Aus intensiven Beratungen in der Allianz-Mission ist das Zukunftsbild „Willkommen Zukunft – AM 2022 gestalten“ erwachsen. Missionsleiter Thomas Schech macht einen gedanklichen Rundgang.
129 Jahre. Eine stolze Zahl. So alt ist die Allianz-Mission. Natürlich, gemessen an der Kirchengeschichte eine kurze Zeitspanne. Aber trotzdem: viele Menschen und Geschichten verbinden sich mit diesen 129 Jahren. Ich schreibe das mit Respekt und Achtung. Bevor der Blick nach vorne geht, tut es gut, zurückzuschauen. Gott ist auf vielen unterschiedlichen Wegen in seiner Welt unterwegs und die Allianz-Mission war und ist ein Teil davon.
Heute geht der Blick nach vorne, in die Zukunft. Jede Generation ist herausgefordert, neu zu durchdenken, wie in ihrer Zeit Glaube gelebt und missionarisch gehandelt werden soll. Das ist Würde und Herausforderung zugleich. Weder eine Gemeinde noch eine christliche Organisation hat eine Existenzberechtigung einfach, weil sie einmal gegründet wurde. Der Grund, warum es uns gibt, darf und muss heute frisch durchbuchstabiert werden.
Vor einem halben Jahr haben wir uns deshalb auf den Weg gemacht. In Workshops, Klausuren und Konferenzen haben wir Eindrücke gesammelt, gearbeitet und diskutiert. Unterschiedlichste Personen waren und sind an diesem Prozess beteiligt. Noch sind wir mitten drin. Wir haben Fragen gestellt: Wie verändert sich unsere Welt und was bedeutet das für die missionarische Arbeit? Wie sieht die Mission der Zukunft aus? Und welchen Platz wollen wir darin einnehmen?
Alleine die Tatsache, dass wir uns gemeinsam solchen Fragen stellen, hat in sich schon einen großen Wert. Bei mir fließen dabei die Eindrücke aus inzwischen 1 ½ Jahren als Leiter der Allianz-Mission zusammen mit den erarbeiteten aus Sitzungen in Ewersbach und an vielen Orten auf diesem Globus. Folgende Punkte sind mir persönlich dabei für die Mission der Zukunft wichtig geworden:
Mission der Zukunft nimmt Partnerschaft ernst
Das heißt zum ersten: Die Zeiten, in denen unter den Missionsgesellschaften jeder auf sich schaut, sind endgültig vorbei. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber doch ein Symbol: In jeder Ausgabe der move weisen wir auf der vorletzten Seite auf eine mit uns verbundene andere Missionsgesellschaft hin. Da, wo ich mit anderen Missionsleitern im Gespräch bin, stellen wir häufig die Frage: Wo können wir zusammenarbeiten? Und in einigen Fällen folgen nach der Frage konkrete Schritte.
Partnerschaft ernst nehmen heißt zum zweiten: Die Verantwortung unserer Partner in den Ländern stärken und miteinander auf Augenhöhe unterwegs sein. Wir fragen unsere Partner: Welche Ergänzung wünscht ihr euch von uns? Braucht ihr noch Missionare aus Deutschland und wenn ja, welche Qualifikationen sollten sie mitbringen? So zu fragen ist schon jetzt gängige Praxis in unserer Arbeit – gut so.
Fest vorgenommen haben wir uns, beim Thema Projektentwicklung weiterzukommen. Hier geht es um Partnerschaft, gepaart mit Professionalität. Das betrifft Fragen wie: Wie initiieren wir Projekte? Wie nehmen wir die einheimische Kirche und die betroffenen Menschen mit hinein? Wann und wie soll das geplante Projekt in die Selbstständigkeit geführt werden?
