borchert
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Isti und Anton Budiwidjaja (unter Indonesiern)
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Neubeginn der Arbeit in China
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Bärbel und Wolfgang Möbus, Gudrun Achenbach
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Vera und Matthias Schilp
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Juan Carlos und Arely Fernandez
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Birgit und Dr. Thomas Schmidt, Bettina und Dr. Jochen Fiebrantz
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Ursula und Sebastian Koduthore
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Robert und Sonja Rinke, Olga und Rudi Schott
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Anne und Pete Stahl
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Vera und Matthias Schilp
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Alain und Gaby Goufan
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Anafi und Roumana Sounon
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Daniel und Steffi Kroppach
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Deutschland wird offizielles Einsatzland der Allianz-Mission
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Dorothea und Manfred Warscher
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Durch die Fusion mit der Neukirchener Mission kommt u.a. Uganda als Einsatzland dazu
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Linah und Thomas Mencke

Die Allianz-Mission trug einmal den Namen Allianz-Mission-Barmen. Das kam nicht von ungefähr, denn in Barmen, in dieser damals noch eigenständigen Industriestadt im Wuppertal, ist sie Ende 1889 entstanden.

Dass gerade Barmen im Wuppertal der Entstehungsort ist, ist auch nicht zufällig. Das hängt mit der Erweckungsbewegung zusammen, die seit 1815 in mehreren Wellen auch viele Menschen im Wuppertal erfasste. Mission im Inland wie besonders auch im Ausland hängt immer ursächlich mit Erweckung zusammen. Mission kann nicht befohlen oder mit intelligenten Werbemaßnahmen initiiert werden.

Sie erwächst dort als natürliche Frucht, wo Menschen zu neuem geistlichen Leben erweckt werden.

Die Echtheit dieses neuen Lebens im Glauben an Jesus Christus zeigt sich daran, dass man sich nicht nur über sein Christsein und sein gewonnenes „Seelenheil“ freut, sondern sofort auch seine Mitmenschen für Christus und seine Gemeinde gewinnen will. Bezeichnenderweise geht dieser Blick nicht nur bis zum Nachbarn oder bis an den Rand der eigenen Stadt, sondern auch bis „an die Enden der Erde“. Das war immer ein Kennzeichen von Erweckung, so auch im Wuppertal.

1928 war in Barmen die „Rheinische Mission“ entstanden. Durch immer wiederkehrende „Missionsfeste“ hat man den Sieg des Evangeliums regelrecht gefeiert. In Wuppertal wurde regelmäßig die sogenannte „Wuppertaler Festwoche“ begangen, zu der unzählige Menschen aus ganz Westdeutschland strömten. Auf diesen Missionsfesten wurden nicht nur eindrückliche Nachrichten, Erlebnisberichte und Zeugnisse über das Wirken Gottes in der Auslandsmission gegeben, sondern durch sie selbst entstanden immer neue Erweckungen. Es bildeten sich immer neue Erweckungsherde. So, als käme der Segen vom Missionsfeld vielfach zurück in die Heimat. Es sind unzählige Menschen auf diesen Missionsfesten zum Glauben gekommen oder haben den Ruf Gottes in die Mission oder auch zur Mitarbeit in der Heimat gehört.

Es ist im Übrigen bemerkenswert, dass in einer Zeit, in der viele Menschen nur ihren eigenen Hühnerstall oder nur ihre eigene Nation im Blick hatten, viele einfache Christen ihre Verantwortung für die ganze Welt und die weltweite Gemeinde Jesu sahen und wahrnahmen, also schon damals global dachten und lokal handelten.

Obwohl das Wuppertal ein enges Tal zwischen den Bergen ist, haben zumindest damals viele erweckte Christen über die Berge gesehen. Das Wuppertal war im 19. Jahrhundert ein Brennpunkt und Sammelbecken reichen geistlichen Lebens. Hier entstanden viele christliche Werke, die weit nach Deutschland hinein und in die Welt hinaus gewirkt haben. Insofern ist es fast natürlich, dass auf diesem guten Nährboden auch die Allianz-Mission entstand und lange Jahrzehnte hier ihren Sitz hatte.

