Trotz allem: Ich bleibe Christ!

Trotz allem: Ich bleibe Christ!

Wie ist es, in schwierigen Zeiten Christ zu sein? Das Leben als Christ in Mali ist nicht immer einfach. Es ist vielmehr ein Kampf, den wir täglich austragen müssen. Aber an einer Gewissheit halten wir uns fest: trotz allem „gibt es nichts, was uns von der Liebe Gottes trennen kann, die er uns in Jesus Christus bezeugt hat“ (Römer 8,38).

Die Freundschaft mit Jesus ist die Basis unseres Christseins. Wenn wir mit ihm verbunden sind, ist es egal, was uns zustoßen wird – wir können im Herrn bleiben. Wir leben in einer verworrenen Welt und die Lebensumstände verändern sich ständig. Oft passieren uns in Mali erschreckende Dinge – wie der grausame Tod uns nahestehender Menschen. Dann stellen wir uns die Frage: „Wo ist denn da Gott?“ Aber in Römer 8,28 steht: „Wir wissen aber: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben.“ Das ist die Wirklichkeit: Gott weiß alles, er kennt alles und er sieht alles. Weiter heißt es: „Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?“ (Römer 8,31) Wer kann uns verdammen? Wer kann uns von der Liebe Gottes trennen, die in Jesus Christus offenbar geworden ist? Christus kennt uns alle. Er kennt jedes Kind. Er kennt unsere Freude und auch unsere Mühe. Er kennt unseren Glauben und unsere Treue. Er kennt unser Leiden, unsere Krankheit und auch unser Leben und Tod. Bei all dem ist das eine sicher: „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus offenbar geworden ist.“

Das Leiden der Christen hat nicht erst heute begonnen, das gibt es ja schon sehr lange. Wie im Tschad, wo der ehemalige Präsident François Ngarta Tombalbaye die Christen lange Zeit gepeinigt hat und viele sogar lebendig begraben ließ. In meiner Arbeit als Pastor habe ich einmal einen Pastor aus dem Tschad getroffen. Sein eigener Vater ist lebendig begraben worden. Vorher war das für mich nur Geschichte – wie ein Traum, verrückte Dinge. Aber dieser Pastor sagte mir dann: „Sagara, mein Vater ist vor meinen eigenen Augen lebendig begraben worden. Aber als er gestorben ist, hat er gesagt: ‚Jesus ist der Herr!‘“ Das ist nicht einfach!

In Mali haben wir seit 2012 eine schwere Krise im Land. Wir erleben Schwierigkeiten, Spannungen und Momente, wo man uns sagt, wir würden als Christen angegriffen werden. Aber ich kann euch sagen: die Kirche in Mali ist in ihrem Glauben an Jesus fest geblieben. Manche sind zwar von einer Region Malis in eine andere umgezogen, aber es hat nicht ihren Glauben berührt. Ich möchte Euch dazu ein Beispiel erzählen:

Stell dir vor: Du wirst verschleppt in die Wüste, wo keine Rettung ist. Wo dein Schreien nicht gehört wird.

Wir haben einen Bruder, der heißt Philippe Diarra. Er wurde von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram verschleppt. Man hat ihn in die Wüste gebracht. Nachts konnten er mit seinen Entführern sprechen, aber tagsüber hatten sie ihm die Augen verbunden. Er schwebte zwischen Leben und Tod. Aber der Chef dieser Leute wollte mit ihm sprechen und wollte wissen, wer er ist. Und Philippe im Angesicht seines Todes – sagte: „Ich bin Christ.“ Und dann hat er dem Chef dieser Terrorgruppe erklärt, wer Jesus ist. Nach einigen Monaten ist er mit Hilfe der Franzosen freigekommen. Heute ist Philippe in Bamako, in der Kirche und er bezeugt seinen Glauben an Christus. Stell dir vor: Du wirst verschleppt in die Wüste, wo keine Rettung ist. Wo dein Schreien nicht gehört wird. Aber Gott war mit ihm. Er ist treu.

Trotz all den Schwierigkeiten und allem, was sich verändert, was diese Welt erschüttert: Wir, die wir Christen sind, müssen unserem Herrn treu bleiben bis zum Ende. Wir sind die Schafe des Herrn und Jesus als unser Hirte kennt unsere Schwierigkeiten. Er kennt unsere Schreie. Unsere Sorgen und unsere Vergangenheit. Unser Glaube an Jesus macht uns sicher. Wir haben die Sicherheit, dass wir für Jesus Christus sind. Jesus ist vor uns, hinter uns, um uns herum – zu allen Zeiten.

