Leben helfen in Pogradec

Leben helfen in Pogradec

Die Roma werden in Albanien – ohnehin schon eines der ärmsten Länder Europas – benachteiligt und ausgegrenzt. Robert Rinke berichtet, wie eine Gemeinde in Pogradec für sie zum Anlauf- und Hoffnungsort wird.

Neues Leben – viele Roma im albanischen Pogradec wünschen sich genau das. Raus aus der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Raus aus der Langeweile, aus dem alten Leben. Am besten gleich raus aus Albanien und nach Westeuropa. Neues Leben gibt es aber auch in Pogradec. Denn genau das bedeutet „Nevo Trayo“ übersetzt auf Deutsch. Nevo Trayo ist eine evangelikale Gemeindeaufbauarbeit mitten im Roma-Viertel. Wer bereit dazu ist, kann hier neues Leben in Würde finden.

Wenn das Geld kaum zum Leben reicht und Eltern selbst wenig Hoffnung und Perspektive haben, haben sie auch wenig, um es an ihre Kinder weiterzugeben. Für 20-30 Kinder im Viertel ist die Kinderstunde das Highlight der Woche. Und das nicht nur, weil es etwas zu Essen und Trinken gibt, sondern vor allem, weil sie Wertschätzung, Liebe und Hoffnung bekommen. Ein Höhepunkt für 70 Kindern war, als sie 2019 zum ersten Mal für eine Woche an einer Kinderfreizeit teilnahmen. Sie erlebten Freude und Wertschätzung und hörten von der Hoffnung des Evangeliums. Neben einheimischen Mitarbeitern unterstützte auch eine Gruppe von Volontären aus Deutschland die erste Freizeit der jungen Gemeinde. Gemeinsam haben sie mit den Kindern gespielt, Sport gemacht, Lie-der gesungen und biblische Geschichten erzählt. Beziehungen sind entstanden und die Kinder kommen gerne weiterhin in die Kinderstunden der Gemeinde.

Für Teens und Jugendliche fand 2019 das erste Gemeinde- Sommercamp statt. Damit viele von ihnen Jesus kennenlernen, haben fünf junge Christen fünfzehn Freunde zu diesem Camp eingeladen. Noch nie hatten sie so eine ermutigende Gemeinschaft von jungen Christen erlebt. Bitte beten Sie mit uns, dass die jungen Menschen Jesus Christus als ihren persönlichen Retter annehmen und Gott als liebenden Vater im Himmel erfahren.

In Albanien müssen Jugendliche und Erwachsene für den Lebensunterhalt ihrer Familie aufkommen. Das ist schon für die Mehrheit der Albaner schwierig, doch für Roma ist die Lage noch deprimierender. Durch Mikrokredite und praktische Betreuung half die Gemeinde im letzten Jahr vier Familien, sich besser zu versorgen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Sicherheit, sondern auch darum, Würde wiederzugewinnen. Familien konnten so Kleingewerbe anfangen oder auf ein rentableres Produkt in der Landwirtschaft umsteigen.

Im Frauentreff erleben die zehn bis zwölf meist älteren Teilnehmerinnen jede Woche viel Wertschätzung und es ist bewegend wahrzunehmen, wie dankbar sie für diese wöchentlichen Begegnungen sind. Der Internationale Frauentag hat hier eine große Bedeutung und ist ein Höhepunkt für Frauen. Ähnlich wie in Deutschland am Muttertag steht an die-sem Tag die Frau im Mittelpunkt, nur dass hier die Frauen unter sich feiern.

In Zeiten der Not muss Liebe aber noch konkreter werden – besonders im Winter, wenn das Geld noch knapper wird als sonst. Jeden Winter verteilt die Gemeinde so Lebensmittelpakete an die Bedürftigsten. Dieses Jahr kamen sie von der Allianz-Mission mit Unterstützung von der Auslands- und Katastrophenhilfe des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland. 180 „Pakete zum Leben“ wurden verteilt.

Auch das schwere Erdbeben in der albanischen Region Durrës Ende November 2019 verursachte viel Not: Mehr als 14.000 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Die kleine Roma-Gemeinde reagierte prompt und nahm drei betroffene Familien auf. Einer dieser Familien möchte die Gemeinde mit der Unterstützung der Allianz-Mission helfen, ihr kleines, beschädigtes Haus wieder bewohnbar zu machen.

Sonja und Robert Rinke sind Missionare für Albanien und Kosovo

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2020) erschienen.