Hoffnung lesbar machen

Hoffnung lesbar machen

Jonathan Steinert verantwortet als christlicher Journalist, worauf 140.000 Leserinnen und Leser ihre Aufmerksamkeit richten. Über die positive Spannung, einen Kommentar zu veröffentlichen, seine Hoffnungsmission dabei und wie Gott ihn hierhin geführt hat, spricht er im Interview.

Jonathan, du arbeitest bei der christlichen Medieninitiative pro und bist Redaktionsleiter Print für das christliche Medienmagazin pro. Was ist und wozu gibt es pro?

Wir sind ein Magazin, das sich als Printprodukt und in der tagesaktuellen Online-Berichterstattung mit aktuellen Themen des Nachrichtengeschehens beschäftigt. Aus der Politik, Gesellschaft und vor allem aus den Medien. Wir beleuchten das aus einer christlichen Perspektive und schauen: Was können wir als Christen dazu sagen oder was sagen andere Christen dazu? Und wir porträtieren und interviewen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich aus einer christlichen Perspektive engagieren oder eben zu den Fragen der Zeit Stellung nehmen.

Du entscheidest, auf welche Themen 140.000 Leserinnen und Leser ihre Aufmerksamkeit richten. Was ist das Schwerste an dieser Aufgabe, was das Schönste?

Das Schönste ist, dass man mit einer unglaublichen Vielfalt an Themen zu tun hat. Und dass wir die Möglichkeit haben, mit Menschen zu sprechen, mit denen wir sonst nicht reden könnten. Das Schwierige ist vielleicht, dass man aus dieser Fülle auswählen muss. Was berichtet man und wie? Wie können wir die Geschichten so vermitteln, dass es für unsere Leser interessant ist? Wir dürfen nicht immer nur von uns selbst ausgehen, sondern müssen natürlich zuerst an unsere Leser denken.

Erzähl uns ein bisschen was zu dir: Wer ist Jonathan Steinert?

Ich bin noch 37 und seit mittlerweile fast zwölf Jahren bei pro. Ich habe hier volontiert, dann in der Redaktion verschiedene Aufgaben übernommen und kenne den Laden jetzt ganz gut. Vorher habe ich in Jena studiert: Medienwissenschaft, Soziologie und Germanistische Sprachwissenschaft. Geboren bin ich noch in der DDR und aufgewachsen in Sachsen, aber habe von der DDR nicht mehr viel mitbekommen. Jetzt lebe ich in Frankfurt, bin verheiratet und erwarte ein Kind.

Beim Arbeiten mit Texten ist ein ganz eigener Blick für literarische Schönheit dabei. Was ist der schönste Text, den du in letzter Zeit gelesen hast?

Ich habe kürzlich einen Roman von Robert Seethaler gelesen: „Ein ganzes Leben“. Das ist toll geschrieben, weil er so wertschätzend erzählt und dabei auch die Sprache so wählt, dass es einfach schön ist.

Wie ist es dazu gekommen, dass du heute dieser Arbeit nachgehst?

Wahrscheinlich muss man es Führung nennen. Ich hatte in meinem Studium gesagt, ich gehe nicht in die alten Bundesländer und ich mache nichts Christliches. Jetzt ist beides eingetroffen. Das waren Dinge, die zusammengespielt haben. Ich habe ein Praktikum in Wetzlar bei der christlichen Nachrichtenagentur Idea gemacht. Darüber habe ich dann meinen jetzigen Arbeitgeber kennengelernt. Da ist ein Kontakt entstanden, der über die Jahre getragen hat, und dann kam die Möglichkeit, da anzufangen. Das habe ich gemacht und bin hängengeblieben. Gott hat mich an den Platz gestellt und er hat mich noch nirgendwo anders hingeschickt. Und deshalb, denke ich, bin ich hier richtig.

Wie hat dein Weg mit Jesus begonnen?

