Leben zwischen den Kulturen

Leben zwischen den Kulturen

Pierre Weiss begegnet einem Brasilien-Missionar zwischen den Kulturen und mit einer tiefen Sehnsucht danach, anderen Kraft zu spenden. Eine Momentaufnahme.

Er schlendert gelassen durch die Empfangshalle auf uns zu. Freudestrahlend begrüßt er uns, witzelt kurz und nimmt uns dann die Koffer ab, um sie zum Auto zu bringen.

Danilo Paucks Arbeit als Missionar im brasilianischen Recife besteht darin, das Projekt Levante zu koordinieren. Dabei gilt es gleichermaßen, sich nicht zu sehr einzumischen in die Arbeit der Brasilianer, wie auch an den verschiedenen Projekt-Standorten in Bongi, Escada und Itapuama präsent zu sein. Beziehungsweise dabei mal wieder unterwegs im Stau zu stehen, den er aber gelassen hinnimmt: „Das ist in Brasilien nun mal so.“ So erklärt er mit einem Lächeln in den Augen uns, die wir als Team der Jüngerschaftsschule WHOLEHEARTEDLY bei ihm zu Gast sind.

Wenn wir abends zusammensitzen, lauschen wir gebannt Danilos Berichten: Bis zum elften Lebensjahr zählten viele der Indianerkinder zu seinen besten Freunden, unter denen seine Eltern als Missionare arbeiteten. Für ihn war es ein Privileg, so aufzuwachsen. Als Missionarskind im Internat untergebracht, entbehrte er allerdings seine Eltern manches Mal schmerzlich. Trotzdem teilte er schon als Kind ihre Sehnsucht, dass die Indianer von Jesus hören sollten.

Zwischen Deutschland, Brasilien und seinem Zivildienst in den USA wurde ihm seine eigentliche Identität bewusst. Ein Bibelvers wurde zum Schlüssel: „Ihr Menschen aus den anderen Völkern seid also nicht länger Fremde und Gäste. Ihr habt Bürgerrecht im Himmel, seid Gottes Hausgenossen“ (Epheser 2,19). Er begriff: Gott geht es nicht darum, ob ich Brasilianer, Deutscher oder US-Amerikaner bin. Ich gehöre zur Familie Gottes, das zählt.

Wie ich Danilo alltäglich erlebe, frage ich mich: „Wie kann man so ausgeglichen sein und den Spagat bewältigen zwischen Familie, Missionsarbeit und dem Kontakt nach Deutschland?“ Die Antwort liegt, denke ich, in seiner intensiven Beziehung zu Gott. Selten habe ich so kurze, prägnante und aussagekräftige Andachten gehört wie von Danilo. Ihm reichen oft wenige Sätze – manchmal nur einzelne Worte – um Gottes Genialität zu beschreiben und alltägliche Schwierigkeiten in den Berichten der Bibel zu reflektieren. Das sind Augenblicke, aus denen das ganze Levante-Team Kraft schöpft.

Diese enge Beziehung zu Jesus zeigt sich auch in seinem Umgang mit anderen: Ob Kokosnuss-Verkäufer am Straßenrand, Mitarbeiter bei Levante oder seine Kinder: Jedem tritt er mit der gleichen Liebe und Freundlichkeit gegenüber.

So verlässt Danilo – uns voraus – den Flughafen. Auf in den nächsten Stau.

Pierre Weiss ist als Teilnehmer der Jüngerschaftsschule WHOLEHEARTEDLY in Zusammenarbeit mit der Allianz-Mission für drei Monate in Recife, Brasilien

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juli 2018) erschienen.