Mission der Zukunft wird internationaler werden
Mission der Zukunft wird, auch wenn sie wie im Fall der Allianz-Mission in deutschen Gemeinden zu Hause ist, internationaler werden. Das gilt zu allererst für unsere Teams. Unsere Mitarbeiterschaft wird bunter und vielfältiger. Was für unsere Fußballnationalmannschaft gilt, gilt für die Mission erst recht. In unseren Zielen haben wir festgehalten, dass wir als Mission im Bereich Langzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeitern wachsen möchten. Wir beten um 22% mehr Langzeitmissionare bis Ende 2022. Das wird nur möglich sein, wenn wir kreative und neue Wege gehen und auch stärker als bisher das Potenzial gut ausgebildeter internationaler Mitarbeiter in den Blick nehmen.
Denke ich an die Mission der Zukunft, dann werden darin die Gemeinden in Deutschland mehr von Mission profitieren. Es steckt so viel Lern-Potenzial in der Partnerschaft zwischen der weltweiten Gemeinde Jesu und Gemeinden in Deutschland. Hier gibt es einen reichen Wissens- und Erfahrungstransfer, der vielfach noch brach liegt. In der Zentrale in Ewersbach haben wir deshalb einen eigenen Servicebereich „Church Relation“ (deutsch: Gemeindebeziehungen) installiert. Und wir haben im Zusammenhang mit „AM 2022“ über Ziele gesprochen, in denen eine neue Qualität in der Verbindung von Gemeinde und Mission zum Ausdruck kommt.
Mission der Zukunft muss mutig sein
Mission der Zukunft muss mutig sein und zwar mutig darin, neue Wege auszuprobieren. In der Allianz-Mission starten wir zum Beispiel gerade ein Pilotprojekt mit zwei jungen Ehepaaren unter dem Stichwort B4T (Business for Transformation, deutsch: Geschäft für Veränderung) in Kenia. Bei B4T geht es verkürzt gesagt darum, wirtschaftliches Handeln als Teil der Missionsstrategie zu verstehen. An anderer Stelle beten und arbeiten wir daran, wie unser Engagement beim Wiederaufbau Syriens aussehen kann. Umgekehrt gilt: Wer mutig sein will, muss entspannt bleiben, auch wenn Dinge nicht gelingen.
Jede Generation wächst in einer anderen Zeit auf. Das bedeutet auch: Jede Generation ist anders. Bestimmte Begabungen und Grenzen teilen sie miteinander. Mission der Zukunft muss darauf eingehen. Eine neue Generation für Mission mobilisieren, wie kann das gehen? Konkret bedeutet das: Mehr Wert auf die Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen. Einsatzmöglichkeiten in klar umrissenen und auch zeitlich begrenzten Projekten anbieten. Deshalb planen wir zum Beispiel ein Lernzentrum für Gemeindegründung, in dem junge Menschen in einem bestehenden Gemeindegründungsprojekt erste Erfahrungen sammeln und Training bekommen können.
Eine ähnliche Aufgabe kommt den geplanten GoGlobal Zentren zu, die wir in den kommenden Jahren aufbauen möchten. Der Wunsch der jungen Generation geht immer stärker zu kürzeren Einsätzen. Wir können das beklagen, aber umkehren werden wir diese Entwicklung nicht. Deshalb möchten wir in drei Zentren auf drei Kontinenten investieren, die uns neben dem Aspekt der Jüngerschaft neue Möglichkeiten bieten, junge Menschen mit Mission in Berührung zu bringen.
Darüber hinaus möchten wir drei weitere Fokussierungen vornehmen: Gemeindegründung in Verbindung mit sozialer Arbeit in Großstädten, eine neue Initiative für Europa sowie Leiterausbildung und Leiterentwicklung innerhalb und außerhalb der eigenen Strukturen.
„Willkommen Zukunft – AM 2022 gestalten“ – das ist eine große Aufgabe, auch eine schöne. Ich habe Freude daran, sie mit dem Team in Ewersbach und weltweit anzupacken. Es geht nur gemeinsam. Und gemeinsam mit Ihnen! Deshalb danke für alle Unterstützung, danke für alle konstruktive, Mut machende und auch kritische Begleitung. Es lohnt sich loszugehen. Denn unsere Zukunft ist Gottes Zukunft!
Thomas Schech ist Missionsleiter
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2018) erschienen.