Aber wie entsteht ein solches Missionswerk? Vom Himmel fällt es ja nicht. Von selbst wächst es auch nicht aus der Erde. Auch durch einen wohlüberlegten Beschluss von „oben“, sprich Kirchenleitung oder Bundesleitung oder Kreisvorstand oder Gemeindeleitung, ist wohl noch nie ein solches Missionswerk oder ein Diakonisches Werk entstanden. Das war meist anders.

Einzelne Individuen, meistens sehr originelle, oft auch Querköpfe und Dickschädel, eigenständig denkende und handelnde Menschen, die aber vom Geist Gottes gepackt und angetrieben wurden, stehen am Beginn solcher Werke und Bewegungen. Da ist manches nicht so geschehen, wie es nach theologischer oder kaufmännischer oder pädagogischer Manier hätte geschehen müssen. Aber es ist in Gang gekommen und gelaufen, trotz Naserümpfen und Kopfschütteln vieler Zeitgenossen, trotz Querschüssen und Niederlagen. Die Werke kamen ins Leben, weil Gott es wollte. Und sie sind, Gott sei Dank, auch durch viele eigene Schwächen, durch Fehlentscheidungen, Einseitigkeiten und Fehlgriffe gelaufen. Dadurch haben sie bei allen Schmerzen und Rückschlägen aber auch Korrekturen und Stabilität bekommen. Das ist genau so auch bei der Allianz-Mission gewesen.

An ihrem Anfang standen viele Menschen, die überschwänglich begeistert waren. An ihrem Anfang standen auch blutige Auseinandersetzungen und Polizeieinsatz. Nein, das ist keine Legende, so war es. Leicht und glatt ist der Anfang nicht gewesen. Das ist auch kein Wunder, wenn man weiß, welche außergewöhnlichen Originale an der Vorgeschichte und Entstehungsgeschichte der Allianz-Mission mitgewirkt haben.

Es sind besonders drei Originale, die in der Geschichte der Allianz-Mission ihre Spuren hinterlassen haben:

Das erste Original war ein Engländer. Sein Name: Hudson Taylor (1832–1905). Dessen Vater war Apotheker und nebenberuflich Evangelist seiner Methodistenkirche. Durch Berichte über China wurde Vater Taylor so angesprochen, dass er sich schon vor der Geburt seines Sohnes wünschte, dass dieser Missionar in China werden solle. Das schien sich allerdings nicht zu erfüllen, denn der Sohn Hudson begann mit 15 Jahren eine kaufmännische Lehre bei einer Bank. Als er 16 Jahre alt war, überreichte ihm jemand ein Traktat mit dem Titel: „Das vollbrachte Werk Christi“. Das gab ihm den entscheidenden Anstoß zu seiner Glaubensgewissheit. Mit 17 Jahren versprach er in einer Krisensituation, sich Gott ganz zur Verfügung zu stellen, wenn er ihn von der Macht der Sünde befreien und ihn wirklich ganz und für immer retten würde. Hudson erlebte die Erhörung seines Gebetes und vernahm gleichzeitig den Auftrag durch Gott: „Dann gehe für mich nach China!“

Mit 21 Jahren (1853) reiste Hudson Taylor nach China aus und wurde zum großen Pioniermissionar Chinas. Kennzeichnend für ihn wurde das grenzenlose Vertrauen in die Macht und Fürsorge Gottes, ohne alle Absicherungen durch „ein Netz mit doppeltem Boden“. Er setzte auf die Macht des Gebetes und die Gewissheit, dass Gott mit Sicherheit das Gebet seiner Kinder erhören würde. Das hat Hudson Taylor dann auch unzählig oft erlebt. Es ist geradezu sein Lebensstil geworden, so auf Gott zu vertrauen. Man kann nur staunen über die Wunder, die er mit dieser Lebensart erlebte. Das war lebendiger Glaube ohne Wenn und Aber.

Seine Kompromisslosigkeit, wenn es um das Vertrauen zu Gott ging, zeigte sich schon in dem Satz, den er als junger Mann einmal formuliert hatte: „Wenn ich die Anmaßung hätte, der Heiligen Schrift zu glauben, würde ich um jeden Preis versuchen, ihr gemäß zu leben. Ich würde sie einfach auf die Probe stellen. Erst wenn sie sich nicht als wahr und vertrauenswürdig erwiese, würde ich sie unbedenklich über Bord werfen.“ Das war offensichtlich nie nötig, denn er erlebte wirklich auf unglaubliche Art und Weise die Wahrheit und Vertrauenswürdigkeit der biblischen Zusagen.

