Sebastian Koduthore wächst in einem kleinen, einfachen Dorf im Norden Sri Lankas auf. Er geht zur Schule und arbeitet nebenbei auf den Reisfeldern. Das Dorf ist katholisch geprägt, christliche Werte sind in der Gesellschaft verankert und sonntags geht Sebastians Familie regelmäßig in die Kirche. Sie besitzen keine Bibel. Der Glaube ist vor allem Tradition und Kultur.
Während des Bürgerkriegs hat Sebastian zunehmend Kontakt zu Befreiungskämpfern. Mit Anfang 20 schicken ihn seine Eltern nach Deutschland, aus Angst, dass er dem Bürgerkrieg zum Opfer fällt. Dort lernt er einen Freund im Asylheim kennen, der Christ ist. Durch ihn beginnt Sebastian, regelmäßig in der Bibel zu lesen. Der Glaube wird greifbar und lebbar. In Augsburg schließt er sich einer Gemeinde an. Hier lernt er später auch seine heutige Frau Ursula kennen.
Ursula ist zu dieser Zeit bereits ausgebildete Krankenschwester. Sie war nach ihrer Ausbildung nach Augsburg gezogen. Bei einem ihrer Spaziergänge durch die Fußgängerzone sprachen sie ein paar Christen an. Daraus entstand eine Freundschaft mit einer jungen Frau. Ursula war beeindruckt von dem Frieden, den die Christin ausstrahlte. Sie hätte sich zwar durch ihre familiäre Prägung als Katholikin bezeichnet, den Glauben kannte sie so aber noch nicht. Nach einem anstrengenden Arbeitstag nahm sie eines der Gebetskärtchen zu Hand, das sie bekommen hatte, und begann zu beten. Am nächsten Tag wachte sie auf und wusste: „Jetzt bin ich ein Kind Gottes!“ Als sie morgens in den Bus stieg, war sie so begeistert von ihrer Bekehrung, dass sie sogar dem Fahrer davon erzählte. Ursula muss schmunzeln: „Ich konnt’s nicht für mich behalten. Ich musste es allen Leuten erzählen!“
Mit ähnlicher Begeisterung war auch für Sebastian klar, dass er in sein Land zurückkehren wollte, um Menschen zum Glauben an Jesus zu führen. Bis dahin war es noch ein langer Weg. 1991 heiratete er Ursula und sie besuchten die Bibelschule in Brake. Erst 2002 reisten sie mit vier Kindern im Dienst der Allianz-Mission nach Sri Lanka aus. Ursula hatte vor der Ausreise einige Bedenken, wie es werden würde. Noch dazu kam, dass sie keine klare Berufung verspürte, nach Sri Lanka zu gehen. Sie wollte Sebastian als seine Frau begleiten. Heute ist sie dankbar, trotz ihrer anfänglichen Angst in den Dienst gegangen zu sein. Sie hätte vieles versäumt, sagt sie, und berichtet davon, wie sie einen Mann verarztete, der 17 Jahre lang eine große Wunde am Fuß hatte. In wenigen Wochen war die Wunde verheilt – für sie ein Wunder. Auch ihr Gottesbild und ihr Vertrauen haben sich über die Jahre verändert.
Sebastian wünscht sich für die Menschen im Land, dass sie die Bibel mehr lesen und Gemeinden zusammenarbeiten, anstatt in Konkurrenz zu denken. Er lebt nun wieder in seiner Kultur, die viel Wert auf Beziehungen legt. Ursula liebt es, unter den Menschen zu sein. Fast jeden Tag haben sie Gäste im Haus. Mit Freude erzählt Sebastian von Ursulas hilfsbereiter Art, auch in Erinnerung daran, wie er sie in Augsburg kennenlernte. Ursula schätzt seine Bodenständigkeit und seinen Humor. Gemeinsam erfreuen sie sich an der Offenheit der Menschen im Land, ihrer Geduld und Freude und der Bereitschaft, auch über Fehler hinwegzusehen.
Ursula und Sebastian engagieren sich im Gemeindeaufbau vor Ort, wovon sie gerne erzählen. Ernster beschreiben sie den Gegenwind, den christliche Gemeinden zum Teil durch die lokale Bevölkerung erfahren. Sie streben danach, dass der Glaube der Menschen beständig wird; nichts, das man aufgibt, sobald Gott mal nicht so „funktioniert“, wie man es gerne hätte. Sebastian denkt auch an einige Jugendliche in der Gemeinde und wünscht sich, dass sie „gerne für Jesus leben“. Und natürlich sollen viele weitere zum Glauben kommen.
Hier wohnen wir: Kandy, Sri Lanka
So alt sind wir: zusammen 116 Jahre; Sebastian 59 | Ursula 57
Unsere liebste Freizeitbeschäftigung: Sebastian: Hühnerzucht und Garten; Ursula: Kakteen & Sukkulenten züchten, kreativ sein
Unser letztes Buch: Sebastian: Heavenly Man; Ursula: Kurzzeit-Coaching
Unser Job bei der Allianz-Mission: Gemeindebau und soziale Projekte
Bei der Allianz-Mission seit: 2002
Wir lieben an der Allianz-Mission: Vielfältigkeit und die Offenheit für Neues
Ein Lebenstraum von uns: Sebastian: Mein Wunsch wäre, dass ich 3-4 Gemeinden in Sri Lanka gründen kann. Ursula: Ich wünsche mir, dass mein Leben als Christ so überzeugend ist, dass viele angesteckt werden, es mit Jesus zu wagen.
Manchmal können wir nicht schlafen, wenn… es zu heiß ist… ein Moskito sich im Netz verirrt hat…
Dieser Bibelvers bedeutet uns viel: Psalm 127,1: wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute vergebens…
Sebastian und Ursula Koduthore sind Missionare in Sri Lanka
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2020) erschienen.
Das Portrait schrieb Evelyn Clement, Mitarbeiterin im Bereich Communication & Media