Jesus hatte zwölf Apostel. Die Bibel berichtet, dass die Mehrzahl von ihnen als Märtyrer gestorben ist. Manche wurden gekreuzigt, andere verbrannt. Stephanus wurde gesteinigt, bis er gestorben ist. Aber das Erstaunliche und was wichtig für uns zu verstehen ist: Stefanus hat gesagt: „Ich sehe den Himmel offen.“ (Apg. 7,56) Er hat die Hand Gottes gesehen und Gott hat ihn beschützt. Natürlich suchen wir nicht das Leid und den Tod. Aber wenn das auf uns zukommt, können wir auf Jesus zählen. Und wenn uns Gott davor bewahrt, dann sagen wir Gott „Danke“.

In Bamako haben wir einen Bruder, der hat sich in unserer Gemeinde für Jesus entschieden. Aber sein Familie war nicht christlich und sie haben ihm schwer zugesetzt. Aber er hat ihnen gesagt: „Ich habe mich für Jesus entschieden. Trotz allem: ich bleibe Christ!“ Daraufhin hat ihn seine Familie in ein Zimmer gesperrt und verhungern lassen. Aber er hat seinen Glauben an Jesus behalten. Das war schlimm. Einer jungen Frau erging es ähnlich: Als sie Jesus als ihren Herrn angenommen hat, hat die Familie gesagt: „Ab heute gehörst du nicht mehr zu uns.“ Und sie haben sie verstoßen. Aber wir schützten sie, sie wohnte bei mir zu Hause. Und Gott – hat ein Wunder getan. Ihr Vater litt unter einer Krankheit. Er hat bei vielen Ärzten und den traditionellen Heilern Hilfe gesucht. Aber keiner konnte ihm helfen. Bis ihm dann jemand riet: „Geh doch mal in die Kirche und lass den Pastor für dich beten. Das wird helfen.“ Obwohl er kein Christ war, ist er in die Kirche gekommen. Als die Gemeinde für ihn gebetet hat, ist er geheilt worden. Er hat gesagt: „Wenn Jesus mich wirklich heilen konnte, werde ich ihn annehmen.“ Dann hat er sich mit seiner Tochter versöhnt und seine ganze Familie seine Frau und seine anderen Kinder sind Christen geworden. Seine Tochter, die er erst verstoßen hatte, ist mittlerweile verheiratet mit einem Pastor und sie sind beide im Dienst für den Herrn.

All das ist nicht einfach. Manchmal passiert es in Sevaré oder Bamako, dass wir vorgewarnt werden. Da kommt dann am Donnerstag oder Freitag die Nachricht: „In zwei Tagen überfallen wir eure Kirche!“ Aber trotzdem kommen alle in die Kirche an einem solchen Tag. Wir mussten verschiedene Vorsichtsmaßnahmen treffen, wie Personenkontrollen mit Metalldetektoren. Das war früher anders. Aber trotzdem kommen alle in die Kirche. Wir sind da dann nicht sehr entspannt und das entspricht ganz und gar nicht unserer Kultur. Aber trotz allem behalten wir unseren Glauben an Jesus Christus.

Wir sind sehr froh darüber, dass ihr hier in Deutschland und an anderen Orten dafür betet, dass wieder Frieden einkehrt in unserem Land. Ja, wir haben viele Schwierigkeiten in Mali. Aber wir wollen im Glauben an Jesus Christus weitergehen. Zum Schluss ein Vers, den ich als Pastor unheimlich liebe: „Haltet daher unbeirrt am Glauben fest, meine lieben Geschwister und lasst euch durch nichts vom richtigen Weg abbringen. Setzt euch unaufhörlich und mit ganzer Kraft für die Sache des Herrn ein. Ihr wisst ja, dass das, was ihr für den Herrn tut, nicht vergeblich ist.“ (1. Korinther 15,58) Wir sollen immer ein bisschen besser arbeiten für das Reich Gottes. Bei allem, was wir für den Herrn tun. Trotz all der Schwierigkeiten, die uns begegnen. Die Arbeit, die wir tun, wird auf keinen Fall umsonst sein, wenn wir sie für den Herrn tun. Möge Gott euch alle bewahren und euch reichen Segen geben.

Pastor Enoc ist Präses unseres malischen Partnergemeindebundes und Gemeindepastor in Bamako, Mali

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2019) erschienen.

Die ganze Predigt im Podcast