Im Jahr 1865 gründete Hudson Taylor mit anderen die China-Inland-Mission, die sich zum Ziel setzte, tatsächlich das innere China zu missionieren und nicht nur die Küstenregionen des riesigen Reiches. Die China-Inland-Mission ist mit ihren Grundsätzen und Missionsmethoden Anregerin und Vorbild für viele nachfolgende Missionen geworden, eben auch für die Allianz-Mission.

Ein anderes Original, das an der Entstehungsgeschichte der Allianz-Mission entscheidend mitgewirkt hat, stammte ursprünglich aus Schweden. Sein Name: Frederik Franson (1852–1908). Man kann nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn man das Leben, die Eigenart und die Evangelisationsmethoden dieses Mannes betrachtet. 1852 geboren, wandert er als Siebzehnjähriger mit seinen Eltern in die USA aus. Mit 19 Jahren findet er zum Glauben an Jesus Christus. Mit 23 Jahren kommt er nach Chicago und studiert bei dem bekannten Evangelisten Dwight L. Moody (1837–1899). Dort erlebt er, wie Moody mit ganz neuen, aber auch eigenartigen Methoden evangelisiert.

Mit 25 Jahren geht Franson auf eigene Evangelisationsreisen, zunächst in Amerika, dann von einer merkwürdigen Unruhe getrieben, in viele Länder der Erde. 1885 taucht er auch in Deutschland auf, das er in den Jahren bis 1898 sechs Mal besucht. Franson glaubte, dass die Wiederkunft Jesu unmittelbar bevorstehe, spätestens bis zur Jahrhundertwende, also bis zum Jahr 1900. Und bis dahin müssten alle Völker der Erde evangelisiert sein, damit Jesus wiederkommen und seine Gemeinde vollzählig entrücken, also von der Erde nehmen und in den Himmel führen könne.

Dieser Glaube trieb Franson zum rastlosen Einsatz und zu einer äußerst aggressiven Evangelisationsmethode. Ohne große Umschweife müssten Menschen, auch Kinder, bekehrt werden, wozu Franson die sogenannten „Nachversammlungen“ einrichtete, in denen Menschen heftigst gedrängt wurden, sich zu bekehren.

Es ist nur zu natürlich, dass Franson nicht nur großen Zulauf hatte, sondern sich auch heftiger Widerstand in den Kirchen und Gemeinden erhob und vor und nach den Versammlungen regelrechte Tumulte entstanden. Öfters musste sogar die Polizei einschreiten. Franson landete mehrmals im Gefängnis und wurde mit Redeverbot belegt.

Trotzdem bekehrten sich unzählige Menschen, besonders auch während seiner – mit Unterbrechungen – mehrmonatigen Evangelisationstätigkeit in Barmen in den Jahren 1889–90.

In Barmen haben besonders die drängende, methodistische Art seiner Evangelisation und das öffentliche Auftreten von Frauen in den Versammlungen zu großen Auseinandersetzungen geführt, die bis zu Spaltungen in der Gemeinde Barmen-Unterdörnen reichten. Heinrich Neviandt (1827–1901), der erste und langjährige Pastor der Gemeinde, konnte den Methoden Fransons und den damit verbundenen Vorkommnissen absolut nicht zustimmen. Er verfasste eigens eine Schrift gegen Franson, die sich vor allem gegen die Beteiligung von Frauen in den Versammlungen und bei der Evangelisation richtete.

Fransons Ziel war es, Neubekehrte, Männer wie Frauen, in kurzen evangelistischen Grundkursen zu schulen, damit sie wiederum in der kurzen Zeit, die noch zur Verfügung stand, als Evangelisten tätig waren und Menschen zur Bekehrung riefen.

