Die Kirche in China steht unter Druck, aber sie wächst weiterhin. Wohin vor 130 Jahren erste Missionare der Allianz-Mission ausreisten, dort entdecken heute einheimische Christen ihren Ruf in die Weltmission. Eine chinesische Christin berichtet.
„Gestern war Jesus hier!“ Voller Überzeugung sprach mich die Verwandte von Wang Bin* an, dem wir Tags zuvor von Gottes Liebe berichtet hatten. Er war einer derjenigen, die wir in einem Krankenhaus mit Rosen beschenkt hatten. Der Chefarzt der Chirurgie in diesem Krankenhaus ist leidenschaftlicher Christ und Teil unserer Untergrundgemeinde in einer chinesischen Großstadt. Die Rosen waren bei einem Blumenhändler – ebenfalls Christ und aus unserer Hausgemeinde – nach dem Valentinstag übrig geblieben und er wollte sie verschenken, um Menschen Gottes Liebe zu zeigen. So waren wir – wegen der Leidenschaft eines Blumenhändlers und eines Chirurgen – mit Rosen bestückt losgezogen. Zwei der Kranken vertrauten ihr Leben unmittelbar Jesus an. Wang Bin* brauchte einen Tag länger. Doch nun stand seine Verwandte vor mir.
Diese Begegnung beschreibt gut, wie Gott zurzeit in China wirkt. In dem Land, wo vor 130 Jahren die Arbeit der Allianz-Mission begann. In dem Land, das 1952 alle ausländischen Missionare auswies. Das Land, in dem es in den 60er- und 70er-Jahren zu großen Erweckungen kam und ein landesweites Netzwerk von verdeckt arbeitenden Untergrundgemeinden entstand. In dieser Zeit kamen – ganz ohne die Hilfe von Missionaren – viele Chinesen durch das übernatürliche Wirken Gottes zum Glauben. Sei es durch Heilungen oder das unmittelbare Reden des Heiligen Geistes.
Heute gibt es wieder Christen aus vielen Ländern in China, die die Hausgemeinden direkt oder indirekt unterstützen. Meine Hausgemeinde ist in den letzten zehn Jahren auf 200 Personen gewachsen. Und ständig kommen neue dazu. Viele kommen wegen persönlichen Herausforderungen mit den Gemeinden in Kontakt: gesundheitliche, psychische oder Beziehungs- und Eheprobleme und erleben oftmals Heilung und Hilfe. Da viele im Krankheitsfall die nötigen Behandlungen nicht bezahlen können, bitten sie um Gebet für Heilung und Gott schenkt sie. Andere sind Wahrheitssucher und finden auf ihrer Suche nach Lebenssinn den Glauben an Jesus. Wieder andere kommen durch Freundschaften mit Christen in Kontakt, finden in der Gemeinde intensive und ehrliche Beziehungen und begegnen Gott.
Wie Lihui*, eine Frau Mitte 50: sie kam zum Glauben, weil sich ihr Sohn in den USA für ein Leben mit Jesus entschieden hatte. Als ihr Sohn sie eines Tages mit in unsere Hausgemeinde brachte, spürte sie: „Hier bin ich Zuhause!“ Beim zweiten Gottesdienst vertraute sie Jesus ihr Leben an und änderte von da an konsequent ihr Leben, selbst ihrem gewalttätigen Mann gegenüber.
Unsere Gemeinde ist heute geduldet, aber nicht offiziell erlaubt.
Unsere Gemeinde wird zur Zeit noch geduldet, aber nicht offiziell erlaubt. In der Stadt hatten wir bisher noch kaum Probleme mit den Behörden, wenn nicht der Lobpreis mal wieder zu laut war. Auf dem Land kann die Entscheidung für Christus schon mehr persönliche Folgen haben: Ausgrenzung durch die Familie, gerade in vom Ahnenkult geprägten konservativ-buddistischen Familien. Dass heute weniger Verfolgung herrscht, als Mitte des letzten Jahrhunderts, während Erweckungen das Land durchzogen, hat Folgen: der Glaube mancher christlicher Chinesen ist flacher, nicht so tief in Leben und Handeln verwurzelt.
So ist unsere erste Bitte um Gebet nicht zuerst, dass die in den letzten Jahren wieder zunehmende Verfolgung von Christen aufhört, sondern wir bitten euch in Deutschland: „Betet, dass wir die Stärke haben darin standhaft zu bleiben! Betet für geistlich reife Christen, die im Glauben gegründet sind. Betet dafür, dass Gott auch in den Herzen der Regierenden einzieht und unser Land seine weltweite Verantwortung in einer guten Weise wahrnehmen kann.“ Wir Christen in China entdecken mehr und mehr, dass wir nicht nur Missionsland sind, sondern Jesu Missionsbefehl auch uns gilt. China beginnt, seinen Auftrag für die Weltmission zu entdecken. Unter dem Slogan „Back to Jerusalem“ (deutsch: zurück nach Jerusalem) entdecken heute Christen in China ihre Berufung als Missionare gerade für die arabische Welt. Danke Gott!
Die Allianz-Mission arbeitet verdeckt in China und steht mit der Autorin in Kontakt
*Namen geändert
Dieser Artikel ist in unserem Magazin move (August – Oktober 2019) erschienen.