Vom Lastenträger zum Missionspartner

Vom Lastenträger zum Missionspartner

Ein Finanzierungsmodell der Mission auf dem Prüfstand

Schon 1891 fasste der Missionsinspektor der Norddeutschen Mission und Mitherausgeber der Allgemeinen Missions-Zeitschrift, Franz Michael Zahn, zusammen: „Ohne Geld keine Mission, ohne viel Geld […] keine Weltmission, die alle Erdteile umspannt.”

Dass die vielfältigen Arbeiten der Allianz-Mission in irgendeiner Form bezahlt werden müssen, liegt auf der Hand. Von den profanen Heizungskosten für die Gemeinderäumlichkeiten in Tadschikistan bis zu den Papierkosten für den Bibeldruck für die indigenen Kulina werden Rechnungen geschrieben und müssen beglichen werden. „Jesus paid for it all“ (deutsch: Jesus bezahlte für meine Schuld) ist bei den meisten Händlern keine anerkannte Zahlungsmethode. Und auch die Löhne und Gehälter für alle Missionarinnen
und Missionare sowie die einheimischen Mitarbeitenden können und wollen wir nicht mit Himmelsdollar bezahlen.

Über die Jahrhunderte wurden verschiedene Finanzierungskonzepte in den Missionswerken genutzt. Auch bei der Allianz-Mission hat sich im Laufe der letzten 135 Jahre einiges geändert. Seit etlichen Jahren hat jeder unserer Missionare einen Trägerkreis, der neben Ermutigung und Gebet den Dienst auch finanziell unterstützt. Diese Trägerkreise sind bei den meisten Missionswerken üblich und bestehen sowohl aus Einzelpersonen als auch Gemeinden.

Vorbild für solche Trägerkreise ist Jesus selbst, der gemeinsam mit seinen Jüngern von einigen wohlhabenden Frauen im Umfeld unterstützt wurde (Lukas 8,1-3). Aber auch Paulus, der in seinem apostolischen Dienst von Gemeinden durch Spenden von seiner Zeltmacher-Tätigkeit freigestellt wurde. Oder die Leviten, die den hauptamtlichen Dienst am Tempel nur durch eine Abgabe aller anderen Stämme (die im Gegenzug Land als Erbe für ihre Nachkommen erhalten hatten) leisten konnten.

Auf Augenhöhe mit deutschen Unterstützern

Nun kann ich persönlich wenig mit dem Begriff des „Trägerkreises“ anfangen. Automatisch entsteht vor meinen Augen das Bild einer Person, die von anderen herumgetragen wird – was nicht nur komisch aussieht, sondern auch von einem unterschiedlichen Machtverhältnis und Rollenbild ausgeht. Für mich, der von einer Berufung in Gottes ureigene Mission ausgeht, stehen die Missionarinnen und Missionare auf Augenhöhe mit deutschen Unterstützern und aussendenden Gemeinden. Und damit stehen Missionare weder auf einem Podest, noch werden Spenden für sie als Ausgleichszahlung für das schlechte Gewissen verstanden. Daher sprechen wir bei der Allianz-Mission von unseren Missionspartnern, wenn wir Spenderinnen und Spender meinen, die sich mit uns gemeinsam in den Dienst stellen – durch Gebet, Ermutigung und auch einen monatlichen Dauerauftrag.

Diese Partnerschaft zeigt – wenn sie denn ernst gemeint ist – einen Paradigmenwechsel an. Welche Rechte stehen unseren Partnern zu? Was zum Beispiel Transparenz in Ausgaben und Bedarf angeht? Hier informieren wir ganz offen über die benötigten Ressourcen, indem wir auf der Homepage und in Publikationen konkrete Zahlen nennen.

In einer relativ aktuellen Untersuchung unter amerikanischen Gemeindebesuchern wurde festgestellt, dass in der Gruppe der unter 35-Jährigen knapp 30% das Konzept von Unterstützerkreisen komplett ablehnen und damit doppelt so häufig wie in der Altersgruppe darüber. Auch eine Erfahrung, die wir teilen. Und für viele Bewerber, aber auch langgediente Missionarinnen und Missionare, ist der Auftrag, Missionspartner zu gewinnen und in die große Mission Gottes einzuladen, als zusätzliche Aufgabe zur eigentlichen Missionsarbeit eine echte Herausforderung.

„Ohne Geld keine Mission.“

Franz Zahn

„Ohne Geld keine Mission“, sagte eins Franz Zahn. Falls Sie Ideen haben, wie die Missionsarbeit langfristig finanziert werden kann, so freue ich mich über Ihre Nachricht! Vielleicht unterstützen Sie bereits einen Missionar, dann bedanke ich mich ganz herzlich dafür. Und Ich lade Sie ein, darüber nachzudenken, wie Sie sich in der Unterstützung sehen: Als Teil eines Trägerkreises oder als Missionspartner? Und falls Sie noch keinen Missionar als Missionspartner unterstützen, denken Sie doch mal darüber nach, wo Ihr Platz in Gottes großer Mission sein könnte.

Felix Wiegner ist Leiter des Servicebereichs Fundraising

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Februar – April 2024) erschienen.