Franson war es, der bei einem Aufenthalt in Neukirchen, wo er den Inspektor der Neukirchener Mission Heinrich Mandel (1838–1919) traf, von der riesigen Not der Menschen in China sprach, die unbedingt das Evangelium brauchten. Einer, der besonders ergriffen war, war der Barmer Kaufmann Carl Polnick (1856–1919). Er stammte aus Düsseldorf und hatte sich 1878/79 in Barmen als Handelskaufmann niedergelassen. Durch die Frage eines Kunden hatte er „von der Straße weg“ zur Bekehrung gefunden. Ihn schmerzte regelrecht, dass so viele Menschen am Evangelium vorbeiliefen. Deshalb hatte er mitten in Barmen an der Pannewiese einen Raum gemietet und zu Stubenversammlungen eingeladen. Der Kreis um Polnick wurde zu einem Herd der Erweckung. Der Zulauf an suchenden und erweckten Menschen war so gewaltig, dass man einen zweiten Raum mieten musste.

Als Franson 1889/90 auf Einladung Polnicks in Barmen eintraf, wiederholte er in seiner glühenden und aufrüttelnden Art diesen Aufruf zur Mission in China. So wie seine Evangelisation in Barmen hohe Wellen schlug, so dass Hunderte erweckt wurden, so rief auch dieser Aufruf zur Missionierung Chinas eine überwältigende Reaktion hervor.

Für heutige Begriffe und Empfindungen ging es in den Veranstaltungen ziemlich schwärmerisch, enthusiastisch und gefühlsbetont zu. Das entsprach sowohl der Mentalität von Franson als auch der von Polnick, der ein überaus begeisterungsfähiger, radikaler und einseitiger Mensch war. Offenbar braucht Gott solche Typen, um Anfänge zu setzen, die nach normalen menschlichen Maßstäben gar nicht hätten begonnen werden dürfen. Aber Gott braucht auch ganz anders gelagerte Menschen, um die Anfänge fortzuführen und in solide Bahnen zu lenken.

Jedenfalls war in diesem Kreis um Carl Polnick, der von Leuten aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinden besucht wurde, eine regelrechte Begeisterung für die Mission entstanden. Daran hatte Frederik Franson mit seinen feurigen Schilderungen der Not der Millionen unevangelisierten Menschen in China entscheidenden Anteil. Als dann noch im Dezember 1889 die neueste Ausgabe des Missionsblattes von Hudson Taylor mit dem Titel „China‘s Millions“ in Barmen eintraf, kam es zur Tat. In dem Blatt hatte Hudson Taylor gefragt: Was können wir angesichts des biblischen Auftrags von Jesus – „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“ – tun, um so bald wie möglich zu jeder Familie in China wenigstens einmal die wertvolle Botschaft von Jesus zu bringen? Seine Antwort lautete: Kommt als Christen aus allen Kirchen und Gemeinden auf Basis der Evangelischen Allianz zusammen und betet, betet, betet! Betet um 1.000 Missionare für China!

Dieser Aufruf löste den entscheidenden Funken aus. Carl Polnick gründete mit einer Reihe von Leuten, darunter dem Barmer Fabrikanten Carl Paas, den „Allianz-Missions-Verein“. Das war im Dezember 1889. Man wollte bewusst auf dem Boden der überkonfessionellen Basis der „Evangelical Alliance“ arbeiten, die 1846 in London gegründet worden war und ein „Westdeutsches Allianz-Komitee“ gebildet hatte.

In seinen überschwänglichen, aber von Eifer für die Sache des Herrn erfüllten Predigten sprach Franson von 50 Missionaren, die aus Deutschland benötigt würden. Begeistert meldeten sich viele junge Leute. Heinrich Neviandt, der wie erwähnt Franson und seinen Methoden sehr distanziert gegenüberstand, meinte warnend: „Leider trägt auch hier Fransons Vorgehen so wenig den Charakter der Nüchternheit an sich, dass wir mehr als einmal in die Lage vorschneller und törichter Entschließungen junger Leute gekommen sind, die nicht im mindesten imstande waren, die Tragweite einer solchen Entscheidung wirklich zu prüfen.“

Franson und Polnick kümmerte diese Warnung zunächst nicht. In Schnellkursen von einigen Wochen unterrichtete Franson die jungen Frauen und Männer. Carl Polnick nahm Kontakt zu Hudson Taylor auf, um die jungen Leute mit der China-Inland-Mission nach China aussenden zu können.

