Heute tun, was in Zukunft Halt gibt

Heute tun, was in Zukunft Halt gibt

Mehr als Plastikbecher

Simon Diercks entdeckt die Dimensionen eines nachhaltigen Lebens und wie Jesus es ermöglicht, es gelassen anzugehen.

Beim Stichwort Nachhaltigkeit kreisen die Gedanken schnell zuerst darum, was ich kaufe und wie sich das global auswirkt. Aber – so entdecke ich: Nachhaltigkeit hat mehr Dimensionen in meinem Leben. Vier davon möchte ich genauer betrachten mit der Frage, wie sie verändern und bereichern können, wie ich lebe und glaube.

Dimensionen eines nachhaltigen Lebens

Erste Dimension: mein Konsum. Ich trinke ein Getränk aus einer Blechdose, auf der Fahrt hierher hat mein Auto 2,3 kg CO2 ausgestoßen, mein Kaffee heute Morgen war nicht Fairtrade und das T-Shirt, dass ich trage ist „Made in Bangladesh“.

Zweite Dimension: Mission. Unser Missionar in Kambodscha, Peter Stahl, berichtet, wie er mit einigen Jahren Abstand immer wieder ein bestimmtes Dorf besuchte. In einem Jahr wurden dort von einem christlichen Hilfswerk Wellblechhütten zu 50 € das Stück gebaut. Zu teuer für die Bedürftigen, zu heiß zum Bewohnen. Beim nächsten Besuch waren sie verschwunden, dafür war dort ein Spielplatz errichtet worden: auf dem keine Kinder spielen, weil diese Zuhause helfen oder selber zum Unterhalt der Familie beitragen müssen.

Dritte Dimension: Jüngerschaft. In einer christlichen Gemeinde wurde ein Mann, der zum Glauben an Jesus kam, schnell getauft und als Gemeindemitglied aufgenommen. Alle freuten sich, nur interessierte sich danach keiner mehr so recht für ihn und nach wenigen Jahren lies er Gemeinde und Glaube enttäuscht hinter sich.

Vierte Dimension: Glaubensleben. Auf einer christlichen Konferenz pumpt sich eine junge Christin mit guten Glaubensimpulsen voll, scheint beim Lobpreis in ihrer Gemeinde stets 10 cm über dem Boden zu schweben und betet im Gottesdienst auch schon mal für Weltfrieden. In ihrem Alltag und der Lebenskrise, in der sie gerade steckt, kommt von all dem herzlich wenig an.

Vier Dimensionen von nachhaltigem Leben. Was ist also Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit verstehen

Nachhaltigkeit definiert Wikipedia als „Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.“ Puh, entwirren wir mal, was sie uns sagen wollen. Es geht um dreierlei: Bewahrung, Stabilität und Regeneration. Also darum, dass meine Nutzung nichts kaputt macht, dass mein Nutzungsverhalten auch in Zukunft tragbar ist und dass das, was ich nutze, sich erholen und nachwachsen kann. Es geht nicht nur um langfristiges Planen. Sondern zusammengefasst geht es darum, dass ich so handle, dass was ich heute tue, auch in Zukunft mir und anderen Lebenshalt gibt. Eben Nach-Halt.

Beim genauen Hinschauen entdecke ich Varianten dieses
Prinzips auch in Gottes Handbuch für Halt im Leben: der
Bibel.

Was Gott dazu zu sagen hat

Da wird Gottes Volk verboten – ganz im Gegenteil zu ihrer Umwelt – bei kriegerischen Auseinandersetzungen den Baumbestand des Gegners zu fällen (2. Mose 2,19). Da werden Regenerationsrhythmen festgeschrieben, nach denen der Mensch alle sieben Tage und die Felder alle sieben Jahre ruhen sollen (2. Mose 20,8-10; 3. Mose 25,3-7). Da berichtet Jesus von einem Samariter, der nicht nur dem Bedürftigen ein Pflaster verpasst, sondern sich Gedanken über dessen weiteres Ergehen macht, Vorsorge trifft und dranbleibt (Lukas 10,30-37). Da mahnt ein Jakobus, dass Glaube, der sich nicht auch in konkreten Taten zeigt, schlicht tot ist (Jakobus 2,14-17). Und in, durch und über dem allen ein Gott, der die nachhaltige Zusage macht, dass er dafür sorgt, dass Saat und Ernte, Frost und Hitze und Sommer und Winter nicht aufhören werden, bis diese Welt durch Jesus Wiederkunft endgültig regeneriert wird (1. Mose 8,22). Gute Regeln, Vorbilder, Herausforderungen und Zusagen.

Nachhaltigkeit scheint also doch eine ganze Menge mit meinem Leben und Glauben zu tun zu haben. So frage ich mich: was bedeutet das konkret? Für die vier Dimensionen meines nachhaltigen Lebens? Konsum, Mission, Jüngerschaft und das ganz persönliche Glaubensleben?

