Mehr als Abspülen

Sophie Görlich unterstützt in ihrem GoGlobal Volontariat Mitarbeiter in einem Pflegeheim in Athen und entdeckt darin ihre Leidenschaft, für und mit Menschen zu arbeiten und durch alltägliche Hilfe und Zeit Würde und Freude zu schenken.

Nach erfolgreichem Studienabschluss zehn Monate lang hauptsächlich zu bügeln und Geschirr zu spülen, klingt auf den ersten Blick sicher nicht nach einer erfolgreichen Weiterentwicklung oder gar einem passenden Berufseinstieg. Dennoch war mein Einsatz in einem evangelischen karitativen Pflegeheim in Athen für mich eine der wertvollsten Zeiten meines Lebens. Sie hat mich auch beruflich weitergebracht, indem sie mir einmal mehr gezeigt hat, dass es meine Leidenschaft ist, für und mit Menschen zu arbeiten. In meinem GoGlobal Volontariat lernte ich so die Arbeit des griechischen Bibellesebundes kennen, der Träger des Heims ist.

Das Pflegeheim Loida ist nach der neutestamentlichen Großmutter des Timotheus, der Lois, benannt. Sie wird in der Bibel (1. Timotheus 1,1-5) als jüdische Frau von Paulus für ihren Glauben geehrt. Wie in der jüdischen und biblisch-griechischen Kultur, ist die Familie auch für die Griechen von heute ausnehmend wichtig. So ist es üblich, alte Menschen daheim zu pflegen. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage im Land und sich zunehmend wandelnder Familienstrukturen ist es aber für viele Familien kaum noch möglich, schwer beeinträchtigte alte Menschen im Alleingang zu pflegen. Darüber hinausist ambulante Pflege ein in Griechenland bislang kaum bekanntes Modell, welches allerdings aktuell vom Bibellesebund auf dem Markt eingeführt wird.

Ziel der Arbeit des Bundes ist es, nicht nur eine exzellente, moderne und liebevolle Pflege anzubieten, sondern auch evangelischen alten Menschen eine spirituelle Heimat – z.B. durch Gottesdienste und Bibelstunden – zu bieten. Möglich wird das durch Spenden aus griechischen, deutschen und amerikanischen Gemeinden und über Angebote des griechischen Bibellesebundes – wie Kinder- und Jugendfreizeiten und Bibeltouren – die die Arbeit finanziell mittragen.

Eine weitere Stütze im Heimalltag sind Freiwillige, wie ich eine war. Während ich hauptsächlich in der Waschküche und Bügelstube sowie nach dem Mittagessen beim Abwasch des gesamten Heimgeschirrs zugange war, setzten sich griechische, amerikanische und deutsche Freiwillige dafür ein, das Personal zu entlasten und gemeinsame Zeit mit den Bewohnern zu verbringen. Auch für mich war es eine Freude, die zumeist herzlichen Damen und Herren tänzerisch bei der Musiktherapie zu begleiten, ihnen beim Essen zu helfen, Rollstühle zu schieben, Händchen zu halten, einen Spaziergang zu machen oder mit zunehmenden Griechisch-Kenntnissen einfach mal mit ihnen über Gott und die Welt zu reden und ihnen somit ein Stück Gemeinschaft, Würde und Freude im Alltag zu ermöglichen.

Ich gehe sehr beschenkt und um viele Erfahrungen reicher aus einer Zeit, in der ich Menschen auf so eine einfache und praktische Weise beschenken konnte. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht Menschen und Institutionen aus Deutschland für meine Krankenversicherung, Unterkunft und ein kleines Taschengeld in dieser Zeit gesorgt hätten. Auch Gebete, Nachfragen und Ermutigungen haben mich durch das Jahr getragen und ich kann nicht einmal alle Personen auflisten, die für mich da waren. An dieser Stelle also noch einmal vielen Dank – auch im Namen der Allianz-Mission, des griechischen Bibellesebundes, des Personals vor Ort und natürlich der HeimbewohnerInnen. Alles Menschen, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde.

Sophie Görlich war im GoGlobal Volontariat in Athen, Griechenland

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2020) erschienen.