Als Kind dachte Michael Soldner sich bei einer Hörspielkassette über Mission unter Eskimos: „Missionare, das sind geile Hunde!“ Jahrzehnte später ist er selbst Missionar und begleitet eine Gemeinde in Südtirol dabei, herauszufinden, wo die Menschen in ihrem Umfeld sind, die Gott vorbereitet hat.
Man könnte erwarten, dass einem in Michael Soldner ein verbitterter Mensch begegnet. Wurde sein Lebensweg doch immer wieder von schmerzhaften Enttäuschungen durchkreuzt. Als Jugendlicher erlebt er, wie seine Gemeinde sich zerstreitet und spaltet, nach seiner Ausbildung zum Schreiner stellt sich heraus, dass er mit einer Holzstauballergie nicht in diesem Job wird arbeiten können und frisch in den Missionsdienst gestartet, stürzt er in einer Kletterhalle schwer und bricht sich den Rücken.
Aber von Bitterkeit ist bei Michael nichts zu spüren. In Michael begegnet einem ein Mensch, der nicht zu ernst nimmt und gerne auch mal über sich selbst lacht. Einer, der Menschen um sich braucht und mag. Und der es liebt, kreativ Neues anzustoßen, auch ohne, dass schon alles zu Ende gedacht ist. Mit Dankbarkeit schaut er auf die prägenden Jahre in der Jungschararbeit seiner Heimatgemeinde in Rothenburg ob der Tauber zurück und entscheidet sich gerade in der Zeit der Gemeindespaltung als 19-Jähriger neu, Jesus dienen zu wollen. Mit Leidenschaft setzt er sich heute – teilberentet – für seine Gemeinde in Brixen ein. Was geblieben ist, ist ein manchmal nüchtern-sarkastischer Blick auf Dinge, mit dem er auch schon mal aneckt.
In einer gläubigen Familie aufgewachsen, entscheidet sich Michael schon mit 10 Jahren auf einer Jungschar-Freizeit für ein Leben mit Jesus und bringt sich später intensiv in der Jungschararbeit vor Ort ein. Dort erlebt er, wie er Kinder für den Glauben begeistern kann. Davon, Pastor zu werden, will der junge Mann aber angesichts der miterlittenen Gemeindespaltung zunächst nichts wissen und lässt sich zum Schreiner ausbilden. Für Michael kein Traumjob, aber was Praktisches. Als klar wird, dass er trotz Ausbildung nicht in seinem Beruf wird arbeiten können, geht er zunächst als Gebirgsjäger zur Bundeswehr und studiert dann doch Theologie – am Theologischen Seminar St. Chrischona in der Schweiz. Eine wertvolle Zeit für ihn, in der er viel theologische Weite erlebt und in Praktika in Freien evangelischen Gemeinden in Dresden und Pirna neu für Gemeindearbeit entflammt wird.
Der Dienststart als Jugendreferent für 22 Jugendkreise und zweiter Prediger von 13 Gemeinden frustriert ihn in zunehmendem Maße. War und ist es doch vielmehr sein Wunsch, mit einer Gemeinde zusammen einen Weg zu gehen, die Mitglieder und ihre Belange zu kennen und mit ihnen gemeinsam im Glauben zu wachsen.
Mit diesem Bild bewirbt sich Michael 2014 bei der Allianz-Mission für eine Gemeindeaufbauarbeit im deutschsprachigen Südtirol, einem besonderen Teil Italiens. Ihn faszinierte die besondere geistliche Geschichte dieser Region, die bis heute von der Täuferbewegung der Hutterer geprägt ist. Sie gründeten im 16. Jahrhundert hier erste Gemeinden, die die Glaubenstaufe praktizierten und dafür Verfolgung bis zum Märtyrertum erlebten.
Für Michael macht diese Geschichte Südtirol ebenso aus, wie die imposante Berglandschaft und die ehrliche Freundlichkeit ihrer Bewohner. Die lernte er besonders an seiner Frau Ruth – einer Südtirolerin – lieben und beide heirateten im vergangenen Jahr und erwarten Anfang 2019 ihr erstes Kind.
Es war ein harter Start, denn nach seinem Beginn in Brixen verunglückte Michael in einer Kletterhalle und brach sich bei dem Sturz aus sieben Metern Höhe Sprunggelenk, Oberschenkel und einen Lendenwirbel. Ein Wunder Gottes, dass er nach solch einem Sturz nicht im Rollstuhl gelandet ist. In der unfreiwilligen sechsmonatigen Auszeit entschied Michael pragmatisch:
„Wenn Gott will, dass ich ihm diene, ist meine Verletzung sein Problem und nicht meins.“
Heute ist er zwar teilberentet, kann aber weiter als Missionar und Pastor der Gemeinde dienen.
In der Gemeinde in Vahrn, einem in Brixen eingemeindeten Ort, fand Michael, wonach er sich gesehnt hatte: eine offene Gemeinde, die ihr Umfeld erreichen will. Wie das noch mehr gelingen kann, ist zur Zeit ihr gemeinsames Anliegen. Gute ökumenische Kontakte sind gewachsen – keine Selbstverständlichkeit im katholischen Italien.
Was kommt? Michael wünscht sich, dass die Gemeinde stabil und selbstständig wird. Weiter als in Fünf-Jahres-Blöcken denkt er nicht. Als Missionar noch einmal woanders hin in Europa? Vielleicht. Das wird Gott zeigen.
Meine Familie: meine Frau Ruth und unser Kind, das im Januar geboren wird
Hier wohnen wir: Altstadt von Brixen, Südtirol, Italien
So alt bin ich: 39
Meine liebste Freizeitbeschäftigung: Schwimmen, seit Snowboarden nicht mehr geht
Mein letztes Buch: Gottes Herz für deine Stadt von Johannes Reimer
Mein letzter Film: Sully, war der Film beim ersten Date, mussten wir wieder einmal zusammen schauen
Mein Job bei der Allianz-Mission: Gemeindeaufbau
Bei der Allianz-Mission seit: 2015
Ich liebe an der Allianz-Mission: visionär, schaut nach vorne
Tee oder Kaffee: Schwarztee von Lipton
Ein Lebenstraum von mir: einmal Heli-Boarding
Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn… es zu warm ist.
Jesus und ich: Jesus ist ein noch besserer Supporter als die Allianz-Mission
Michael Soldner ist Missionar in Brixen, Italien
Das Portrait schrieb Simon Diercks, Leiter Communication & Media und Church Relations
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (November 2018 – Januar 2019) erschienen.