Von Gott erinnert

Von Gott erinnert

Gott ruft Maike in den Kongo – nicht nur einmal. Nach Jahren als Missionarin in Tansania steht nun die Ausreise in den Kongo an. Wie Gott ihren Weg lenkte und was sie dort erwartet.

„Warum willst du denn ausgerechnet in den Kongo?“, ist eine der Fragen, die mir in den letzten Monaten mehr als einmal gestellt wurde. Zurecht, wie ich finde. Warum sollte man in ein so zerrüttetes, politisch instabiles, ausgebeutetes und hoffnungsloses Land gehen?

Rückblick Januar 2013: Einsatz mit „Ärzte ohne Grenzen“ im Ostkongo, Afrika. Ein sonniger Morgen mit einer Tasse wässrigem Kaffee vor einem langen, heißen, anstrengenden Tag in den Gesundheitsstationen der Provinz Nord-Kivu. Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit, um in der Bibel zu lesen und mit Gott zu sprechen. In meinem Herzen höre ich die Frage klar und durchdringend und zugleich sanft und unaufdringlich: „Maike, bist du bereit, mir ganz nachzufolgen? Bist du bereit, deine Pläne für dein Leben loszulassen und mir zu vertrauen?“ Ja, das wollte ich. Diesem Jesus nachfolgen. Meine eigenen Pläne – damals der Wunsch, nach meiner Rückkehr aus dem Kongo Medizin zu studieren – aufgeben und mich für den vollzeitlichen Dienst ausbilden lassen.

Zurück in Deutschland bewerbe ich mich am Theologischen Seminar Rheinland. Meiner Schwester versichere ich noch: „Nach Afrika geh ich nicht wieder zurück. Das Thema ist für mich erledigt.“ Meine eigene Vorstellung: theologischer Dienst in Deutschland – Jugendreferentin vielleicht. Aber es kommt anders: Während meiner Zeit am Theologischen Seminar trafen wir uns als Studenten nicht nur zum Griechisch-Vokabeln lernen, sondern auch zum Beten. Jeden Mittwochmorgen um halb sieben: Gebet für Mission. Auch wenn das Thema für mich abgeschlossen war, betete ich regelmäßig für den Kongo: „Herr, bitte sende Missionare in dieses Land.“ Einige Monate später öffnete Gott mein Herz wieder neu für Mission.

Ich kam zur Allianz-Mission, bewarb mich und wir kamen ins Gespräch über das Land, in das ich gesendet werden sollte – Mali. Schließlich Planung für ein erstes Praktikum und Ausloten der möglichen Arbeitsbereiche. Dann wieder Gottes Eingreifen, wieder ein Stück Neuland, Kursänderung. Ich erinnere mich, als wäre es gestern passiert. Ein Spaziergang mit meiner Freundin nach den Prüfungen am Ende der Bibelschulzeit. Wir beten laut: „Herr, zeig uns den Weg, den wir gehen sollen.“ Rückkehr in unserer Wohngemeinschaft. Gemeinsam essen wir noch ein Müsli. Ich bleibe allein in der Küche zurück und lese in der Bibel. Plötzlich steigt eine Frage in meinem Herzen auf: „Herr, ich habe dich nie gefragt… Wo willst Du mich eigentlich hinhaben?“

Plötzlich und völlig unerwartet trifft mich die Antwort, gepaart mit einer unendlich klaren und tiefen Gewissheit: Kongo.

Damit habe ich nicht gerechnet. Ich erinnere mich daran, dass ich zwei Wochen zuvor in meinem Zimmer auf dem Boden saß, betete und Gott die gleiche Frage stellte. Die gleiche Antwort erhielt. Sie nicht fassen konnte. Ich hatte es verdrängt, vergessen, ausgeblendet. Mit unglaublicher Wucht fiel mir dieser Moment wieder ein. „Gott, bist das wirklich DU?“, frage ich im Herzen. Als würde ich seine Antwort hören: „Was brauchst du, um zu glauben, dass ich es bin?“. Ich weiß es noch so genau, was ich darauf antwortete, weil es sicher kaum einen Tag gibt, an dem ich nicht mit dieser Gewissheit und Klarheit an diesen Moment zurückdenke: „Herr, was brauche ich mehr als dein Wort?“ Dieser Moment wurde zum Anlass und Auslöser vieler Schritte, Entscheidungen und Gespräche, die seitdem meinen Weg mitbestimmen und prägen.

Vier Jahre später ist es nun soweit: Die Aussendung in die Demokratische Republik Kongo steht in diesem Jahr bevor. Gott hat unglaublich viel bewegt in dieser Zeit. Gewirkt, gesegnet und geführt. Ich habe viel gelernt. Vor allem Geduld und Vertrauen. Das werde ich auch weiterhin brauchen auf diesem Weg. Wie geht es jetzt konkret weiter? Die Allianz-Mission wird in einer Partnerschaft mit der amerikanischen Organisation SERGE die Verantwortung für mich teilen. Dieses so genannte Secondment ermöglicht es, dass ich dort nicht alleine bin, sondern Teil eines kleinen Teams sein kann, mit dem ich arbeitsrelevante Themen besprechen kann, Leben teilen und auch gemeinsam beten kann. Außerdem übernimmt SERGE die Verantwortung für meine Sicherheit und sorgt so im Notfall für schnelle Entscheidungen vor Ort, die nur schwer von Deutschland aus getroffen werden könnten. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, dort mit Patrick, Anna und Michelle zusammenzuarbeiten und freue mich auch auf die Bereicherung eines multikulturellen Teams.

Meine Arbeitsbereiche werden zum einen die medizinische Arbeit im Krankenhaus, der Krankenpflegeschule und den Gesundheitsstationen in der näheren Umgebung sein. Zum anderen werde ich auch in der Gemeindearbeit tätig werden und mit den lokalen Gemeinden in der Umgebung zusammenarbeiten. Zu Beginn meiner Zeit in Nyankunde wird es sicherlich Zeit benötigen, sich an Umgebung, Klima, Kultur, Sprache und Lebenssituation zu gewöhnen. Die konkreten Arbeitsfelder werden sich dann im Laufe der ersten Monate in Absprache mit dem SERGETeam, den kongolesischen Kollegen und der Gemeinde weiter entscheiden und festigen. Vor der konkreten Ausreise in den Kongo werde ich noch einige Monate mein Französisch vertiefen, denn trotz Kiswahili im Ostkongo ist es unerlässlich, die Amtssprache fließend zu beherrschen. Danke, wenn Sie auch hierbei für Gelingen beten. Und natürlich für Verstärkung aus Deutschland, damit die Allianz-Mission dort bald schon ein eigenes Team aufstellen kann. Ich vertraue darauf, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Egal in welchem Land. Auch im Kongo!

Maike Hadenfeld war Missionarin in Tansania und reist im Oktober in den Kongo aus

Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (Mai-Juli 2019) erschienen.