Mission Unternehmertum

Mission Unternehmertum

Dr. Thomas Schmidt ist fasziniert von der Möglichkeit, Mission und Geschäftstätigkeit zum Besten aller Beteiligten zu verbinden. Eine Einführung in missionarisches Neuland.

Wie kann man Armut nachhaltig bekämpfen? Diese Frage beschäftigt mich seit über 25 Jahren. In 16 Jahren Tätigkeit als Leiter einer Nichtregierungsorganisation (NGO) in Vietnam habe ich einige wichtige Lektionen gelernt:

  • Geschenke und Almosen zu verteilen schafft Abhängigkeiten und verstärkt das negative Selbstbild armer Menschen.
  • Die Armen müssen selbst aktiv an der Lösung beteiligt sein. Nicht für, sondern mit den Armen müssen wir also nach neuen Ansätzen suchen.

Beeindruckt hat mich da mein Freund Michael Harder, der von sich sagt: „Ich bin Geschäftsmann und Missionar“. Beginnend mit einem Café in Laos hat er die Kaffeehauskette Joma in Süd-Ost-Asien gegründet und für Hunderte von Frauen, die oftmals Opfer von Zwangsprostitution waren, würdevolle Arbeitsplätze geschaffen. Mit ihrem Geschäftsmodell fördern sie – auf der Basis christlicher Werte ihre Mitarbeiter und geben zehn Prozent des Profits für lokale Initiativen für Menschen am Existenzminimum. Es hat mich tief beindruckt, welche positive Wirkung diese Kaffeehäuser auf ihre Mitarbeiter und Umgebung hatten. Michael ist ein erfolgreiches Beispiel für eine neue Strategie in der Weltmission die sich Business as Mission (BAM, deutsch: Unternehmertum als Mission) oder besser Business for Transformation (B4T, deutsch: Unternehmertum für Veränderung) nennt. Was ist damit gemeint?

B4T ist die bewusste Entscheidung, eine unternehmerische Tätigkeit als gezielte Missionsstrategie zu verfolgen.

Das Prinzip von B4T beruht auf der Erkenntnis, dass die Beziehung zu Jesus Auswirkungen auf das ganze Leben hat. Als Unternehmer beeinflusst der Glaube auch Grundsätze und Praktiken innerhalb der Geschäftstätigkeit. Dazu gehören alle Aspekte eines Unternehmens wie Leitungsstil, Strategie, Finanzen, Personalmanagement, Produktion, Marketing und spirituelle Entwicklung. Wer ein Unternehmen mit biblischen Werten führt, zeigt damit etwas von Gott und seinem Charakter. Wichtig ist, dass der Charakter Gottes für alle Beteiligten sichtbar wird: die Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre ebenso, wie die Lieferanten, Regierungen und die Region, in der das Unternehmen tätig ist.

Warum B4T?

B4T entspricht zum einen dem biblischen Ansatz, den ganzen Menschen mit all seinen Bezügen im Blick zu haben und nicht nur seine Seele. Gottes angebrochene Herrschaft schließt alle Lebensbereiche ein. Der Bereich Business ist ein zentrale Bereich in allen Gesellschaften weltweit und gerade dort soll Gottes Wesen zeichenhaft zum Ausdruck kommen. Es gilt, den Sonntag mit dem Montag zu verbinden. Was auch immer in der Kirche am Sonntag bekannt wird, sollte das Business am Montag prägen. B4T demonstriert, was Reich Gottes im Kontext der Geschäftstätigkeit bedeutet.

Zum zweiten drückt sich die Eigenschaft des Menschen, Abbild zu Gottes sein, auch im kreativen und produzierenden Arbeiten des Menschen aus. Vom Heiligen Geist gelenktes Business ist ein Aspekt der guten Haushalterschaft dem ersten Auftrag Gottes an die Menschen (1. Mose 1,28). In Jesaja 65 beschreibt Gott, wie Er sich gelingendes Leben unter seiner Herrschaft vorstellt. In dieser Vision gehen Menschen einer produktiven Arbeit nach und ernten die Früchte ihrer Arbeit. Arbeit ist keine Folge des Sündenfalls, sondern Teil von Gottes Absicht für unser Leben.

Schließlich ist es schlicht nicht realistisch, große Zahlen von Menschen nachhaltig aus der Armut heraus zu führen, ohne die Arbeit von kleinen und mittleren Unternehmen. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Plänen der Bundesregierung im Blick auf die Entwicklungshilfe für Afrika. Durch christlich geführte Unternehmen können wir zielgerichtet Armut bekämpfen, Lebensqualität verbessern, positive soziale Veränderung erreichen und die Botschaft des ewigen Lebens weitertragen. Dies ist kein Ersatz, aber eine sehr wichtige Ergänzung zu sozialen Projekten, die in aller Regel langfristig auf externe Finanzmittel angewiesen sind.

Business und eine Missionsgesellschaft – passt das?

Es ist eine große Herausforderung, die beiden Seiten einiges abverlangt, aber auch ein große Chance. Die Missionsgesellschaft kann ihre interkulturelle Kompetenz und Netzwerke einbringen, die Unternehmer wirtschaftliche Kompetenz und Ressourcen. Unerlässlich sind hier geklärte Rollen und Erwartungen: Die Missionsgesellschaft kann nicht als Investor auftreten und muss den Unternehmern Freiraum geben, damit diese ihre Kompetenz ausspielen können. Sie achtet darauf, dass die christlichen Werte und Ziele beachtet werden und vermittelt Kontakte zu Schlüsselpersonen und Netzwerken in Deutschland und weltweit.

Als Allianz-Mission betreten wir hier Neuland. Wir glauben, dass Gott uns gerade jetzt Türen öffnet, um diese neuen Chancen zu nutzen. Sind sie dabei?

Dr. Thomas Schmidt ist Missionssekretär und Ressortleiter für B4T

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai – Juni 2019) erschienen.