Welt verändern in Japan

Welt verändern in Japan

Marlene Straßburger war fast 40 Jahre lang als Single-Missionarin in Japan. Nun ist sie wieder in Deutschland und berichtet von ihren Erlebnissen.

Ein dankbarer Blick zurück

Wenn ich auf die Zeit in Japan zurückschaue, bin ich hauptsächlich eines: einfach nur dankbar für die großartigen Begegnungen, die unser treuer Vater im Himmel mir geschenkt hat.

Ich hatte das Vorrecht, mit japanischen Pastoren zusammenzuarbeiten. Einer von ihnen war Pastor Yukio Goto. Zur Zeit meiner Ankunft in Japan war er Präses unseres japanischen Bundes und gab mir den guten Rat: „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.” (Psalm 103,2)

Bei seiner Beerdigung vor zwei Jahren konnten wir noch einmal staunen, was er und andere bewegt haben: neue Gemeinden gegründet, wo es kaum Christen gibt – selbst in kleineren Städten – und gleich zu Beginn Single-Missionarinnen und -Japanerinnen mit in diese Arbeit hineingenommen.

Dankbar bin ich insbesondere für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Ich durfte Neues entwickeln und über 25 Jahre Singletreffen bei mir zu Hause ausrichten. Gemeinsam haben wir dort Erlebtes vor Gott gebracht und sind mutig zurück in Alltag, Beruf, Familie und Gemeinde gegangen.

Gott hat in unserer Arbeit viele Gebete erhört – so zum Beispiel auch bei einer 55plus-Gruppe: Zu erleben, wie ältere Menschen die Gnade und Erlösung in Jesus Christus entdecken, ist ein besonderes Geschenk. Denn der Mut, auch im Alter noch Gott sein Leben anzuvertrauen, schenkte auch bei Abschieden eine neue Perspektive: „Wir sehen uns dann im Himmel wieder.”

Veränderung als allgegenwärtige Thematik

In meinen fast 40 Jahren in Japan war das Thema Veränderung sehr präsent. Veränderung beinhaltete, das typisch Japanische kennenzulernen, auch wenn das mitunter schmerzvoll war. Es hieß, immer besser mit dem japanischen Weg des Denkens und Arbeitens umgehen zu lernen, aber auf der anderen Seite die eigene Berufung nicht zu vergessen.

Veränderung entdeckte ich auch in der Weise, die Paulus in 1. Korinther 13 beschreibt. In seiner Liste des Liebens dort ist er sehr praktisch und das war für das alltägliche Leben als Missionarin überlebensnotwendig. Ich bin überzeugt, dass unser treuer Vater im Himmel mir immer wieder die Augen zum Lieben geöffnet hat.

Veränderung war auch im Leben unserer Gemeindeleute zu sehen, die den Mut fanden, über ihren Glauben und ihren Weg mit Gott und der Bibel zu reden.

Welt verändern!

Insgesamt schenken mir diese Veränderungen, die ich in meiner Zeit in Japan durchlebt habe, einen besonderen Blick auf das Thema dieser move: Welt verändern: Ja, weil Gottes Wort nach wie vor lebendig ist – in meinem Leben ebenso wie im Leben der Menschen, denen ich begegnen durfte.

Welt verändern: Ich durfte es erleben, ganz besonders am theologischen Seminar in Nagoya – wenn 60-jährige Männer sich von Gott zum Studium rufen lassen. Wenn sie während der Zeit Freunde unter den Studierenden finden. Wenn sie lernen, über das Gehörte und Gelesene zu diskutieren und es in Gemeinden, Familien und bei Arbeitskollegen weiterzugeben.

Welt verändern: Ja, auch durch meinen Unterricht als Missionarin mit deutschem Hintergrund, der sich immer noch wesentlich vom Japanischen unterscheidet. Doch für mich maßgeblich waren die Zusammenarbeit mit japanischen Pastoren und die Leitung des Heiligen Geistes. Er hat uns immer wieder Vertrauen zueinander geschenkt und ließ uns entdecken, dass Unterschiede nicht trennend sind, sondern ergänzend.

Marlene Straßburger war Missionarin in Akutami, Japan

Marlene im Interview beim ERF: www.zur-am.de/strassburger

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2020 – Januar 2021) erschienen.