Von all den begeisterten jungen Leuten blieben schließlich zunächst zwei Frauen und dann noch ein Mann übrig, die 1890 nach England zum Erlernen von Englisch und zur weiteren Ausbildung geschickt werden konnten.

Da der Allianz-Missions-Verein nicht von sich aus Missionsarbeit in China leisten konnte, schloss er sich als deutscher Zweig der englischen China-Inland-Mission an. Er nannte sich jetzt „Deutsche China-Allianz-Mission“. Nach 1920, weil es wegen des Ersten Weltkriegs politische und brüderliche Probleme mit den feindlichen Engländern gegeben hatte, wurde der Name in „Allianz-China-Mission“ geändert. Als nach 1950 die Missionsarbeit in China wegen der veränderten politischen Verhältnisse unmöglich geworden war und neue Arbeitsfelder gesucht wurden, nahm sie den Namen „Allianz-Mission-Barmen“ an. Im Jahr 1981 zog  sie von Wuppertal nach Ewersbach und firmierte dann unter dem Namen „Allianz-Mission e.V.“.

Obwohl die Allianz-Mission inzwischen das Missionswerk der Freien evangelischen Gemeinden geworden ist, hat die AM das Wort „Allianz“ in ihrem Namen beibehalten. Das hat Gründe, die in der Geschichte liegen, könnte aber auch eine immer neue Herausforderung sein, nicht nur im engeren Rahmen der eigenen Denomination Mission zu treiben, sondern immer auch die weltweite Gemeinschaft der Geschwister aus anderen Kirchen und Gemeinden zu suchen. Auf dem Missionsfeld fallen ohnedies oft die konfessionellen oder gemeindlichen Grenzen, die in der Heimat gezogen wurden und nicht selten auch Schmerzen und Behinderungen mit sich bringen.

Jedenfalls war es einer der wichtigen Grundsätze Hudson Taylors, durch den die Anfänge der AM so entscheidend geprägt worden sind, Mission auf breiter Glaubensbasis über Grenzen hinweg zu betreiben. Lange Zeit galten die Prinzipien der China-Inland-Mission auch als Richtschnur für die Missionsarbeit der deutschen Allianz-Mission. Dazu gehörten:

  1. Die Arbeit in der Heimat und draußen im Missionsgebiet geschieht auf der Basis der Evangelischen Allianz. Mitarbeiter/innen aus allen Kirchen und Gemeinden sind willkommen. Nur die Bindung an die Bibel soll die Grenze setzen.
  2. Die Arbeit in der Heimat und draußen muss gemeindebezogen geschehen, aber nicht in konfessioneller Enge.
  3. Die Mission der AM versteht sich als Glaubensmission, die ganz und gar von Spenden abhängig ist. Sie macht prinzipiell keine Schulden, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Sie bittet nicht versteckt oder offen Menschen um Geld, sondern allein Gott.
  4. Missionare/innen, die durch sie ausgesandt werden, haben keinen rechtlichen Anspruch auf ein sicheres Einkommen bzw. Gehalt. Das kann nicht gewährleistet werden.
  5. Missionare/innen, die ausreisen, passen sich bis hin zu Kleidung, Haartracht, Nahrung und Lebensstil den Sitten und Gebräuchen der Menschen des Missionslandes an.
  6. Grundsätzlich steht auch Frauen die Mitarbeit als vollwertige Missionarinnen offen. Sie sind nicht nur Anhängsel ihrer Männer oder, falls sie ledig sind, Gehilfinnen männlicher Missionare. Wen Gott beruft, den begabt, den sendet, den gebraucht er auch.

Dieses Grundverständnis und diese Praxis waren damals revolutionär und ungewohnt und stießen auf heftige Ablehnung. Als erste Bewerber für die Missionsarbeit der AM in China hatten sich Frauen gemeldet. Aber man konnte sie erst zur Ausbildung und Ausreise abordnen, nachdem sich endlich auch ein befähigter Mann gemeldet hatte. Dieser heiratete schließlich eine der beiden Frauen.