Bleiben wir nicht im Beklagen dessen, was nicht gut ist, stecken, sondern blicken auf das, was geht. Denn: als Nachfolger von Jesus Christus weiß ich, dass ich nicht die ganze Welt retten muss. Nicht im Alleingang Klimawandel, Ungerechtigkeit und vermurkste Glaubenspraktiken besiegen kann. Weil sich das ein gewisser Jesus auf die Agenda geschrieben hat (Johannes 10,10b) und ich mit meinem kleinen alltäglichen Tun Teil seiner global-ewigen Nachhaltigkeit sein kann.

Konkret gemacht

Machen wir’s doch konkret: Ich kann nachhaltig konsumieren. Angesichts ganzer Müllkontinente in den Ozeanen sind Plastiktüten verzichtbar. Angesichts horizontweiter Elektroschrotthalden in Afrika kann ich mir bei jedem Elektrogerät, dass ich kaufe, zweimal überlegen, ob ich es brauche und wie lange ich es nutzen möchte. Und angesichts von Kinderarbeit und Arbeitssklaverei sind Fairtrade-Produkte ihren Mehrpreis wert.

Wir können nachhaltig Mission betreiben, also befähigen statt zu überhäufen. Oder mit den Worten von Missionar Peter Stahl gesagt: „Zeigen wie man Angeln baut – anstatt Fische zu verschenken“. Menschen in Mali Saatgut an die Hand geben, dass die veränderten Umweltbedingungen aushält. Das erneut sähbar ist und an dem, statt einem internationalen Konzern, lieber eine nationale Hilfsorganisation die Rechte hat. Armen Familien in Vietnam eine Kuh als Startkapital leihen, die sie von den Kälbern dieser Kuh zurückzahlen kann, so dass immer mehr davon profitieren. Junge Christen auf Gran Canaria in Jüngerschaft ausbilden, damit sie es sind, die neue Gemeinden gründen, beleben und leiten.

Wir können nachhaltig für den Glauben werben. Also Menschen zu Jüngern machen statt zu Gemeindegliedern. Genau genommen beauftragt Jesus seine Nachfolger ja genau dazu (Matthäus 28,19-20). Also schon vor evangelistischen Veranstaltungen uns Gedanken machen, wo die Menschen, die Jesus kennenlernen, im Glauben wachsen können und die nachhaltig begleiten, die im Glauben starten.

Wir können in ein nachhaltiges Gottesbild investieren, so dass unser Glaube nicht nur von Events und Hochzeiten lebt, sondern ich darin im Alltagsstress, Krankheitsverzweiflung und zerbrochenen Beziehungen Halt finde. Heute Glaubens- und Lebens-entscheidungen treffen, mit denen ich gut alt werden und auch die nächste Generation aufwachsen kann.

Wir können in all diesen Dimensionen beginnen, gelassen nachhaltig zu leben. Weil es nicht an Ihnen und mir hängt, diese Welt zu retten. Sondern weil Jesus sie bereits gerettet hat und Gott mir mit seinen Zusagen für diese Welt den Rücken und Glauben stärkt.

Also: jetzt sind Sie dran. Nicht die Welt retten, aber jeden Tag einen Schritt tun, damit sie bewahrt wird, stabil bleibt und sich regenerieren kann.

Einmal mehr konkret gemacht:

  • Verzichten Sie auf Plastiktüten, kaufen Sie ein Fairtrade-Produkt und überlegen Sie zwei Mal, ob Sie dieses elektronische Gerät brauchen.
  • Engagieren Sich sich und unterstützen Sie Initiativen oder Werke, die befähigen, statt zu überhäufen.
  • Nehmen Sie sich lieber einmal die Zeit, mit einem jungen Christen nach Antworten zu suchen, anstatt vorschnell andere mit schnellen Antworten abzuspeisen.
  • Hinterfragen Sie Ihr Gottesbild daraufhin, ob es bewahrend, stabilisierend und regenerierend für Ihr Leben und das der Menschen um Sie herum ist.

Unser Beitrag

Wir als Allianz-Mission wollen auch unseren Teil tun – im Großen weltweit: mit Projekten wie Safina in Tansania, LEAP auf den Philippinen und dem Saatgut-Projekt in Mali, von denen wir Ihnen in diesem Magazin berichten.

Aber auch hier in Deutschland in den Details: das Magazin in ihren Händen ist ganz bewusst auf Recycling-Papier und ohne Hochglanzeinband gedruckt. Unsere Mitarbeiter arbeiten zum großen Teil an ausgemusterten Computern, die sonst vorzeitig zu Elektroschrott geworden wären und den Kaffee bei uns genießen wir inzwischen auch ohne Plastikkapseln.

Und nicht zuletzt in unserem persönlichen Arbeiten und Leben: indem wir unseren Missionaren in der Membercare (deutsch: Mitarbeiterfürsorge) beim Regenerieren helfen. Indem wir nicht nur gemeinsam arbeiten, sondern auch jede Woche füreinander und unsere Mitarbeiter und ihre Arbeiten beten. Und indem wir immer neu lernen, mit gesunden Grenzen für Gott zu arbeiten.

Also: gehen wir es an! Lassen Sie uns gemeinsam heute tun, was auch in Zukunft uns und anderen Lebenshalt gibt. Das sind die Dimensionen eines nachhaltigen Lebens.

Simon Diercks ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2018 – Januar 2019) erschienen.