Mission im Verborgenen

Mission im Verborgenen

Wie kommt ein Missionar in ein Land mit eingeschränkter Religionsfreiheit und was ist für die Gratwanderung zwischen Sicherheit der Mitarbeiter und Weitergabe des christlichen Glaubens wesentlich? Ein Einblick.

Die Allianz-Mission konzentriert sich nicht auf sogenannte „verschlossene Länder“, sondern möchte Jesus und seinem weltumspannenden Auftrag ohne Vorauswahl überall dorthin folgen, wohin er uns ruft. Immer wieder erleben wir jedoch, dass Gott Türen zu genau solchen Ländern öffnet. Länder, in denen Mission unerwünscht ist oder der Botschaft von Gottes Liebe für diese Welt sogar offene Feindseligkeit entgegenschlägt.

Manchmal sendet uns Jesus Bewerber, die eine klare Berufung für solche Orte haben. Manchmal führt er uns auch durch göttliche Begegnungen mit Menschen aus diesen Ländern. Wir brauchen Weisheit und Mut, diese Berufungen verantwortlich zu prüfen und sie dann – trotz der bestehenden Risiken – auch konsequent zu unterstützen.

Natürlich möchten wir alles tun, um unsere Arbeit, unsere Mitarbeiter und auch ihre einheimischen Kontakte bestmöglich zu schützen. Dieser Schutz muss drei verschiedene Dimensionen im Blick haben: persönliche Sicherheit, geistliche Bewahrung und den Erhalt der Missionsarbeit im Land.

Persönliche Sicherheit

In für den christlichen Glauben verschlossenen Ländern bestehen für Missionare und auch ihre einheimischen Kontaktpersonen nicht selten erhebliche Gefahren für Leib und Leben, die sowohl vom Staat als auch vom gesellschaftlichen Umfeld ausgehen können. Erst kürzlich berichtete eine Missionarin: „Hunderte Menschen wurden durch die Anschläge auf Kirchen und Hotels getötet. Viele Angehörige der Opfer stehen noch unter Schock. Von einer Gemeinde hörten wir, dass die Kinder gerade an diesem Sonntag gefragt wurden, ob sie auch bereit wären, für Jesus zu sterben. Alle Kinder hoben die Hand. Kurze Zeit später waren die Hälfte dieser Kinder schon im Himmel.“

Im Umgang mit solchen unkalkulierbaren Risiken ist es uns besonders wichtig, dass der Glaube unserer Missionare auf einem belastbaren Fundament ruht, zu dem nicht nur eine klare Berufung sondern auch eine biblisch fundierte Theologie des Leidens gehört. Wir vertrauen auf Gottes absolute Treue und wissen gleichzeitig, dass das Weitergeben von seiner Liebe einen hohen Preis kosten kann.

Geistliche Bewahrung

Für Missionare können geistliche Angriffe noch herausfordernder sein als äußerliche Bedrohungen. Manchmal kommen sie nur schleichend, manchmal aber auch erschreckend direkt und dramatisch. Neben der bewusst angelegten geistlichen Waffenrüstung – wie in Epheser 6 beschrieben – brauchen Missionare deshalb den Rückhalt eines standfesten Gebets-Teams, dass sie immer wieder unter den Schutz Gottes stellt.

Erhalt der Missionsarbeit im Land

Ein praktischer Baustein dafür ist die Schaffung einer diskreten Plattform für einen möglichst stabilen, dauerhaften Aufenthalt im Land. Dazu kann z.B. die professionelle Qualifikation in einer für das Einsatzland relevanten Berufssparte dienen.

Hinzu kommt ein klarer Kommunikationsplan zum Schutz sensibler Informationen. Die Geheimhaltung der missionarischen Arbeit und der Identität von Missionaren und einheimischen Christen wird angesichts wachsender IT-Kompetenz lokaler Geheimdienste und der extremen Zunahme der globalen Datenflüsse durch Suchmaschinen und soziale Medien eine immer komplexere Herausforderung.

Trotz aller Bemühungen gibt es für unsere verdeckten Arbeiten natürlich keine Erfolgsgarantie. Aber wir vertrauen fest darauf, dass der Herr, der uns in die Ernte ruft, auch durch Probleme, Leiden und manchmal lange Trockenzeiten hindurch viel geistliche Frucht hervorbringen will.

Jochen Fiebrantz ist Missionssekretär für Asien

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2019) erschienen.