Zu den Streifbildern aus der Geschichte der AM gehört die Würdigung der ersten Missionare und Missionarinnen. Sie waren wahrhaft Pioniere und ihr Einsatz hat Beispiele gesetzt. Zu den ersten gehörte Elisabeth Bäumer, eine Hausgehilfin aus Soest, und Auguste Schnütgen aus Barmen, die Tochter einer Kaufmannsfamilie. Mit ihnen reiste aus Joseph Bender, ein Maler und Anstreicher aus Frankfurt am Main, der später seine Kollegin Auguste Schnütgen heiratete. Sie kennzeichnete die besondere Einstellung, dass sie, wie es bei chinesischen Frauen Sitte war, ihre Füße bis zur Verkrüppelung einengte und verstümmeln ließ, mit der Absicht, den Chinesinnen eine Chinesin zu werden, um sie für das Evangelium zu gewinnen.

Diesen ersten Missionaren der AM in China folgten 1892 Fritz Manz, Berta Müller und Oskar Schmidt, der sage und schreibe 47 Jahre lang in China tätig war. Von 1893–1896 reisten aus: Heinrich Klein, ein Zimmermann aus Herfen bei Waldbröl, Luise Sichelschmidt und Klara Hausberg, die später den erwähnten Missionar Manz heiratete. 1896 folgte Rudolf Röhm, der später die erwähnte Missionarin Sichelschmidt heiratete, deren Sohn Dr. Walter Röhm 1935 als Missionsarzt tätig wurde. 1936 reiste Maria Hardenberg nach China aus. Sie begann nach dem erzwungenen Ende der Missionsarbeit in China, eine neue Missionsarbeit der AM in Japan, wo für die nächsten Jahre das Hauptbetätigungsfeld der AM lag. Es muss daran erinnert werden, mit welchem Einsatz, mit welchen Opfern, mit welchen Entbehrungen und mit welcher Geduld trotz mangelhafter Ausbildung und Ausstattung die Pioniere der ersten Generation ihren Dienst in diesem ganz und gar fremden und unentwickelten, aber kulturell hochstehenden Land ausübten.

Der am Anfang stehende „Allianz-Missions-Verein“ war schnell auf 200 Mitglieder angewachsen. Es bildete sich in der Heimat ein „Allianz-Missions-Chor“. Bald erreichte die Deutsche China-Allianz-Mission die Zahl von 500 Mitgliedern. Ein Schweizer Zweig bildete sich und innerhalb von 10 Jahren konnten 18 Missionare/innen ausgesandt werden. Um 1900 konnten die Verwaltung der Mission und die entstandene Allianz-Missions-Gemeinde in ein eigens erbautes Haus in der Barmer Seifenstraße einziehen. Durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg verloren die Mission und die Gemeinde ihr Haus. Die Gemeinde hatte sich bereits 1936 dem Bund Freier evangelischer Gemeinden angeschlossen, auch wegen der politischen Verhältnisse im „Dritten Reich“, und vereinigte sich später mit der Barmer Freien evangelischen Gemeinde Unterdörnen. Der Sitz der AM wurde nach Wuppertal-Vohwinkel verlegt und später in ein eigenes Haus in Wuppertal-Barmen.

Die Streiflichter aus der Geschichte der AM weisen auf, dass nach einem enthusiastischen und vielleicht auch naiven Beginn, dem viele keine solide Fortsetzung zutrauten, eine Mission entstanden ist, die nicht nur 100 (heute 131) Jahre alt geworden ist, sondern heute in jugendlicher Frische eine solide und sehr beachtliche Missionsarbeit in vielen Ländern dieser Erde ausübt. Die Allianz-Mission, die seit 1975 endgültig und offiziell zur Außenmission des Bundes Freier evangelischer Gemeinden wurde, ist zum Segensträger für viele tausend Menschen geworden. Gott hat sich zu diesem Werk eindrücklich bekannt. Schön wäre es, wenn uns der Blick in die Geschichte und der Jubel über Gottes Führung zu neuer Begeisterung und Verantwortung für die Mission bringen. Segensreich wäre es, wenn neue erweckende Impulse entstünden. Dann würde auch dieses Jubiläum in die Geschichte der Allianz-Mission eingehen.

Nachschrift eines Vortrags von Hartmut Weyel, Berlin auf der Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen der Allianz-Mission in der Imanuelskirche in Wuppertal-Barmen am 12.11.198