Ich habe das Privileg, dass ich in einer christlichen Familie aufgewachsen bin, und das hat mich natürlich sehr geprägt. Dass der Glaube an Gott in unserer Familie eine wichtige Rolle gespielt hat. Wir haben zusammen gebetet, sind in den Gottesdienst gegangen und waren in der Landeskirchlichen Gemeinschaft engagiert. Wir haben auch viel Musik gemacht in der Gemeinde und dann auch überregional. Ich war auf vielen Freizeiten und das hat mich sehr geprägt. Da bin ich hineingewachsen und es ist mir selbst ins Herz gedrungen – der Glaube an Gott. Und das ist mir dann auch als Jugendlicher schon sehr wichtig geworden. Ich denke, dass ich damals meine Konfirmation mit 14 Jahren ziemlich bewusst gefeiert habe – auch wenn ich sicher noch nicht alles verstanden habe, was ich bis heute auch noch nicht tue. Und indem ich Christen in verschiedenen Kontexten kennengelernt habe, habe ich mehr über den Glauben erfahren und mich weiterentwickelt.

Als Journalist weltanschaulich neutral und fundiert berichten und als Christ Hoffnungsgeschichten vom Glauben an Jesus kommunizieren: Erlebst du das in deiner Tätigkeit als Spannung?

Eigentlich nicht. Weil wir ja klar und bewusst ein christliches Magazin sind und das auch in unserer Berichterstattung deutlich werden soll, dass wir von der Botschaft des Glaubens und des Evangeliums getragen sind und deshalb auch berichten wollen, wo Menschen Gott erleben und das Evangelium in den Medien und in unserer Gesellschaft sichtbar wird. Das ist auch das Besondere, was ein christliches Medium leisten kann: dass wir bei all den auch schwierigen Themen unserer Zeit eine Perspektive einnehmen können, die von Hoffnung getragen ist. Und das herauszustellen ist uns sehr wichtig.

Du bist außerdem mitverantwortlich für chriscommunity, das Netzwerk christlicher Kommunikationsprofis, und warst Studienleiter der Christlichen Medienakademie. Was wünscht du dir für die christliche Medienlandschaft?

Zum einen natürlich, dass der Glaube sichtbar wird in der Medienlandschaft, aber dass Christen vor allem professionell arbeiten, wenn sie in den Medien tätig sind. Dass man von außen merkt, die Christen haben auch eine Ahnung davon, wie unsere Welt und die Zeit, in der wir leben, funktionieren.

Wie stark riskiert man sich dabei auch selbst?

Also grundsätzlich macht man sich angreifbar, wenn man etwas veröffentlicht. Vor allem, wenn es Kommentare sind, dann ist das klar als Meinung gekennzeichnet. Das ist schon spannend, wenn man dann auf den Knopf drückt, wo es dann auf die Seite geht oder wenn es dann ins Heft geht, da bin ich schon auch manchmal aufgeregt. Wer weiß, wie das ankommt. Fliegt mir das um die Ohren? Habe ich das gut begründet, wie ich das denke? Habe ich irgendwas vergessen an Argumenten und Punkten? Also das ist schon spannend. Wenn dann Rückmeldungen kommen, kann ich sehr gut damit umgehen, wenn Leute eine sachliche und begründete Kritik haben. Das finde ich superwertvoll und auch gut, weil es hilft, die eigene Position zu hinterfragen. Und man kann ja auch Unrecht haben mit seiner Meinung.

Es kommt zuweilen auch vor, dass Kritik sehr harsch und undifferenziert geübt wird. Das ist schade und tut mir dann auch weh. Man darf das nicht so persönlich nehmen. Wenn ich merke, da hat sich jemand nur den Frust von der Seele geschrieben, dann muss ich das auch nicht so ernst nehmen.

Was ist deine persönliche Mission als Jonathan – privat und dienstlich?

Zu meiner Mission gehört es, Gottes Wirken in der Welt groß zu machen. Und es da, wo er sichtbar ist, wo man das aber nicht auf den ersten Blick sieht, herauszustellen, damit andere davon erfahren und das sehen. Ich möchte dazu beitragen, dass Christen sich eine Meinung bilden und in unserer Gesellschaft engagieren. Dass die Welt nicht an uns Christen vorbeigeht, sondern dass wir als Christen drin sind in der Welt.

Welchen einen Satz gibst du unseren Zuhörern und Lesern mit?

Man kann Gott oft in den Kleinigkeiten entdecken.

Das Interview führte Simon Diercks, Leiter des Bereiches Communication & Media

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2022 – Januar 2023) erschienen.

Das ausführliche Interview gibt’s hier im „Weltbeweger“-Podcast